Die Frage des Rabbis: Waren Sie schon mal da? Mk 13,24-32
3 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Mit einem Mal war es mucksmäuschenstill im Hotelsaal in
Jerusalem. Einer der führenden jüdischen Gelehrten im
jüdisch-katholischen Dialog hatte gerade gesagt, er hielte Jesus
von Nazareth für den größten aller Propheten. Aber er könne nicht
glauben, dass er der Messias sei. Das Erstaunen einiger Pilger
erstaunte wiederum mich.
Dann sprachen wir über die jüdische Erwartung des Messias als
mächtige politische Figur mit göttlicher Vollmacht. Und über die
christliche Erwartung der Wiederkunft Christi als Vollender des
Alls und der Weltgeschichte und jedes einzelnen Lebens, der „in
Wolken […]
mit großer Kraft und Herrlichkeit“ erscheint.
Wir wären bessere Christen, wenn wir uns etwas von der Sehnsucht
abschauten, mit der die Juden auf den Messias warten. Stattdessen
ist die Wiederkunft Christi für die meisten Christen kein Thema.
Dabei reden wir in jeder Heiligen Messe mehrmals von ihr:
Im Glaubensbekenntnis sagen wir, dass Christus in Herrlichkeit
wiederkommt, um die Lebenden und Toten zu richten. Menschliches
Richten hat nicht das letzte Wort, die Verachteten der Welt
bekommen Recht und auch mein Leben kommt ins Lot, wo Gottes
Gerechtigkeit und seine Barmherzigkeit eins sein werden.
Nach dem Abendmahlsbericht spricht die Gemeinde das „Geheimnis
des Glaubens“ aus: Wir leben nicht einfach so dahin und warten
ab, bis der Herr kommt. Weil er ein Mensch geworden ist und
seinen Geist in unsere Herzen sendet, deshalb leben wir mit ihm,
lieben wir mit ihm, feiern ihn und erzählen von ihm: „Deinen Tod,
o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du
kommst in Herrlichkeit“.
Und am Ende des Vaterunsers, im sogenannten „Embolismus“, bitten
wir für die uns bleibende Zeit, dass Gott unseren Tagen Frieden
gebe, uns mit seinem Erbarmen zu Hilfe komme und uns vor
Verwirrung und Sünde bewahre „damit wir voll Zuversicht das
Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten.“
Es war ein gutes Gespräch damals in Jerusalem. Am Ende sagte der
Rabbi lächelnd: „When the Messiah is coming, I might go and ask
him: ‚Excuse me, Sir, have you been here before?’”
Da wäre ich dann gerne dabei. Und einer von uns beiden wird
überrascht sein. Aber ich bin mir sicher: Wir beide werden uns
miteinander freuen können.
Fra' Georg Lengerke
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