Urlaub, Ferien und die große Not Mk 6,30-34

Urlaub, Ferien und die große Not Mk 6,30-34

3 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Ein Freund von mir frotzelt immer ein wenig, wenn ich davon
spreche, dass ich Ferien mache. Er hält Ferien (wenn nicht gerade
von Schulferien die Rede ist) für die sprachliche Extravaganz von
Leuten, die Klo statt Toilette, Sofa statt Couch und Salon statt
Wohnzimmersagen. Das, so der Freund, sind die Leute, die auch
Ferien statt Urlaubsagen.


Aber Ferien und Urlaub sind nicht dasselbe, auch wenn sie
dieselbe Sache bezeichnen können. Feriae sind in der Antike und
bis heute in der Liturgie göttlich vorgegebene „freie Tage“.
Ferien hat man. Urlaub muss bei Anderen beantragt und gewährt,
gegeben und genommen werden. Und wer sich Urlaub nimmt, der nicht
gewährt wurde, hat ein Problem.


So geht es Jesus mit den Jüngern. Vor lauter Arbeit kommen sie
nicht mehr zum Essen. Es ist Zeit für eine Pause. Jesus nimmt
Urlaub vom Dienst an den Menschen. Aber die Menschen gewähren den
Urlaub nicht. Sie kommen ihm zuvor und laufen ihm nach.


Das kann es geben. Dass Urlaub verweigert wird und auch die
heiligen Feriae ausfallen müssen, weil die Not ruft und ein
höheres Gut zur Disposition steht.


So geht es in Deutschland gerade vielen. Den von den
Überschwemmungen Betroffenen und ihren Helfern, Freunden,
Bekannten. Für sie ist in diesen Tagen weder an Urlaub, noch an
Ferien zu denken. Es gibt eine Not, die zeitweilig nur jenes
Mindestmaß an Freizeit erlaubt (und gebietet!), die zur
Wiederherstellung der Einsatzfähigkeit zur Hilfe notwendig ist.


Es gibt Momente, in denen Jesus sich entzieht, und Ferien hat,
obwohl ihm Urlaubnicht gewährt wird (Mk 1,35-37). Doch wenn die
Not übergroß wird, lässt er sich erneut finden, um für die
Menschen da zu sein.


Die Jünger sollten dreierlei tun:
Sie sollen mit Jesus für die Menschen in Not da sein, weil er für
sie erreichbar bleibt.
Sie sollen sich, wie die Menschen in Not, von Jesus finden
lassen, weil er sie (von überall) miteinander verbinden
wird.
Und wenn die Zeit gekommen ist, sollen sie mit Jesus Ferien
machen – selbst wenn nicht alle gewillt sind, ihnen Urlaub zu
gewähren.


Fra’ Georg Lengerke

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