Weil Du es bist Mt 25, 31-46
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vor 4 Jahren
„Er hat in mir immer seine gestorbene Jugendliebe gesehen,“
erzählte mir eine alleinstehende Frau. „Wenn er mich ansah, sah
er sie; wenn er mich berührt hat, galt die Zärtlichkeit ihr. Was
er auch tat, nie meinte er mich.“
Ähnliches erlebte ich in Lourdes: „Warum bist Du so gut zu mir?“
fragte eine alte Dame einen Helfer. Und der antwortete etwas
überrumpelt: „Weil ich Jesus in Dir sehe.“ Als ich sie später
fragte, warum sie traurig sei, antwortete sie: „Und ich dachte,
er meinte mich…!“
Er meinte sie auch. Und er war sehr gut zu ihr, wenn er sie
pflegte oder im Wagen schob oder ihr das Essen reichte; obwohl
sie eine nicht immer einfache alte Dame war. Und er wollte etwas
Schönes über sie und Jesus sagen. Und das ging schief.
Was wäre die richtige Antwort gewesen? Er hätte schlicht sagen
können. „Warum ich zu Dir gut bin? Weil Du es bist!“ Die Liebe
„kennt kein Warum“, sagt Angelus Silesius.
Oder er hätte sagen können:
Ich will für Dich da sein – und für den, der Dich sieht und lieb
hat, und der mich lehrt, Dich so zu sehen, wie er Dich sieht.
Ich will für Dich da sein – und für den, der schon vor mir bei
Dir war und noch da sein wird, wenn ich nicht mehr da sein kann.
Ich will für Dich da sein – und für den, der Dein Leben mit Dir
lebt, Deine Krankheiten mit Dir trägt und Deinen Tod mit Dir
stirbt.
„Das habt ihr mir getan!“, sagt Christus am Ende zu denen, die
für die Notleidenden da waren. Nicht: „Das habt mir statt
ihnengetan!“, und nicht „Das habt ihr getan, als ob Ihr es mir
getan hättet!“ Je mehr wir sie selbst meinen, für die wir mit
Christus da sind – umso näher sind wir auch ihm, der sich mit
ihnen bis in den Himmel verbunden hat.
Fra' Georg Lengerke
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