Beschreibung

vor 2 Jahren

Ebook Teil 1: 





Emilie kann Gedanken lesen. Als die Regierung des Systems von
ihren Fähigkeiten erfährt, wird Emilie auf eine spezielle Schule
aufgenommen und lernt, dass mit der Welt in der sie lebt und dem
System etwas nicht stimmt.


https://www.gr-verlag.de/sacres-band1


https://www.amazon.de/dp/B098BV4DV2
Akt 0 1. Kapitel

Schon seit Tagen habe ich dieses Rauschen im Ohr. Wahrscheinlich
haben wir die Musik bei der Probe wieder zu laut gedreht.
Trotzdem will ich heute unbedingt wieder hin – bald ist
schließlich Auftritt.


Ich schließe mein Fahrrad auf und fahre durch unsere Straße.
Warmer Wind weht durch meine Haare. Es war den ganzen Tag heiß
und jetzt ist es kaum abgekühlt. Mir könnte auch deswegen so
schwindelig sein, sage ich mir immer wieder.


Hinter der nächsten Biegung kommt mir eine Fahrradfahrerin
entgegen. Als sich unsere Wege kreuzen, wird das Rauschen laut
wie ein Wirbelsturm. Ich bleibe stehen, atme durch den Mund. Ganz
ruhig. Wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein.


Heute ist es viel anstrengender, den Berg hochzufahren. An der
Kreuzung klammere ich mich an einen Ampelpfosten. Es dämmert
schon. Hovercars schweben entlang der Laserspuren auf die
Wolkenkratzer in der Stadtmitte zu und werfen weite Schatten.


Im Probekeller übertönt das Schlagzeugdonnern das Dauerrauschen.
Bonnie umarmt mich.


„Hey, gut, dass du da bist. Ich habe einen neuen Song geschrieben
–damit schaffen wir es garantiert in die Charts.“


Wir stellen uns an die Mikrophone. Bonnie zählt den Takt an. Dann
steigen die anderen mit ihren Instrumenten ein. Mir ist schon
wieder schwindelig, aber ich sage mir, dass ich das auch so kann.
Ich klammere mich an den Mikrophonständer. Alle sehen mich so an.
Ich sage ihnen, dass wir weiterspielen sollen, aber auf einmal
ist das Rauschen so laut, dass es alles übertönt. Ich will
rausrennen, aber dann weiß ich nicht mehr wo oben und unten ist.
Ich greife nach etwas, höre nur noch ein metallisches Scheppern
und dann bin ich weg.


Als ich zu mir komme, liege ich auf dem Sofa im Nebenraum. Die
anderen haben sich um mich versammelt und sehen mich besorgt an.


„Hey“, sagt Bonnie, „alles klar bei dir? Ist dir das schon öfter
passiert?“ Tatsächlich war mir in den letzten Wochen oft
schwindelig, aber das müssen sie nicht wissen.


„Nein“, sage ich, „ist sicher nur der Kreislauf…“


„Also sag Bescheid, wenn wir wegen dem Auftritt für dich Ersatz
suchen sollen“, sagt Claudia. Sie will schon lange meinen Part,
aber das kann sie vergessen.


Als ich den Proberaum verlasse, ist es schon dunkel. Die Luft ist
angenehm kühl und es geht mir besser. Auf dem Nachhauseweg merke
ich es kaum noch. In meinem Zimmer, werfe mich auf mein Bett und
starre zur Decke. Nach einigen Minuten verklingt das Rauschen.
Irgendwie wird es immer besser, wenn ich alleine bin.
2. Kapitel

Als ich aufwache, ist das Geräusch nicht mehr da. Ich schleppe
mich ins Badezimmer, bändige meine Frisur, ziehe mir ein Top und
eine kurze Hose an. Unten steht Mama schon im Flur. Sie trägt
einen schicken Blazer.


„Weißt du was? Ich habe heute schon wieder einen…der zweite in
diesem Jahr – sie müssen mich für einen Promi halten.“ Wow – ich
frage mich, was sie richtig gemacht hat.


Mein Bruder sitzt schon am Frühstückstisch, schaufelt sich Müsli
in den Mund und sieht mich so besorgt an – er muss wissen, dass
etwas nicht in Ordnung ist, aber ich muss nicht darüber reden.


„Und wegen deiner Einstufung…? Sie teilen dir doch sicher ein
gutes Amt zu…“


„Hoffentlich, aber irgendwie glaube ich nicht, dass ich regulär
eingestuft werde…“ Er glaubt also immer noch, dass sie Größeres…
mit ihm vorhaben, aber so wirklich daran glauben, kann ich nicht.
Obwohl er der Schulbeste ist, was man von mir nicht sagen kann.

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