190625 BDZ 12. Woche i.Jkr. Di Urteilt aber richtet nicht Mt 7,1-5

190625 BDZ 12. Woche i.Jkr. Di Urteilt aber richtet nicht Mt 7,1-5

2 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren
Es wird oft gesagt, wir sollten nicht urteilen. Vielleicht kommt
diese Forderung aus der Erfahrung, dass manche Leute einfach zu
schnell eine schlecht informiert fertige Meinung haben und sich
dann nichts mehr sagen lassen. Aber genau genommen ist diese
Forderung natürlich Unsinn. Wir sollen, ja wir müssen sogar laufend
urteilen. Keiner von Euch würde diesen Text jetzt lesen, wenn er
nicht vorher geurteilt hätte, dass er das Risiko, sich zu
langweilen eingehen will. Genauso unsinnig wäre es, zu sagen, wir
sollten nicht nachdenken oder nicht entscheiden. Auch Jesus sagt
nirgends, dass wir nicht urteilen sollen. Im Gegenteil, er lehrt
uns vor allem, richtig, gut, weise, angemessen und unserer
göttlichen Berufung gemäß zu urteilen. Jesus fordert, dass wir
nicht richten sollen. Wer richtet, fällt ein letztes Urteil über
seinen Nächsten und ist mit ihm fertig. Wenn mein Nächster nicht
mehr aus der Schublade kommt, in der ich ihn (vielleicht sogar
scheinbar rücksichtsvoll) untergebracht habe, dann habe ich mich
zum Richter anstelle Gottes gemacht. Vielleicht hat unser Richten
mit unserer Angst vor Gott als Richter und seiner Verdrängung zu
tun: Wo die Angst vor einem allzu menschlich gedachten Richter-Gott
dazu geführt hat, dass wir Gott nicht mehr Richter sein lassen, da
müssen wir selbst richten. Aber die Liebe der Christen – gerade
gegenüber den Schwierigen oder schuldig Gewordenen – besteht auch
darin, das letzte Urteil über sie Gott zu überlassen. Wir sind alle
mehr und anders, als wir scheinen. Gott weiß das. Fra' Georg
Lengerke

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