Beschreibung

vor 1 Jahr

Verborgen im Text der Ursprache des Neuen Testaments ist der
Anhänglichkeit der Hunde ein ewiges Denkmal gesetzt, das uns
zugleich mit der höchsten Berufung des Menschen in Verbindung
bringt. Das griechische Wort für »anbeten« heißt: proskynein. Es
setzt sich aus den Wörtern pros = »hinzu«, und kynein = »Hund«
zusammen und bedeutet – zu einem Tuwort gemacht – wörtlich »sich
wie ein Hund benehmen«.


Anbeten ist mehr als danken und loben und ganz gewiss weit mehr
als bitten. Bei der Anbetung Gottes geht es nicht darum, von ihm
etwas zu erbitten oder ihm für etwas zu danken oder ihn wegen
einer seiner herrlichen Eigenschaften zu loben. Nein, es geht
beim Anbeten darum, vor der wunderbaren Majestät des
allmächtigen, allwissenden und allgegenwärtigen Gottes still zu
werden und sich darüber zu freuen, dass man die unverdiente Gunst
erhalten hat, in seine Gegenwart treten zu dürfen. Dann wünscht
man sich nichts mehr, betrauert nichts mehr und will nichts mehr,
als diese Nähe zu genießen.


Fällt einem da nicht von selbst das Verhalten eines Hundes ein,
der, satt geworden, sich nichts weiter wünscht, als zu den Füßen
seines Herrn liegen zu dürfen? Hunden geht es sogar so sehr um
diesen Platz, ganz in der Nähe des »Leitwolfes« sein zu dürfen,
dass heiße Kämpfe darum entbrennen können, wenn sie keine
Einzeltiere sind, sondern im Rudel leben. Selbstverständlich
handelt es sich hier um ein natürliches, in den Instinkten
verankertes Verhalten, das keiner Überlegung bedarf. Es gehört
also keine Überwindung widerstrebender Empfindungen dazu, und
darum ist es moralisch völlig neutral. Dieses Bild zeigt uns aber
auch, für wie unnatürlich Gott es hält, dass wir Menschen von uns
aus gar nicht nach dieser Nähe zu ihm trachten.
Hermann Grabe


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Audioaufnahmen: Radio Segenswelle

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