Episode 70: Stalker - Science Fiction als Reise ins Innere (Gast: Marcus)
Mit unserem Gast Marcus sprechen wir über Andrei Tarkowskis Science
Fiction Klassiker STALKER aus dem Jahr 1979.
1 Stunde 58 Minuten
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Wir lieben Filme und wir lieben es, über Filme zu diskutieren. Die Sache ist nur, wir haben einen sehr unterschiedlichen Filmgeschmack. Daher drückt jeder von uns dem jeweils anderen für die aktuelle Episode einen neuen Film aufs Auge mit dem Ziel, des...
Berlin
Beschreibung
vor 2 Jahren
Mit unserem Gast Marcus sprechen wir über Andrei Tarkowskis Science
Fiction Klassiker STALKER aus dem Jahr 1979. 1979, das ist ein Jahr
nach George Lucas’ Space-Oper Star Wars und das Jahr in dem Rildey
Scott uns in einer Art Antithese zu Star Wars mit Alien das
fürchten lehrt. Während ersterer Science Fiction Klassiker
unverhohlen auf Effekt, Action und Dynamik setzt, ist letzterer
schon zurückhaltender. Das Visuelle, die Cinematografie ist
eindrücklich aber nicht aufdringlich. Fast die gesamte Dynamik, die
in Alien transportiert wird, beschränkt sich auf die fremde
Körperhaftigkeit eines unbekannten Wesens aus dem All einerseits
und auf die Angst, die innere Bewegtheit, die uns Scott lehren
will, andererseits. In diesem Sinne ist Alien auch ein inneres
Erlebnis, ausgelöst durch eine Begegnung mit dem Fremden. 1979
erschien aber auch noch ein weiterer Science Fiction Klassiker,
einer der kulturell nicht weniger Wirkung erzielte, sich aber nie
inmitten eines Franchise-Getöses wiederfand. Die Rede ist von
Andrei Tarkowskis Stalker, der gewissermaßen noch antithetischer
ist. Als Gegenentwurf zur effekthascherischen
Blockbuster-Aufdringlichkeit, entfaltet Stalker in seiner Ruhe und
Verschlossenheit eine Sogwirkung, der man, ist man einmal von ihr
erfasst, nicht mehr entkommen kann. Nach Solaris ist es Tarkowskis
zweiter Science Fiction Film, nur… fast ohne Science Fiction. Man
begegnet hier nichts Fremden, keinem Wesen aus einer anderen Welt,
sondern sich selbst, vielleicht. Stalker spielt in der Nähe der
sogenannten Zone, die ein Überbleibsel eines unbekannten
Ereignisses ist, oder sein soll. Sei es ein Meteoriteneinschlag,
oder die Landung einer Außerirdischen Zivilisation. Ein als Stalker
bezeichneter Abenteurer, der dafür bezahlt wird Menschen in und
durch die Zone zu leiten, wurde von zwei Männern angeheuert, sie in
ein Zimmer zu bringen, welches sich in der Zone befindet und in
welchem Wünsche bzw. die insgeheimen Wünsche in Erfüllung gehen
sollen. (Dieser Unterschied ist wichtig.) Bei den Männern handelt
es sich um einen Schriftsteller, dem die Inspiration abhanden
gekommen ist und einen Wissenschaftler, der, so scheint es
zunächst, nach dem Nobelpreis strebt. Merkwürdige Dinge sollen in
der Zone geschehen, gefährlich soll es in ihr zugehen, der kürzeste
Weg sei nicht der schnellste, überall lauerten tödliche Fallen, die
es aufzuspüren gilt. Aber… so viele Anzeichen, die darauf schließen
ließen, dass wir uns hier in einer fremden und gefährlichen
Umgebung befinden, gibt es gar nicht. Keine Effekthascherei, keine
Action, vielmehr wird der Weg zum Wunschzimmer zu einer Reise ins
Innere. Stalker ist kein dynamischer Film, zumindest nicht in
physischer Hinsicht aber er bewegt viel tiefgehender, weil
Tarkowski hier etwas berührt, was in uns selbst stattfindet und was
sich in weitestem Sinne als Conditio humana oder Psyche bezeichnen
ließe und selbst nichts festes, sondern etwas dynamisches ist.
Diese Dynamik ist im Film verborgen, man muss sie sich erschließen,
sie entdecken. Sie entfaltet sich in dem Augenblick, wenn man sich
selbst dem Film öffnet und beginnt hinter die Fassade zu blicken,
die uns Tarkowski hier vorspielt. Denn es ist keineswegs eindeutig,
was hier die Zone ist! Ist es wirklich das Gebiet, das von der
Natur zurückerobert wird und in dem es gefährlich sein soll? Oder
ist es vielleicht doch die in Sepia getauchte karge Welt, die
eindeutig die Anzeichen von Ideologie trägt und in der Soldaten
oder Polizisten mit Waffengewalt verhindern wollen, dass man hinter
die Grenze gelangt? Was meint Ihr? Was ist die Zone?
Fiction Klassiker STALKER aus dem Jahr 1979. 1979, das ist ein Jahr
nach George Lucas’ Space-Oper Star Wars und das Jahr in dem Rildey
Scott uns in einer Art Antithese zu Star Wars mit Alien das
fürchten lehrt. Während ersterer Science Fiction Klassiker
unverhohlen auf Effekt, Action und Dynamik setzt, ist letzterer
schon zurückhaltender. Das Visuelle, die Cinematografie ist
eindrücklich aber nicht aufdringlich. Fast die gesamte Dynamik, die
in Alien transportiert wird, beschränkt sich auf die fremde
Körperhaftigkeit eines unbekannten Wesens aus dem All einerseits
und auf die Angst, die innere Bewegtheit, die uns Scott lehren
will, andererseits. In diesem Sinne ist Alien auch ein inneres
Erlebnis, ausgelöst durch eine Begegnung mit dem Fremden. 1979
erschien aber auch noch ein weiterer Science Fiction Klassiker,
einer der kulturell nicht weniger Wirkung erzielte, sich aber nie
inmitten eines Franchise-Getöses wiederfand. Die Rede ist von
Andrei Tarkowskis Stalker, der gewissermaßen noch antithetischer
ist. Als Gegenentwurf zur effekthascherischen
Blockbuster-Aufdringlichkeit, entfaltet Stalker in seiner Ruhe und
Verschlossenheit eine Sogwirkung, der man, ist man einmal von ihr
erfasst, nicht mehr entkommen kann. Nach Solaris ist es Tarkowskis
zweiter Science Fiction Film, nur… fast ohne Science Fiction. Man
begegnet hier nichts Fremden, keinem Wesen aus einer anderen Welt,
sondern sich selbst, vielleicht. Stalker spielt in der Nähe der
sogenannten Zone, die ein Überbleibsel eines unbekannten
Ereignisses ist, oder sein soll. Sei es ein Meteoriteneinschlag,
oder die Landung einer Außerirdischen Zivilisation. Ein als Stalker
bezeichneter Abenteurer, der dafür bezahlt wird Menschen in und
durch die Zone zu leiten, wurde von zwei Männern angeheuert, sie in
ein Zimmer zu bringen, welches sich in der Zone befindet und in
welchem Wünsche bzw. die insgeheimen Wünsche in Erfüllung gehen
sollen. (Dieser Unterschied ist wichtig.) Bei den Männern handelt
es sich um einen Schriftsteller, dem die Inspiration abhanden
gekommen ist und einen Wissenschaftler, der, so scheint es
zunächst, nach dem Nobelpreis strebt. Merkwürdige Dinge sollen in
der Zone geschehen, gefährlich soll es in ihr zugehen, der kürzeste
Weg sei nicht der schnellste, überall lauerten tödliche Fallen, die
es aufzuspüren gilt. Aber… so viele Anzeichen, die darauf schließen
ließen, dass wir uns hier in einer fremden und gefährlichen
Umgebung befinden, gibt es gar nicht. Keine Effekthascherei, keine
Action, vielmehr wird der Weg zum Wunschzimmer zu einer Reise ins
Innere. Stalker ist kein dynamischer Film, zumindest nicht in
physischer Hinsicht aber er bewegt viel tiefgehender, weil
Tarkowski hier etwas berührt, was in uns selbst stattfindet und was
sich in weitestem Sinne als Conditio humana oder Psyche bezeichnen
ließe und selbst nichts festes, sondern etwas dynamisches ist.
Diese Dynamik ist im Film verborgen, man muss sie sich erschließen,
sie entdecken. Sie entfaltet sich in dem Augenblick, wenn man sich
selbst dem Film öffnet und beginnt hinter die Fassade zu blicken,
die uns Tarkowski hier vorspielt. Denn es ist keineswegs eindeutig,
was hier die Zone ist! Ist es wirklich das Gebiet, das von der
Natur zurückerobert wird und in dem es gefährlich sein soll? Oder
ist es vielleicht doch die in Sepia getauchte karge Welt, die
eindeutig die Anzeichen von Ideologie trägt und in der Soldaten
oder Polizisten mit Waffengewalt verhindern wollen, dass man hinter
die Grenze gelangt? Was meint Ihr? Was ist die Zone?
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