Episode 47: Fahrraddiebe und der italienische Neorealismus
Mit Vittorio de Sicas Film Fahrraddiebe aus dem Jahr 1948 reden wir
heute über die europäische Filmbewegung, die der Nouvelle Vague
unmittelbar vorausging: Den italienischen Neorealismus.
1 Stunde 13 Minuten
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Wir lieben Filme und wir lieben es, über Filme zu diskutieren. Die Sache ist nur, wir haben einen sehr unterschiedlichen Filmgeschmack. Daher drückt jeder von uns dem jeweils anderen für die aktuelle Episode einen neuen Film aufs Auge mit dem Ziel, des...
Berlin
Beschreibung
vor 2 Jahren
Also dann… Machen wir wieder einmal einen Ausflug in die
filmhistorische Hochkultur. Die Nouvelle Vague aus Frankreich haben
wir ja in unserer “Außer Atem” Episode bereits abgehandelt. Mit
Vittorio de Sicas Film Fahrraddiebe aus dem Jahr 1948 reden wir
heute über die europäische Filmbewegung, die der Nouvelle Vague
unmittelbar vorausging: Den italienischen Neorealismus. Dieser
entstand in den frühen 40er Jahren, in der Endzeit des
italienischen Faschismus unter Mussolini, und gehört zu den großen
Filmschulen des 20. Jahrhunderts. Fahrraddiebe ist ohne jeden
Zweifel Peak Neorealismus, der Film, der am besten auf den Punkt
bringt, was diese filmische Schule ausmacht: Erzählt wird in der
(damaligen) Gegenwart, eine einfache Geschichte aus dem
Arbeitermilieu: Dem Tagelöhner Antonio wird das Fahrrad geklaut,
das er für seinen neuen Job als Plakatierer zwingend benötigt.
Keine Banalität für den Familienvater, der dadurch die Existenz
seiner gesamten Familie auf dem Spiel sieht. Verzweifelt zieht er
mit seinem Sohn durch Rom, auf der Suche nach dem Diebesgut und den
Dieben. In dieser einfachen Geschichte, die vom Zufall geleitet
wird, verbindet sich ein dokumentarischer Blick mit einem
humanistischen Pathos, der den alltäglichen Kampf des Prekariats
ums Überleben nuanciert und mitreißend darstellt. Auch heute noch,
gut 70 Jahre später für mich absolut fesselnd und berührend,
einfach einer der besten Filme aller Zeiten, ein Urteil das ich mit
dem Gros des Feuilleton und der Filmkritik teile. Also bitte
Johannes. Hier ist wieder einmal eine heilige Kuh. Bereit für die
Schlachtung?
filmhistorische Hochkultur. Die Nouvelle Vague aus Frankreich haben
wir ja in unserer “Außer Atem” Episode bereits abgehandelt. Mit
Vittorio de Sicas Film Fahrraddiebe aus dem Jahr 1948 reden wir
heute über die europäische Filmbewegung, die der Nouvelle Vague
unmittelbar vorausging: Den italienischen Neorealismus. Dieser
entstand in den frühen 40er Jahren, in der Endzeit des
italienischen Faschismus unter Mussolini, und gehört zu den großen
Filmschulen des 20. Jahrhunderts. Fahrraddiebe ist ohne jeden
Zweifel Peak Neorealismus, der Film, der am besten auf den Punkt
bringt, was diese filmische Schule ausmacht: Erzählt wird in der
(damaligen) Gegenwart, eine einfache Geschichte aus dem
Arbeitermilieu: Dem Tagelöhner Antonio wird das Fahrrad geklaut,
das er für seinen neuen Job als Plakatierer zwingend benötigt.
Keine Banalität für den Familienvater, der dadurch die Existenz
seiner gesamten Familie auf dem Spiel sieht. Verzweifelt zieht er
mit seinem Sohn durch Rom, auf der Suche nach dem Diebesgut und den
Dieben. In dieser einfachen Geschichte, die vom Zufall geleitet
wird, verbindet sich ein dokumentarischer Blick mit einem
humanistischen Pathos, der den alltäglichen Kampf des Prekariats
ums Überleben nuanciert und mitreißend darstellt. Auch heute noch,
gut 70 Jahre später für mich absolut fesselnd und berührend,
einfach einer der besten Filme aller Zeiten, ein Urteil das ich mit
dem Gros des Feuilleton und der Filmkritik teile. Also bitte
Johannes. Hier ist wieder einmal eine heilige Kuh. Bereit für die
Schlachtung?
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