Kurt Hüpfner: "Eine abseitige Existenz".

Kurt Hüpfner: "Eine abseitige Existenz".

Die Galerie Dantendorfer zeigt seine Werke
29 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Lebenslauf einer "abseitigen Existenz", geschrieben von Kurt
Hüpfner Geboren 1930 in Wien. Obwohl das Interesse der Malerei gilt
(Besuch der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt) komme ich bald zu
der Einsicht, als Gebrauchsgrafiker nie Fuß fassen zu können
(Schriftphobie). Friste in der Folge das Dasein als
Zeitschriftenillustrator und Karikaturist. Gelegentlich auch als
Hilfsarbeiter. Als sich Anfang der 60ger Jahr die finanzielle
Situation bessert, erwacht der alte Ehrgeiz wieder. Unter anderem
malte ich ein Bild, 128x128 cm groß, weiß und leer: DIE
VERSTIEGENHEIT DES WINTERS. Von da ab hätte ich am liebsten bis in
alle Ewigkeit leere weiße Bilder gemalt, der ZANGENBEWEGUNG vom
Fleisch und Bein entzogen. Die Malerei war kein fliegender Teppich
mehr, auf dem man reisen konnte, sondern ein Begräbnisplatz für
Farbe und Linien. Nun, sich KEIN Bild zu machen setzt voraus mit
der Würde der Anonymität ausgestattet zu sein. Ich lag in meinem
Zimmer auf dem Bett, plattgedrückt wie eine Wanze von den
Tatsachen. Die Dinge schwitzen Langeweile aus, die Konturen waren
schweißnass, wie ausgequetscht und dieses unübersehbare Feld der
Langeweile präsentierte sich Tag für Tag. Nach einer gewissen Zeit
wuchs eine Art Flaum auf der Haut, trocknete aus und verkrustete.
Ich war sozusagen eingegipst in die Gegenwart wie ein Vogel in
seinem Ei und ich begann die Welt nach einem schwachen Punkt
abzuklopfen. Der Not gehorchend verlegte ich mich auf den Diebstahl
von Bauholz. Jeder wahre Künstler ist ein Dieb. Mir blieb kein
anderer Ausweg, als einen gestohlenen Holzpfosten, in dem sich
Weisheit verewigt hatte, blind wie eine Fledermaus, zu einen
Fetisch zusammen zu hacken, dabei ganz Ohr, nur von Schallwellen
dirigiert. Mit Seegras aus einer gestohlenen Matratze komplettiert
und mit bemalten Wäschefetzen, auf Rahmen genagelt, verfügte ich
nach einer gewissen Zeitspanne über eine Anzahl von Bildwerken,
darunter auch OMEN. Ein Omen ist das Los das uns zu Teil wird,
UNVERKNÜPFT mit der ARGUMENTATIVEN Beweiskraft des reflektierenden
Bewusstseins, das substantiell nicht verwertbar ist. Neubeginn mit
Naturstudien und nach Modell, um nicht mehr den Depressionen
ausgeliefert zu sein. Erfahrung mit automatischen Zeichnungen,
einer Praxis, die auch in der Zukunft beibehalten wird.
Verfertigung im Winter 1962/63 DER ersten Plastik aus Gips
kombiniert mit Seegras. In der Folge entstehen eine Reihe von
bemalten Holzreliefs. Anfang der 70ger Jahre Kontakt mit der
Galerie in der Blutgasse, welcher infolge Wechsels in der Leitung
IM Sand verläuft. Hänge alle Bestrebungen an den Nagel, werde
Hilfsarbeiter und schließlich Privatchauffeur. Schlittere in immer
ärgere Depressionen, quittiere nach einem Jahr den Dienst und
unternehme einen neuen Anlauf, wieder mit Naturstudien, der sich
als sehr schwierig gestaltet. Die Geldfrage spielt wieder eine
Rolle. Malerei intensiv ausgeübt war zu teuer. Conzept-Art kostete
fast nichts, STELLTE sich aber als Holzweg heraus. Blieb die
Verfertigung fetischartiger Figuren aus Bauholzresten, Seegras und
Vogelfedern. Auch Gips kam in Frage. Um 1980 weniger Depressionen,
die Malerei beginnt wieder eine Rolle zu spielen. An Stelle von
ABFALLHOLZFETISCHEN tritt die LINDENHOLZSKULPTUR. Und die
Imitationen von STEINBILDHAUERARBEITEN durch Herausschlagen von
Figuren aus gegossenen Gipsblöcken. Anfang der 90ger Jahre beenden
Beschwerden der Nachbarn wegen Lärmbelästigung diese Periode und
zwangen zu einer lautloseren Beschäftigung. Hinwendung zur Malerei
und zum Modellieren in Ton. Wenn Kunst beschreibbar ist, wird sie
an das Fußende des Bettes gekettet, wo das Wort missbraucht wird.
Die Ideologie brütet ein Windei. Aber ich engagiere mich nicht. Ich
habe meine Götzen gefunden, die dem Nichts seine Tarnkappe
entreißen und als Wirklichkeit bloßstellen. Dies zur gefälligen
Beachtung (bei entsprechender Nachsicht). Foto (c) Selin Stütz

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