"Du Opfer!" eine Analyse von Reinhard Haller

"Du Opfer!" eine Analyse von Reinhard Haller

"Iphigenia" das Opfer auf der Pernserinsel
31 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
"Iphigenie" das ist das Opfer in einer antiken griechischen
Tragödie, geschrieben von Euripides. Auch Johann Wolfgang von
Goethe hat sich des Themas aus dem 5. Jahrhundert vor Christus
angenommen. Bei den Salzburger Festspielen 2022 wurde "Iphigenia"
in die Gegenwart geholt. Der Mensch in seiner Opferrolle hat
mehrere Seiten. 25% der Sexualtäter wurden selbst missbraucht.
Manche Menschen gefallen sich in einer aufopfernden Rolle, andere
wiederum sind glücklich in einer masochistischen Beziehung. Nicht
unerwähnt bleibt das unsägliche Leid der traumatisierten Kriegs-
und Vergewaltigungsopfer. Unter Jugendlichen ist es verpönt; ein
Opfer zu sein sogar ein Schimpfwort. Seit der Antike kennen wir den
Opferbegriff und seine zahlreiche Arten der Beschreibung. Auf der
Pernerinsel feierte die Premiere des Theaterstücks "Iphigenia" am
18. August 2022 Premiere. Die Dramaturgin Joanna Rednarcyzk hat mit
der Regiseurin Evelina Marciniak die mythenbehaftete Figur in die
Gegenwart geholt. Dafür haben die beiden unterschiedliche Kritiken
hervorgerufen. Vom "großen Nachdenkstück" und "gelungenem
Theaterabend, bei dem alle Register gezogen wurden" (ORF at.,
Gerald Haidegger), war ebenso zu lesen, wie vom langweiligen
Therapieabend ( Die Presse, Norber Mayer), bei dem das Publikum zum
Opfer wurde. Das große "Philosophicum und Theaterereignis" (Gerald
Haidegger) wurde auch im Feuilleton der FAZ als triviale
Therapiesitzung beschrieben, die zum völligen Fiasko geriet. Das
Opfer Iphigenia ist eine einundzwanzigjährige, die Starpianistin
werden will. Darunter tut sie es nicht. Was verhandelt wird, ist
eine #meToo Debatte. Bei Euripides steht Iphigenie als ideales
Opfer vor uns. Sie wird von ihrem Vater Agamemnon getäuscht,
bekommt nicht Achill zum Mann, willigt aber in ihre Opferrolle ein,
damit der günstige Wind für Troja wehen kann. Von Artemis wird sie
von der Schlachtbank gerettet, doch der Preis ist hoch. Er bedeutet
Exil. In der Inszenierung auf der Pernerinsel wird die „Opfer-Tat“
therapiert. Bleibt die Perspektive der Illusionslosigkeit. Es ist
ein Theaterabend der von der Innenschau des Opfers erzählt und die
Außenperspektive entwertet. Bei aller Kritik: "Ein starkes Stück".
Der Opferbegriff bedarf also einer genauen Betrachtung. Der
Neurologe, Psychiater und Psychotherapeut in eigener Praxis in
Feldkirch, Univ.-Prof. Dr. Reinhard Haller, löst diese Anforderung
in seinem Vortrag ein. Die Produktion der Salzburger Festspiele in
Kooperation mit dem Thalia Theater Hamburg, ist bis 28. August 2022
auf der Pernerinsel in Hallein zu sehen. Foto: (c) Krafft Angerer

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