Folge 12: Das „Defizit-Modell“ in der Wissenschaftskommunikation
53 Minuten
Beschreibung
vor 2 Jahren
Mit „Defizit-Modell“ wird die Annahme bezeichnet, dass die
öffentliche Akzeptanz und Unterstützung von Wissenschaft dann
gering sind, wenn es in der Öffentlichkeit nicht genug Wissen aus
der Wissenschaft und über die Wissenschaft gibt. Dann lege ein
Mangel an Wissen und Verständnis vor. Daraus folge für die
Wissenschaft(-skommunikation) die Aufgabe, dieses Defizit zu
reduzieren; etwa durch möglichst gute Wissenschaftsvermittlung an
die Öffentlichkeit.
Ein solcher unmittelbarer Zusammenhang zwischen
wissenschaftlichem Wissen, Akzeptanz von Wissenschaft, Vertrauen
in Wissenschaft und der Akzeptanz von praktischen Folgerungen aus
wissenschaftlichem Wissen ist empirisch widerlegt. Ob
Bürger*innen der Wissenschaft vertrauen, ob sie sich für
wissenschaftliche Prozesse interessieren, und ob sie bereit sind,
konkreten Handlungsempfehlungen zu folgen, die mit
wissenschaftlichem Wissen begründet werden, hängt von vielen
weiteren Bedingungen ab. Neben dem Wissen variiert dies auch für
die einzelne Person abhängig vom jeweiligen Themenfeld.
In der Forschung sowie in der Wissenschaftskommunikation wird
deshalb seit längerem vehement das „Defizit-Modell“ abgelehnt.
Viele Beiträge in Forschung und Praxis beginnen mit einem Verweis
darauf, dass das (eigene) Verhältnis der
Wissenschaftskommunikator*innen zur Öffentlichkeit nicht auf
einer Defizit-Annahme beruhe.
Aber ist diese, manchmal einem Vorabbekenntnis gleichende,
Ablehnung des „Defizit-Modells“ gerechtfertigt? Ist sie
zielführend? Darüber diskutieren in dieser Folge des
Wisskomm-Quartetts Rainer Bromme, Elisabeth Hoffmann, Julia
Serong und Rebecca Winkels.
Weitere Hintergrundinformationen sowie
Literaturempfehlungen zum „Defizit-Modell“ finden Sie in der
Episodenbeschreibung via
https://www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/wisskomm-quartett/folge-12-das-defizit-modell-in-der-wissenschaftskommunikation/.
In der Episode genannte Literatur:
Krause, N. M., Scheufele, D. A., Freiling, I., & Brossard, D.
(2021). The Trust Fallacy: Scientists' search for public
pathologies is unhealthy, unhelpful, and ultimately unscientific.
American Scientist, 109, 226+. Retrieved from
https://link.gale.com/apps/doc/A669437356/AONE?u=anon~c698f8d3&sid=googleScholar&xid=8f1c6b39
Douglas, H. (2021). Lecture 3. Science communication: Beyond the
deficit model. In H. Douglas (Ed.), The Rightful Place of
Science: Science, Values, and Democracy: The 2016 Descartes
Lectures. (pp. 121-151). Tempe, AZ: Consortium for Science,
Policy & Outcomes.
In dieser Folge wird auch 'Bogner' erwähnt. Dies bezieht sich auf
die Folge 9 des Wisskomm-Quartetts, in der wir gesprochen haben
über: Bogner, A. (2021). Die Epistemisierung des
Politischen. Wie die Macht des Wissens die Demokratie gefährdet.
Ditzingen: Reclam.
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