Wenn dir ein Republikaner in der Wahlnacht eine reinhaut
31 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Literaturpodcast von Hamburger Abendblatt und dem Literaturhaus Hamburg
Beschreibung
vor 4 Jahren
Was lesen? Abendblatt-Redakteur Thomas Andre und Literaturhaus-Chef
Rainer Moritz über aktuelle Bestseller, die es in sich haben. Ein
Altmeister, eine Altmeisterin, ein Newcomer: Die neue Folge des
Literaturpodcasts wartet wie immer mit einer interessanten Mischung
auf. Den Anfang macht Richard Fords Erzählungsband „Irische
Passagiere“, dessen Geschichten mal mehr, mal weniger mit Irland zu
tun haben. Es geht um meist mittelalte Menschen, die in gesicherten
Verhältnissen leben, von Schicksalsschlägen betroffen sind oder
ganz allgemein Verlusten. Da ist in einer der Erzählungen zum
Beispiel der Expat Jimmy Green, der auf einer Wahlparty im Paris
des Jahres 1992 seine Würde verliert. Obwohl er ganz unschuldig
ist. Weil Clinton die US-Präsidentenwahl gewinnt, haut ihm ein
Republikaner eine rein. Einfach so. Amerikanische Toughness, viele
Jahre, bevor das Land erst recht am Zerbersten ist. Außerdem gibt
es die bei Ford nicht untypischen Behauptungssätze. Sind die
eigentlich tiefsinnig oder tun nur so, als ob sie dies wären? Auch
darum geht es diesmal in Next Book Please. Außerdem um den neuen
Roman der 1948 in Schwyz geborenen Gertrud Leutenegger. Podcaster
Rainer Moritz begleitet die Karriere der Schweizerin seit Beginn
von deren Karriere. Auch „Späte Gäste“ kann er viel abgewinnen,
während Thomas Andre mit der Überpoetisierung des Geschehens
manchmal seine Probleme hat. Positiv bewerten beide Leser den
Einbruch der Flüchtlings-Gegenwart in die versponnen-somnambule
Atmosphäre des Romans. Eigenwillig ist auch das Debüt des 1983 in
Linz geborenen Österreichers Stephan Roiss. „Triceratops“ stand auf
der Longlist des Deutschen Buchpreises und erzählt von einer
Familie, deren Mitglieder unter psychischen Erkrankungen leiden. An
die fortwährende Irritierung, dass der zunächst kindliche, später
jugendliche Ich-Erzähler unaufhörlich im „wir“ erzählt und nicht
als „ich“, gewöhnt man sich als Leser. Dieser Kniff gesellt sich
neben die harten Schnitte und Szenenwechsel dieses rabenschwarzen
Buchs – eine Entdeckung, aber wahrlich harte Kost.
Rainer Moritz über aktuelle Bestseller, die es in sich haben. Ein
Altmeister, eine Altmeisterin, ein Newcomer: Die neue Folge des
Literaturpodcasts wartet wie immer mit einer interessanten Mischung
auf. Den Anfang macht Richard Fords Erzählungsband „Irische
Passagiere“, dessen Geschichten mal mehr, mal weniger mit Irland zu
tun haben. Es geht um meist mittelalte Menschen, die in gesicherten
Verhältnissen leben, von Schicksalsschlägen betroffen sind oder
ganz allgemein Verlusten. Da ist in einer der Erzählungen zum
Beispiel der Expat Jimmy Green, der auf einer Wahlparty im Paris
des Jahres 1992 seine Würde verliert. Obwohl er ganz unschuldig
ist. Weil Clinton die US-Präsidentenwahl gewinnt, haut ihm ein
Republikaner eine rein. Einfach so. Amerikanische Toughness, viele
Jahre, bevor das Land erst recht am Zerbersten ist. Außerdem gibt
es die bei Ford nicht untypischen Behauptungssätze. Sind die
eigentlich tiefsinnig oder tun nur so, als ob sie dies wären? Auch
darum geht es diesmal in Next Book Please. Außerdem um den neuen
Roman der 1948 in Schwyz geborenen Gertrud Leutenegger. Podcaster
Rainer Moritz begleitet die Karriere der Schweizerin seit Beginn
von deren Karriere. Auch „Späte Gäste“ kann er viel abgewinnen,
während Thomas Andre mit der Überpoetisierung des Geschehens
manchmal seine Probleme hat. Positiv bewerten beide Leser den
Einbruch der Flüchtlings-Gegenwart in die versponnen-somnambule
Atmosphäre des Romans. Eigenwillig ist auch das Debüt des 1983 in
Linz geborenen Österreichers Stephan Roiss. „Triceratops“ stand auf
der Longlist des Deutschen Buchpreises und erzählt von einer
Familie, deren Mitglieder unter psychischen Erkrankungen leiden. An
die fortwährende Irritierung, dass der zunächst kindliche, später
jugendliche Ich-Erzähler unaufhörlich im „wir“ erzählt und nicht
als „ich“, gewöhnt man sich als Leser. Dieser Kniff gesellt sich
neben die harten Schnitte und Szenenwechsel dieses rabenschwarzen
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