Das verkannte Genie, Mahler und die Kitschautorin

Das verkannte Genie, Mahler und die Kitschautorin

28 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Literaturpodcast von Hamburger Abendblatt und dem Literaturhaus Hamburg

Beschreibung

vor 4 Jahren
Next Book Please heute mit einer Künstlerromanausgabe – und dabei
drei Büchern, die doch recht unterschiedlich sind. Rainer Moritz
und Thomas Andre besprechen zum einen Anita Brookners 1984 mit dem
Booker Prize ausgezeichneten Roman „Hotel du Lac“, in dem eine
nicht mehr ganz junge Frau, die ewige Junggesellin Edith Hope, aus
London in die Schweiz zwangsverschickt wird. In ein Hotel, das
schon bessere Tage gesehen hat, in der Nachsaison; diese
Kombination sagt allegorisch alles über die Menschen, die dort
logieren. In diesem eher handlungsarmen, stilistisch ambitionierten
(nicht überambitionierten!) Roman geht es um weibliche Identität,
gesellschaftliche Konventionen – und um skurrile Begegnungen. Um
letzteres, grob gesprochen, geht es auch in Kristof Magnussons
neuem Werk „Ein Mann der Kunst“. Dort lässt der 1976 in Hamburg
geborene Autor die Mitlieder eines Museum-Fördervereins auf sein
Idol los: den auf einer Burg am Rhein lebenden Großkünstler mit dem
herrlichen Namen KD Pratz. Ist das eine Kulturbetriebssatire von
hohem Rang? Darüber lässt sich streiten oder eben nicht –
nachzuhören im Podcast. Manchmal streiten lässt sich über die
Qualität der Bücher des Bestsellerautors Robert Seethaler. In
diesem Fall, so viel sei verraten, aber nicht: Seethalers
Gustav-Mahler-Roman „Der letzte Satz“ ist ein kurzes Kunstwerk, das
es schafft, auf knappem Raum und kundig das Leben des schon zu
Lebzeiten weltberühmten Mannes in einige wenige Szenen zu raffen,
die dramatisch sind, aber auch hochkomisch. Die Rodin-Szene ist so
gut wie die Freud-Szene, finden die beiden Kritiker, sie loben ein
Buch, das eine Person der Zeitgeschichte meist ganz unaufdringlich
zu literarischem Ruhm kommen lässt.

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