Next Book Please: Diesmal unter anderem mit einem Literaturquickie
Was lesen? Abendblatt-Redakteur Thomas Andre und Literaturhaus-Chef
Rainer Moritz über aktuelle Bestseller, die es in sich haben.
39 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Literaturpodcast von Hamburger Abendblatt und dem Literaturhaus Hamburg
Beschreibung
vor 4 Jahren
Eine der Überraschungen in dieser Literatursaison ist Alexander
Röslers Krankenhausroman „Unter Kitteln“. Dabei ist es allein schon
das Thema, das ihn zu einem Buch der Stunde macht — das Krankenhaus
ist der Sozialort der Corona-Gegenwart. Der Erzähler (und
hauptberufliche Chefarzt) Rösler erzählt mit bösem Blick und mit
Witz von einem Provinzspital in Brandenburg, und er tut das auf
schmalem Raum. Mit knapp 180 Seiten ist der Stoff um den
Assistenzarzt Hagen Burbeis knapp und doch völlig ausreichend
bemessen. Ein echter Literaturquickie also. So heißt auch der
Hamburger Verlag, in dem der Roman erscheint. Rainer Moritz und
Thomas Andre sind von „Unter Kitteln“ in jedem Fall angetan, so
viel sei an dieser Stelle verraten. In der neuen Folge von Next
Book Please besprechen die Podcaster außerdem Cihan Acars
Romandebüt „Hawaii“, das von einem wieder in seiner Heimatstadt
Heilbronn gestrandeten Ex-Profifußballer handelt, der etwas planlos
durch den Alltag taumelt, ehe er sich in heftigen Straßenkämpfen
wiederfindet. Der junge Held Kemal ist ein moderner
Dazwischenmensch, als Sohn von Immigranten ein Bi-Kulturalist.
„Hawaii“ handelt aber auch von Xenophobie und rechtsgewirktem
Bürgertum, ist also hochaktuell. Bleibt die Frage, für wie gelungen
der aus Heilbronn stammende Podcaster Moritz das Porträt der
süddeutschen Stadt hält… Neben den zwei deutschen Autoren stehen
zwei irische im Mittelpunkt dieser Folge. Zum einen Anne Enright,
die einst mit „Das Familientreffen“ bekannt wurde und nun ihr neues
Werk „Die Schauspielerin“ vorlegt. Dort entblättert sie eine
Mutter-Tochter-Beziehung, die unter erschwerten Bedingungen
etabliert wird. Die titelgebende Mutter reüssiert zunächst außer in
Großbritannien auch in Hollywood und am Broadway als Aktrice. Aber
diese Katherine O’Dell erlebt dann das, was in ihrem Berufsfeld oft
vorkommt: Die Engagements bleiben aus. Am Ende eines nicht allzu
langen Lebens verfällt sie einer Art von Wahnsinn. Ihre Tochter,
eine Schriftstellerin, spürt den Lebenslinien der Mutter ein
Vierteljahrhundert nach deren Tod nach. Ob daraus eine
gewinnbringende Lektüre wird, ist Thema von Next Book Please. Zum
anderen, um auf das irische Erzählerdoppel zurückzukommen, gibt es
ein letztes Buch des großen William Trevor (1928-2016). Bei
Hoffmann und Campe erscheint „Letzte Erzählungen“, und mit diesen
erlebt man Trevor, den glänzenden Erkunder des menschlichen
Seelenlebens, der deshalb immer eher Geschichten von der dunklen
Seite zu erzählen hat, noch einmal in Bestform.
Röslers Krankenhausroman „Unter Kitteln“. Dabei ist es allein schon
das Thema, das ihn zu einem Buch der Stunde macht — das Krankenhaus
ist der Sozialort der Corona-Gegenwart. Der Erzähler (und
hauptberufliche Chefarzt) Rösler erzählt mit bösem Blick und mit
Witz von einem Provinzspital in Brandenburg, und er tut das auf
schmalem Raum. Mit knapp 180 Seiten ist der Stoff um den
Assistenzarzt Hagen Burbeis knapp und doch völlig ausreichend
bemessen. Ein echter Literaturquickie also. So heißt auch der
Hamburger Verlag, in dem der Roman erscheint. Rainer Moritz und
Thomas Andre sind von „Unter Kitteln“ in jedem Fall angetan, so
viel sei an dieser Stelle verraten. In der neuen Folge von Next
Book Please besprechen die Podcaster außerdem Cihan Acars
Romandebüt „Hawaii“, das von einem wieder in seiner Heimatstadt
Heilbronn gestrandeten Ex-Profifußballer handelt, der etwas planlos
durch den Alltag taumelt, ehe er sich in heftigen Straßenkämpfen
wiederfindet. Der junge Held Kemal ist ein moderner
Dazwischenmensch, als Sohn von Immigranten ein Bi-Kulturalist.
„Hawaii“ handelt aber auch von Xenophobie und rechtsgewirktem
Bürgertum, ist also hochaktuell. Bleibt die Frage, für wie gelungen
der aus Heilbronn stammende Podcaster Moritz das Porträt der
süddeutschen Stadt hält… Neben den zwei deutschen Autoren stehen
zwei irische im Mittelpunkt dieser Folge. Zum einen Anne Enright,
die einst mit „Das Familientreffen“ bekannt wurde und nun ihr neues
Werk „Die Schauspielerin“ vorlegt. Dort entblättert sie eine
Mutter-Tochter-Beziehung, die unter erschwerten Bedingungen
etabliert wird. Die titelgebende Mutter reüssiert zunächst außer in
Großbritannien auch in Hollywood und am Broadway als Aktrice. Aber
diese Katherine O’Dell erlebt dann das, was in ihrem Berufsfeld oft
vorkommt: Die Engagements bleiben aus. Am Ende eines nicht allzu
langen Lebens verfällt sie einer Art von Wahnsinn. Ihre Tochter,
eine Schriftstellerin, spürt den Lebenslinien der Mutter ein
Vierteljahrhundert nach deren Tod nach. Ob daraus eine
gewinnbringende Lektüre wird, ist Thema von Next Book Please. Zum
anderen, um auf das irische Erzählerdoppel zurückzukommen, gibt es
ein letztes Buch des großen William Trevor (1928-2016). Bei
Hoffmann und Campe erscheint „Letzte Erzählungen“, und mit diesen
erlebt man Trevor, den glänzenden Erkunder des menschlichen
Seelenlebens, der deshalb immer eher Geschichten von der dunklen
Seite zu erzählen hat, noch einmal in Bestform.
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