Next Book Please: Die wichtigsten Neuerscheinungen
Abendblatt-Redakteur Thomas Andre und Literaturhaus-Chef Rainer
Moritz besprechen aktuelle Bestseller.
32 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Literaturpodcast von Hamburger Abendblatt und dem Literaturhaus Hamburg
Beschreibung
vor 5 Jahren
Wie sehr darf ein Roman im Reportagenstil geschrieben sein? Darf er
das überhaupt? Anlässlich von Robert Osangs dicker Familiensaga
„Die Leben der Elena Silber“ lässt sich darüber trefflich streiten.
Rainer Moritz und Thomas Andre tun genau das in der aktuellen Folge
von Next Book Please, dem Literaturpodcast von Literaturhaus
Hamburg und Hamburger Abendblatt. Im Mittelpunkt von „Die Leben der
Elena Silber“ steht nämliche Elena Silber, die Tochter eines frühen
Kommunisten, der von den Zaristen Anfang des 20, Jahrhunderts
gemeuchelt wurde. Elena Silber ist die Großmutter des Erzählers
Konstantin „Kostja“ Stein, eines Drehbuchautor in Berlin, dessen
Spurensuche in den Familiengeheimnissen wir in diesem Roman folgen.
Es gibt viele Zeitsprünge, es geht häufig von der Gegenwart, in der
Kostja in der eigenen Familie – Elena hatte vier Töchter (bzw.
fünf) – recherchiert, in die Vergangenheit. In immer wieder klar
romanhaften Passagen berichtet der Erzähler dann nicht mehr von
sich und seiner Suche, sondern von den dramatischen Ereignissen,
als wäre er dabei gewesen: im Krieg, bei den stalinistischen
Säuberungen, im Deutschland Adolf Hitlers, wohin es Elena Silber
nach der Heirat mit einem deutschen Industriellen verschlägt.
Außerdem geht es im Podcast um Jan Peter Bremers literarische
Komödie „Der junge Doktorand“. In dem schmalen Büchlein lernen die
Leserinnen und Leser ein lange verheiratetes, zänkisches Ehepaar
kennen: den alternden Maler Günter Greilach, der mal kurze Zeit
fast bedeutend war, und seine Gattin Natascha. Sie sind recht
genervt voneinander, aber Rettung naht in Gestalt des titelgebenden
jungen Doktoranden, der dem Anschein nach eine große Studie über
das Werk des Malers schreiben möchte. Er ist die Projektionsfläche
für alle Wünsche und Streitigkeiten der Greilachs, und er entlockt
durch seine bloße Anwesenheit dem Künstler die aufgeblasensten
Aussagen, die man sich denken kann. Ein Roman, wie Kritiker ihn
mögen, oder nicht? Besprochen werden auch die beiden Debüts der
1988 geborenen Französin Pauline Delabroy-Allard, „Es ist Sarah“,
und der 1991 geborenen Irin Sally Rooney, „Gespräche mit Freunden“.
Pauline Delabroy-Alard gelingt es dabei, einen beinah atemlosen
Roman über die leidenschaftliche Liebe zweier Frauen zu schreiben:
Eine ist Geigerin, die andere Lehrerin, und erstere „tut vieles so,
als hinge ihr Leben davon ab“ – am Ende drohen beide im Feuer ihrer
Obsession zu verbrennen. Um Obsessionen, aber ganz anders, geht es
auch in Sally Rooneys eigenwilligem Roman „Gespräche mit Freunden“.
Der Roman der international gefeierten Autorin besteht zu einem
Großteil aus Dialogen, die sich zwischen den vier Hauptpersonen
Frances, Bobbi, Melissa und Nick abspielen. Erste beiden sind
Anfang 20, letztere beiden in ihren Dreißigern, und spätestens als
die Liebe für intensive Unordnung in den Paarbeziehungen sorgt,
denkt manch einer, er habe hier mit einer Adolszenzsoapopera zu
tun. Warum man das auch anders sehen kann, verrät Next Book Please.
das überhaupt? Anlässlich von Robert Osangs dicker Familiensaga
„Die Leben der Elena Silber“ lässt sich darüber trefflich streiten.
Rainer Moritz und Thomas Andre tun genau das in der aktuellen Folge
von Next Book Please, dem Literaturpodcast von Literaturhaus
Hamburg und Hamburger Abendblatt. Im Mittelpunkt von „Die Leben der
Elena Silber“ steht nämliche Elena Silber, die Tochter eines frühen
Kommunisten, der von den Zaristen Anfang des 20, Jahrhunderts
gemeuchelt wurde. Elena Silber ist die Großmutter des Erzählers
Konstantin „Kostja“ Stein, eines Drehbuchautor in Berlin, dessen
Spurensuche in den Familiengeheimnissen wir in diesem Roman folgen.
Es gibt viele Zeitsprünge, es geht häufig von der Gegenwart, in der
Kostja in der eigenen Familie – Elena hatte vier Töchter (bzw.
fünf) – recherchiert, in die Vergangenheit. In immer wieder klar
romanhaften Passagen berichtet der Erzähler dann nicht mehr von
sich und seiner Suche, sondern von den dramatischen Ereignissen,
als wäre er dabei gewesen: im Krieg, bei den stalinistischen
Säuberungen, im Deutschland Adolf Hitlers, wohin es Elena Silber
nach der Heirat mit einem deutschen Industriellen verschlägt.
Außerdem geht es im Podcast um Jan Peter Bremers literarische
Komödie „Der junge Doktorand“. In dem schmalen Büchlein lernen die
Leserinnen und Leser ein lange verheiratetes, zänkisches Ehepaar
kennen: den alternden Maler Günter Greilach, der mal kurze Zeit
fast bedeutend war, und seine Gattin Natascha. Sie sind recht
genervt voneinander, aber Rettung naht in Gestalt des titelgebenden
jungen Doktoranden, der dem Anschein nach eine große Studie über
das Werk des Malers schreiben möchte. Er ist die Projektionsfläche
für alle Wünsche und Streitigkeiten der Greilachs, und er entlockt
durch seine bloße Anwesenheit dem Künstler die aufgeblasensten
Aussagen, die man sich denken kann. Ein Roman, wie Kritiker ihn
mögen, oder nicht? Besprochen werden auch die beiden Debüts der
1988 geborenen Französin Pauline Delabroy-Allard, „Es ist Sarah“,
und der 1991 geborenen Irin Sally Rooney, „Gespräche mit Freunden“.
Pauline Delabroy-Alard gelingt es dabei, einen beinah atemlosen
Roman über die leidenschaftliche Liebe zweier Frauen zu schreiben:
Eine ist Geigerin, die andere Lehrerin, und erstere „tut vieles so,
als hinge ihr Leben davon ab“ – am Ende drohen beide im Feuer ihrer
Obsession zu verbrennen. Um Obsessionen, aber ganz anders, geht es
auch in Sally Rooneys eigenwilligem Roman „Gespräche mit Freunden“.
Der Roman der international gefeierten Autorin besteht zu einem
Großteil aus Dialogen, die sich zwischen den vier Hauptpersonen
Frances, Bobbi, Melissa und Nick abspielen. Erste beiden sind
Anfang 20, letztere beiden in ihren Dreißigern, und spätestens als
die Liebe für intensive Unordnung in den Paarbeziehungen sorgt,
denkt manch einer, er habe hier mit einer Adolszenzsoapopera zu
tun. Warum man das auch anders sehen kann, verrät Next Book Please.
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