3-3 Krone, Grüne, Greenpeace: Über die Gentechnik-Skepsis in Österreich
In den 90er Jahren konnte man politisch in Österreich noch über
Gentechnik reden. Ein Experiment mit Erdäpfeln wurde dann von NGOs
und der Kronen Zeitung skandalisiert und Anti-Gentechnik wurde
rasch zum Leitsatz der österreichischen Politik. Ein Gespräch
43 Minuten
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Beschreibung
vor 9 Monaten
In den 90er Jahren konnte man politisch in Österreich noch über
Gentechnik reden. Ein Experiment mit Erdäpfeln wurde dann von
NGOs und der Kronen Zeitung skandalisiert und Anti-Gentechnik
wurde rasch zum Leitsatz der österreichischen Politik. Ein
Gespräch mit dem Sozialwissenschafter Franz Seifert.
Zu hören:
Franz Seifert ist freier Wissenschafter, er
ist Biologe, der jetzt in den Sozialwissenschaften aktiv ist.
Mehr zu ihm auf seiner Homepage.
Die Folge in 10 Punkten:
1. Österreich zeichnet sich durch eine
besonders starke Ablehnung der Gentechnik aus,
die bereits in den 90er Jahren vor der medialen Aufmerksamkeit
erkennbar war. Diese Skepsis ist tief in der österreichischen
Bevölkerung verankert und deutet auf eine kulturelle Prägung hin,
die ein mythisches Verständnis von Natur und Reinheit umfasst.
2. Die Natur kann man als molekulares System
verstehen und es gibt gute Gründe für die Argumentation, dass die
Evolution und die Welt sinnlos sind. Diese Sichtweise findet
jedoch im Alltagsverständnis wenig Anklang. Als Ersatz entstand
ein idealisiertes Bild von Natur.
3. Die deutsche Romantik des
19. Jahrhunderts, mit Künstlern wie Caspar David Friedrich,
beeinflusste das romantische Naturverständnis stark. Dieses
Verständnis von Natur als Kulturgut und Sinnquelle ist in
Österreich historisch tief verwurzelt. ️️
4. Die frühe Alpinismusbewegung
und der Widerstand gegen Windräder durch Organisationen wie den
Alpenverein sind ein Sinnbild für die Naturnähe der
Österreicher:innen. Diese Einstellung beeinflusst auch die
Haltung zu technologischen Entwicklungen wie der Gentechnik. ️
5. In den 90er Jahren führte die Förderung der
Biolandwirtschaft in Österreich zu einer klaren
Positionierung gegen Gentechnik in der Landwirtschaft. Diese
Entwicklung wurde politisch unterstützt und spiegelte die
generelle Ablehnung der Gentechnik in der Bevölkerung wider.
6. Der Skandal um eine
gentechnisch veränderte Kartoffel im Jahr 1996
und die darauffolgenden beruflichen Repressionen gegen einen
kritischen Wissenschaftler verstärkten die öffentliche Skepsis
gegenüber der Gentechnik weiter.
7. Die österreichische Haltung zur Gentechnik
wird als eine Art nationale
"Not-in-my-Backyard"-Reaktion verstanden. Diese
Perspektive fokussiert auf den Schutz der eigenen, als rein
betrachteten Natur vor technologischen Eingriffen.
8. Die Diskussion um neue Gentechnik-Methoden
wie CRISPR/Cas und deren potenzielle Akzeptanz in der Bevölkerung
steht im Spannungsfeld zwischen wissenschaftlichem Fortschritt
und tief verwurzelter Skepsis gegenüber
gentechnischen Eingriffen in die Natur.
9. Die öffentliche Debatte in Österreich wird
maßgeblich von historisch gewachsenen
Einstellungen und einem starken Bewusstsein für Natur-
und Umweltschutz geprägt. Dies spiegelt sich in der Politik und
in den Entscheidungen zu landwirtschaftlichen Praktiken wider. ️️
10. Die anhaltende Diskussion um Gentechnik in
Österreich zeigt die Notwendigkeit eines ausgewogenen,
auf Fakten gestützten Dialogs zwischen Wissenschaft,
Politik und Bevölkerung, um die Chancen und Risiken neuer
Technologien angemessen zu bewerten und zu integrieren. ️
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