Claire Dederer fragt: Ist mein Lieblingskünstler „Genie oder Monster“ oder beides?
15 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Triggerwarnung: In dem hier vorgestellten Buch und deshalb auch in
dieser Folge geht es um sexuelle und sexualisierte Gewalt sowie
Beispiele zu diesen Themen. Bei manchen Menschen können diese
Themen negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das
bei dir der Fall ist. Claire Dederer widmete sich dem Thema ihres
Buches „Genie oder Monster – Von der Schwierigkeit, Künstler und
Werk zu trennen“ zum ersten Mal in einem Essay im Jahr 2017. Darin
stellte sie sich und ihren Leser:innen die Frage: „Was machen wir
mit der Kunst monströser Männer?“ Es war das Jahr, in dem das
übergriffige Verhalten von Hollywood-Mogul Harvey Weinstein publik
wurde und die #MeToo-Bewegung ihre volle Wucht entfaltete. Im Buch
erzählt Dederer, wie sie danach vor allem von junge Menschen immer
wieder gefragt wurde, ob man zum Beispiel die Musik von David Bowie
noch hören dürfe. Bowie hat einige Kapitel in seiner Biografie, die
unter heutigen Gesichtspunkten mindestens problematisch, vielleicht
sogar justitiabel waren – zum Beispiel „teilte“ er sich in seinen
Berlin-Jahren mit Iggy Pop eine minderjährige Geliebte. Dederer
musste jedoch die Fragenden enttäuschen: Ein simples „Ja“ oder
„Nein“ konnte sie ihnen nicht liefern. Sie schreibt auch in diesem
Buch, ein guter Autor oder eine gute Autorin solle den Lesenden
nicht vorschreiben, was sie mit ihrem eigenen Leben machen will.
Dederer interessiere die klare Lösung also weniger, als eine genaue
Analyse des Problems. Die Kernfrage für sie sei: „Was geschieht,
wenn wir diese Kunstwerke konsumieren?“ Diese Schlüsselzeile ist so
etwas wie die Bedienungsanleitung von „Genie oder Monster“. Claire
Dederer seziert in diesem Buch ihren eigenen Kampf mit der
Problematik problematischer Künstler und deren Kunstwerken.
Einfache Antworten findet sie dabei nicht – weder für sich noch für
uns als Lesende. Aber ihre klugen (und bei aller Schwere des Themas
oft erstaunlich unterhaltsamen) Analysen nehmen die richtigen
Fragen ins Visier: Welches System ermöglicht monströses Verhalten?
Wie wirkt sich das auf die Rezeption eines Kunstwerks aus? Wie
reagiert die Kulturkritik auf diese Kunstwerke? Wer ist das
überhaupt, der da diese Kritiken schreibt? Eines vergisst Claire
Dederer dabei allerdings nie: das Leid der Opfer. Wenn man als
Musik- und Filmfan allein auf dieses Jahr zurückblickt, spürt man
schnell, dass man ein Buch wie dieses lesen sollte. Denn auch das
dürfte allen klar sein: Wir alle werden in den nächsten Jahren noch
das ein oder andere Mal mit Geschichten über geliebte Künstler (und
manchmal vielleicht auch Künstlerinnen) konfrontiert werden, die
uns verstören, enttäuschen und schockieren werden. Mit diesem
ebenso klugen, wie mitreißenden Buch ist man dem nun ein wenig
besser gewappnet. In unserer aktuellen, ersten Print-Ausgabe von
DIFFUS könnt ihr ein komplettes Kapitel des Buches bereits lesen.
„Genie oder Monster – Von der Schwierigkeit, Künstler und Werk zu
trennen“ von Claire Dederer ist soeben im Piper Verlag in der
deutschen Übersetzung von Violeta Topalova erschienen.
dieser Folge geht es um sexuelle und sexualisierte Gewalt sowie
Beispiele zu diesen Themen. Bei manchen Menschen können diese
Themen negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das
bei dir der Fall ist. Claire Dederer widmete sich dem Thema ihres
Buches „Genie oder Monster – Von der Schwierigkeit, Künstler und
Werk zu trennen“ zum ersten Mal in einem Essay im Jahr 2017. Darin
stellte sie sich und ihren Leser:innen die Frage: „Was machen wir
mit der Kunst monströser Männer?“ Es war das Jahr, in dem das
übergriffige Verhalten von Hollywood-Mogul Harvey Weinstein publik
wurde und die #MeToo-Bewegung ihre volle Wucht entfaltete. Im Buch
erzählt Dederer, wie sie danach vor allem von junge Menschen immer
wieder gefragt wurde, ob man zum Beispiel die Musik von David Bowie
noch hören dürfe. Bowie hat einige Kapitel in seiner Biografie, die
unter heutigen Gesichtspunkten mindestens problematisch, vielleicht
sogar justitiabel waren – zum Beispiel „teilte“ er sich in seinen
Berlin-Jahren mit Iggy Pop eine minderjährige Geliebte. Dederer
musste jedoch die Fragenden enttäuschen: Ein simples „Ja“ oder
„Nein“ konnte sie ihnen nicht liefern. Sie schreibt auch in diesem
Buch, ein guter Autor oder eine gute Autorin solle den Lesenden
nicht vorschreiben, was sie mit ihrem eigenen Leben machen will.
Dederer interessiere die klare Lösung also weniger, als eine genaue
Analyse des Problems. Die Kernfrage für sie sei: „Was geschieht,
wenn wir diese Kunstwerke konsumieren?“ Diese Schlüsselzeile ist so
etwas wie die Bedienungsanleitung von „Genie oder Monster“. Claire
Dederer seziert in diesem Buch ihren eigenen Kampf mit der
Problematik problematischer Künstler und deren Kunstwerken.
Einfache Antworten findet sie dabei nicht – weder für sich noch für
uns als Lesende. Aber ihre klugen (und bei aller Schwere des Themas
oft erstaunlich unterhaltsamen) Analysen nehmen die richtigen
Fragen ins Visier: Welches System ermöglicht monströses Verhalten?
Wie wirkt sich das auf die Rezeption eines Kunstwerks aus? Wie
reagiert die Kulturkritik auf diese Kunstwerke? Wer ist das
überhaupt, der da diese Kritiken schreibt? Eines vergisst Claire
Dederer dabei allerdings nie: das Leid der Opfer. Wenn man als
Musik- und Filmfan allein auf dieses Jahr zurückblickt, spürt man
schnell, dass man ein Buch wie dieses lesen sollte. Denn auch das
dürfte allen klar sein: Wir alle werden in den nächsten Jahren noch
das ein oder andere Mal mit Geschichten über geliebte Künstler (und
manchmal vielleicht auch Künstlerinnen) konfrontiert werden, die
uns verstören, enttäuschen und schockieren werden. Mit diesem
ebenso klugen, wie mitreißenden Buch ist man dem nun ein wenig
besser gewappnet. In unserer aktuellen, ersten Print-Ausgabe von
DIFFUS könnt ihr ein komplettes Kapitel des Buches bereits lesen.
„Genie oder Monster – Von der Schwierigkeit, Künstler und Werk zu
trennen“ von Claire Dederer ist soeben im Piper Verlag in der
deutschen Übersetzung von Violeta Topalova erschienen.
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