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Beschreibung
vor 1 Jahr
Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter
Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat
irgendwie mein Leben verändert.
Es geht um Frieden. Das habe ich bereits mehrfach betont. Und ich
werde nicht müde, es immer wieder neu zu betonen. Es geht um
Frieden. Um äußeren Frieden und mehr noch um den inneren Frieden.
Der innere Frieden ist die Voraussetzung für den äußeren Frieden.
Das scheint auf der einen Seite klar zu sein. Und dennoch ist die
Sache nicht so einfach. Denn es gibt nicht wenige Menschen, die
keinen inneren Frieden finden. Und da hilft auch das Meditieren
nicht unbedingt weiter. Wenn die äußeren Umstände nicht danach
sind, kann ich noch so viel Achtsamkeit üben und lange atmen, es
ändert doch nichts. Ich muss an die jüngsten Krawalle in
Frankreich denken. Aus der französischen Presse konnte ich so
viel entnehmen, dass fast sämtliche Städte - ob groß oder klein -
irgendwie mit betroffen waren. Ein wütender Mob - und jetzt
stocke ich schon. War es bloß ein Mob? Es waren hauptsächlich
jüngere Menschen, die Autos und Schulen in Brand gesteckt haben.
Es waren Jugendliche, die so dermaßen viel Wut in sich trugen,
dass sie nur noch zerstören wollten. Sicher nicht alle, die an
den landesweiten Unruhen beteiligt waren. Und es waren auch
jüngere Leute, gewaltbereite Männer, die nur auf eine Gelegenheit
gewartet haben, um es der Polizei und den Offiziellen mal wieder
so richtig zu zeigen. Da hat sich eine Wut entladen, eine fast
schon kollektive Wut. Die Franzosen - auch hier wieder zu
allgemein formuliert: Die französischen Bürgermeisterinnen und
Bürgermeister, die Journalisten und sonstigen Kommentatoren
wissen das selbst und brauchen keine klugen Ratschläge von außen,
schon gar nicht von den deutschen Nachbarn, die ähnliche Probleme
haben. Ich habe heute einen hilfreichen Artikel in der Zeit
gelesen. Der Autor Hasnain Kazim spricht über Menschen, die in
Ostdeutschland leben und die Partei "Afd" wählen, weil sie sich
von allen anderen Parteien und Politikern nicht ernst genommen,
nicht gesehen und gehört fühlen. Diese Menschen tragen ebenfalls
eine Wut in sich und bringen das teilweise laut und grob zum
Ausdruck. Das ist richtig. Doch ihre Wut fiel nicht einfach vom
Himmel, sondern hat auch etwas mit unserer arroganten,
selbstgefälligen und moralin-sauren Einstellung in politischen
und gesellschaftlichen Dingen zu tun. Wir müssen miteinander
reden und Fragen klären, Spannungen abbauen, aufeinander zugehen,
sonst fliegt uns der ganze Laden irgendwann um die Ohren. Mit dem
ganzen Laden meine ich unsere Gesellschaft, aber auch unser
eigenes Innenleben. Denn der innere Friede setzt wiederum etwas
anderes voraus: Wir sind keine isolierten Einzelwesen, sondern
leben in einer Gemeinschaft oder besser: in mehreren
Gemeinschaften, in einer komplexen und vielstimmigen
Gesellschaft. Es ist nicht immer leicht, die Fassung zu wahren
und vor allem den Überblick zu behalten. Einfach nur auf einer
Matte sitzen und atmen, das reicht sicher nicht. Wir müssen auch
miteinander klar kommen - mit unserem Partner, mit unseren
Kindern, mit unseren Freunden und Kollegen, mit unseren Nachbarn
und mit unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Wir brauchen uns
nicht vorschreiben zu lassen, auf welche Weise wir zu leben und
zu sprechen haben, wir müssen keine Klimaaktivisten oder
Gendersklaven werden. Doch wir sind zweifellos gut beraten, wenn
wir einander zuhören, unseren Ärger kanalisieren und Argumente
suchen und finden, mit denen wir nicht nur die anderen
überzeugen, sondern eine Sache auch für uns selbst verständlicher
machen können. Dann haben wir eine Chance, den inneren Frieden
wieder zu finden. Und wenn wir unseren inneren Frieden
hergestellt haben, brauchen wir nicht mehr mit der Brechstange
auf unsere Mitmenschen losgehen, nur weil sie eine andere
Meinung, eine andere Hautfarbe, eine andere Auffassung von
Zusammenleben und so weiter haben. Dann können wir uns an den
Unterschieden vielleicht auch einfach nur freuen.
Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu
praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann
gekommen bin.
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