! on ZENdung ! 4-06 (Segen der Wiederholung)

! on ZENdung ! 4-06 (Segen der Wiederholung)

27 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren

Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter
Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat
irgendwie mein Leben verändert.

Das Wiederholen einer einfachen Übung ist das A und O. Jede Übung
ist anfangs schwierig und wird mit der Zeit einfacher. Und in jeder
Übung tauchen mit der weiteren Dauer neue Probleme auf. Wenn wir
Sport treiben – laufen, wandern, klettern, schwimmen, was auch
immer – dann stellen wir bald fest, dass uns die körperliche
Betätigung mehr als gut tut. Und vielleicht steigern wir uns sogar
ein bisschen in diese Disziplin hinein. Bis erste Probleme
auftauchen. Muskelzerrungen. Muskelkrämpfe. Schwindelgefühle.
Rückenbeschwerden. Stechende Schmerzen im Knie. Es tauchen mitunter
laufend neue Probleme auf und lassen einen daran zweifeln, ob
diesen Übung wirklich so eine gute Idee ist. Der Punkt ist aber:
Wir müssen diese Probleme wahrnehmen und ernstnehmen, wir müssen
uns sicher mit diesen Symptomen auseinandersetzen, weil sie nach
oben kamen, als wir mit unserer Übung begonnen haben. Doch wir
sollten so lange es irgend möglich ist, an dieser Übung festhalten.
Vielleicht müssen wir anders laufen. Vielleicht sollten wir besser
auf weichem Waldboden laufen anstatt auf asphaltierten Straßen.
Vielleicht müssen wir ruhiger schwimmen und nicht versuchen, einem
Olympioniken gleich jedes Ruderboot einzuholen. Vielleicht sollten
wir auf unseren Körper hören, der uns nicht nur behilflich ist,
diese Übung überhaupt zu machen. Unser Körper ist auch ganz einfach
UNSER Körper – wir haben keinen anderen und können alles, was wir
erfahren, nur mit diesem Körper erfahren. Das ist schon eine erste
Lektion, die jeder und jede von uns lernen kann. Und wenn wir bei
dieser einen Übung bleiben und nicht täglich neue Dinge
ausprobieren, dann tauchen zwar immer wieder neue Probleme auf,
doch wir können auch etwas über uns selbst lernen – und das ist das
Herz jeder Praxis, ob im Sport oder in der Meditation: Wir können
etwas über uns selbst lernen, denn all diese Probleme haben immer
etwas mit uns selbst zu tun. Und eine weitere Sache ist so wichtig,
dass ich sie immer wieder betonen möchte: Wir dürfen uns selbst auf
keinen Fall verurteilen, sondern müssen eine wohlwollende Haltung
auch uns selbst gegenüber einnehmen. In der daoistischen Meditation
gibt es die Übung des Inneren Lächelns: Ich setze ein Inneres
Lächeln auf und lasse dieses Innere Lächeln durch meinen Körper,
meine Empfindungen, meinen Geist wandern und alles erleuchten und
befrieden. Die Bedeutung des Inneren Lächelns besteht darin, dass
ich mich nicht mehr verurteile, sondern im Gegenteil innerlich in
den Arm nehme, mich bedanke und eins werde mit dem, was ist.

Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu
praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann
gekommen bin.

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