Ein Nachruf

Ein Nachruf

3 Minuten
Podcast
Podcaster
Ich mache Sachen. Leben, Arbeit, Inspiration, halbwegs regelmäßig gesammelt.

Beschreibung

vor 1 Jahr

Ich weiß nicht mehr, wann ich genau angefangen habe, Podcasts zu
hören. Irgendwann vor 10 Jahren, vielleicht waren es 11. Aber ich
weiß noch, was ich gehört habe: die Mikrodilettanten. Gero
Langisch, Phil Schmidt und Nicolas Semak waren für mich der
Laberpodcast. Ich habe viele Laberpodcasts ausprobiert, aber
keiner machte mir Spaß wie die Mikrodilettanten und so mussten
sie alle irgendwann wieder aus der Podcast-App verschwinden. Die
Mikrodilettanten blieben.


Die treibende Kraft hinter den Mikrodilettanten war Nicolas – er
war der Profi unter den Dilettanten. Schnell landete auch sein
Format Elementarfragen in meinem Player und ich genoss seine
ausführlichen Interviews mit immer wieder unkonventionellen
Gästen. Nicolas bereitete sich auf die Gespräche vor wie kaum ein
anderer und stellte so die richtigen Fragen. Er lenkte das
Gespräch, hakte nach und brachte an die Oberfläche, worauf es
ankam. Ich wusste schnell, dass ich gerne auch mal so arbeiten
möchte.


Vor sieben Jahren dann gründete Nicolas mit einigen Kollegen das
Label Viertausend Hertz und ich war von Anfang an Fan. Das Label
produzierte sehr unterschiedliche Formate, aber alle mit Haltung.
Es gab keine Verrenkungen für Anzeigenkunden, es wurde gemacht,
was die Produzenten richtig fanden, nicht was der Markt diktiert
und von außen habe ich darin auch immer Nicolas' Handschrift
erkannt. Sobald ich konnte, war ich im Klub Viertausend Hertz und
habe bis auf wenige Ausnahmen alles gehört, was aus diesem Label
kam.


Ich habe mich irgendwann selbst weiterentwickelt, vom Hörer von
Podcasts zum Produzenten, erst als Hobby, dann mit immer größeren
Ambitionen. Mein Ziel war immer, irgendwann mal bei Viertausend
Hertz zu arbeiten, denn niemand sonst im Podcast-Business passte
so zu meinen eigenen Wertvorstellungen. Während ich mich schon
traute, mich bei anderen Labels zu bewerben sparte ich mir
Viertausend Hertz immer auf: ich wollte meinen Versuch nicht
verschwenden, ich wollte mich dann bewerben, wenn die Chancen am
besten standen.


Nun, dazu kam es dann nicht mehr. Ende 2022 endete Viertausend
Hertz, Nicolas und sein Kollege Christian Conradi verließen das
Label, um sich auf eigene Projekte zu konzentrieren. Natürlich
folgte ich Nicolas wieder, diesmal zu Superelektrik, seinem
eigenen Podcast-Label. Und so traurig ich war, dass es mit
Viertausend Hertz nicht mehr klappen sollte, umso optimistischer
war ich, dass ich irgendwann mit Nioclas bei Superelektrik
arbeiten würde. Mein Plan war: nach Ablauf meiner jetzigen,
befristeten Stelle würde ich mich als erstes bei Superelektrik
bewerben und dann gemeinsam mit Nicolas an spannenden
Produktionen mitarbeiten.


Die Formulierung in der Vergangenheitsform lässt es erahnen: auch
dazu sollte es nicht mehr kommen. Heute erfuhr ich auf Twitter
von der schrecklichen Nachricht: Nicolas Semak ist gestern mit
nur 47 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls plötzlich
verstorben. Ich konnte, nein ich kann es nicht fassen. Diese
Nachricht hat mich zutiefst getroffen, denn Nicolas war mehr als
nur einer dieser Podcaster da draußen. Er war Vorbild,
Inspiration, Ansporn und auf eine seltsame, parasoziale Art, ein
Freund im Ohr.


Ich vermisse ihn schon jetzt. Nicolas hinterlässt eine große
Lücke, nicht nur in der Welt der Podcasts, sondern für alle, die
ihn kannten.


This is a public episode. If you would like to discuss this with
other subscribers or get access to bonus episodes, visit
joram.substack.com

Weitere Episoden

Smalltalk bleibt Smalltalk
6 Minuten
vor 2 Jahren
Ich hab Bock
7 Minuten
vor 2 Jahren
Läuft's gut, läuft's perfekt
7 Minuten
vor 2 Jahren

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: