Wie wir verblöden, oder auch nicht - Extended Mind vs. Digitale Demenz
1 Stunde 13 Minuten
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Beschreibung
vor 10 Monaten
(S02E32) In der Neujahrsausgabe von achwas.fm sehen wir den
Tatsachen nüchtern in Auge: Sofern wir nicht (a) von Asteroiden
erschlagen oder (b) von Seuchen dahingerafft werden, sofern wir uns
außerdem nicht (c) in selbstverschuldeten Kriegen selbst ausrotten,
wird sich das Rad der Geschichte weiter drehen. Das bedeutet:
Niemand wird die digitale Transformation rückgängig machen und ihre
Folgen werden genauso sicher eintreten wie die des Klimawandels.
Nimmt die Digitalisierung die Form von Navigationsgeräten,
Vokabeltrainern, oder Nachbarschafts-Apps an, finden wir sie
eigentlich auch ganz in Ordnung - ganz zu schweigen von
Katzenvideos. Was aber, wenn die Menschheit intellektuell immer
weniger gefordert wird, weil sie über immer intelligentere
Werkzeuge verfügt? Zwei komplementäre Sichten auf diese Situation
werden in dieser Folge von achwas.fm im Zentrum stehen. Die These
der "Digitalen Demenz" behauptet Unerhörtes: Wir trainieren wegen
der vielen digitalen Denk- und Gedächtnisprothesen unsere grauen
Zellen nicht mehr, deshalb werden sie degenerieren. Am Ende werden
wir als geistig verödete Wracks in einer Art Zombie-Apokalypse von
hochintelligenten digitalen Helfern am Leben erhalten - bis diese
anfangen darüber nachzudenken, was sie sonst noch so mit ihrer Zeit
anfangen könnten. Gut, wir geben zu, das ist jetzt von uns etwas
dramatisch ausgekleidet... aber irgendwie logisch. Die Extended
Mind Theory sieht das anders: Systemtheoretisch bildet der Mensch
zusammen mit seinen epistemischen (Wissen generierenden und
verarbeitenden) Werkzeugen eine Einheit, ein "coupled system".
Entwickeln sich die Werkzeuge nach vorne, entwickelt sich auch das
System. Diese Sicht ist weniger pessimistisch, obwohl sie auch
einen "Brain Drain" vorhersagt. In Anwesenheit eines Werkzeugs,
z.B. einem Smartphone, müssen Menschen erfahrungsgemäß ihren
Verstand weniger nutzen. Da sie das allgegenwärtige Smartphone
unbewußt einkalkulieren, wenn es um Anstrengung und Aufmerksamkeit
geht, erscheint ihre Leistungsfähigkeit reduziert. Das ist auch
logisch. In der neuen Folge von achwas.fm erklären wir vor allem
die Extended Mind Theory genauer und kümmern uns um die empirische
Befundlage und denken wie immer darüber nach, was all dies zu
bedeuten hat. Zum Blogbeitrag auf achwas.fm Zum Episodenbild: Wie
immer können wir feststellen: irgendwie ist alles schon einmal da
gewesen. Adam Ries (der sprichwörtliche "Adam Riese") war ein im
16. Jahrhundert lebender Mathematiker, Autor und Lehrer. Er
arbeitete mit einer durchaus raffinierten Version eines "Extended
Mind", nämlich einem Rechentisch. Damit konnte man nicht nur
Addieren und Subtrahieren, sondern auch komplexere Operationen
ausführen. Unser Episodenbild zeigt einen Ausschnitt des Titels
seines Bestsellers "Rechnung auf der Linien und Federn - auff
allerley Hantierung / gemacht durch Adam Risen" aus dem Jahr 1547.
Quelle:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fotothek_df_tg_0004386_Mathematik_%5E_Rechnen.jpg
Tatsachen nüchtern in Auge: Sofern wir nicht (a) von Asteroiden
erschlagen oder (b) von Seuchen dahingerafft werden, sofern wir uns
außerdem nicht (c) in selbstverschuldeten Kriegen selbst ausrotten,
wird sich das Rad der Geschichte weiter drehen. Das bedeutet:
Niemand wird die digitale Transformation rückgängig machen und ihre
Folgen werden genauso sicher eintreten wie die des Klimawandels.
Nimmt die Digitalisierung die Form von Navigationsgeräten,
Vokabeltrainern, oder Nachbarschafts-Apps an, finden wir sie
eigentlich auch ganz in Ordnung - ganz zu schweigen von
Katzenvideos. Was aber, wenn die Menschheit intellektuell immer
weniger gefordert wird, weil sie über immer intelligentere
Werkzeuge verfügt? Zwei komplementäre Sichten auf diese Situation
werden in dieser Folge von achwas.fm im Zentrum stehen. Die These
der "Digitalen Demenz" behauptet Unerhörtes: Wir trainieren wegen
der vielen digitalen Denk- und Gedächtnisprothesen unsere grauen
Zellen nicht mehr, deshalb werden sie degenerieren. Am Ende werden
wir als geistig verödete Wracks in einer Art Zombie-Apokalypse von
hochintelligenten digitalen Helfern am Leben erhalten - bis diese
anfangen darüber nachzudenken, was sie sonst noch so mit ihrer Zeit
anfangen könnten. Gut, wir geben zu, das ist jetzt von uns etwas
dramatisch ausgekleidet... aber irgendwie logisch. Die Extended
Mind Theory sieht das anders: Systemtheoretisch bildet der Mensch
zusammen mit seinen epistemischen (Wissen generierenden und
verarbeitenden) Werkzeugen eine Einheit, ein "coupled system".
Entwickeln sich die Werkzeuge nach vorne, entwickelt sich auch das
System. Diese Sicht ist weniger pessimistisch, obwohl sie auch
einen "Brain Drain" vorhersagt. In Anwesenheit eines Werkzeugs,
z.B. einem Smartphone, müssen Menschen erfahrungsgemäß ihren
Verstand weniger nutzen. Da sie das allgegenwärtige Smartphone
unbewußt einkalkulieren, wenn es um Anstrengung und Aufmerksamkeit
geht, erscheint ihre Leistungsfähigkeit reduziert. Das ist auch
logisch. In der neuen Folge von achwas.fm erklären wir vor allem
die Extended Mind Theory genauer und kümmern uns um die empirische
Befundlage und denken wie immer darüber nach, was all dies zu
bedeuten hat. Zum Blogbeitrag auf achwas.fm Zum Episodenbild: Wie
immer können wir feststellen: irgendwie ist alles schon einmal da
gewesen. Adam Ries (der sprichwörtliche "Adam Riese") war ein im
16. Jahrhundert lebender Mathematiker, Autor und Lehrer. Er
arbeitete mit einer durchaus raffinierten Version eines "Extended
Mind", nämlich einem Rechentisch. Damit konnte man nicht nur
Addieren und Subtrahieren, sondern auch komplexere Operationen
ausführen. Unser Episodenbild zeigt einen Ausschnitt des Titels
seines Bestsellers "Rechnung auf der Linien und Federn - auff
allerley Hantierung / gemacht durch Adam Risen" aus dem Jahr 1547.
Quelle:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fotothek_df_tg_0004386_Mathematik_%5E_Rechnen.jpg
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