r(H)einreden – Das Gedankenkreisen - #13

r(H)einreden – Das Gedankenkreisen - #13

Das Gedankenkreisen
11 Minuten
Podcast
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Beschreibung

vor 5 Jahren

Hallo und herzlich willkommen beim r(H)einreden!


Meine letzte Episode drehte sich um das Auftragskarussell und
auch heute geht es wieder um "Drehungen", um negative Drehungen,
um das Gedankenkreisen. Wie kann die Beratung im Gehen, das Walk
& Talk, dagegen wirksam helfen?


Es ist ein paar Monate her, da fragte jemand auf Twitter offen in
der Timeline: "Was kann ich gegen das Grübeln machen?".


Ich erweitere mal die Frage hier um den Faktor: "Muss man denn
immer etwas gegen das Grübeln unternehmen?" Ist es nicht
wünschenswert, dass gerade im Zusammenhang mit einer Beratung
Klienten ins Nachdenken kommen? Sollten die Gedanken nicht immer
in Bewegung geraten - auch wenn es kreisende Gedanken sind? Nun
ja, wenn es einen Leidensdruck gibt, dann auf jeden Fall!


Grübeln oder Gedankenkreisen kann - wenn es außer Kontrolle gerät
- die Lebensqualität Deiner Klienten massiv einschränken. Auf den
Tweet hin erinnerte ich mich an meine Semester der klinischen
Psychologie im Studium und gab meine Antwort zum Besten:
"Such Dir einen "Grübelstuhl" & immer wenn Deine Gedanken zu
kreisen beginnen - setz Dich darauf - bestenfalls vor eine Wand.
Auf dem Stuhl sollst Du in aller Ausführlichkeit das Grübeln
genießen und ausleben - zu jeder Tageszeit! ABER an keinem
anderen Ort der Wohnung! TRY IT!"
Die Antwort war: "An keinem anderen Ort, als in der Wohnung? Oder
als keinen anderem Ort, als diesem Stuhl? Das letzte kann ich mir
gut vorstellen. Eine gute Idee!"


Der Sinn dieser Methode besteht meines Erachtens darin, den
Grübeler aus seiner Schleife herauszuholen. Er muss nun den Platz
zum Grübeln aufsuchen und das bedeutet wiederum einen gewissen
Aufwand. Außerdem bewirkt er so das genaue Gegenteil dessen, was
ich beim Walk & Talk anstrebe. Die außer Kontrolle geratenen
Bewegungen der Gedanken bringt Dein Klient zum Halten, wenn er
selber innehält. Das körperliche Anhalten, das ein geistiges
Innehalten mit sich bringt. Hier wirkt natürlich eine Entspannung
besonders gut. Ein entspannter Körper kann keinen Stress erleben!


Trotz der sinnvollen Beendigung einer Bewegung, bietet sich
meines Erachtens Walk & Talk trotzdem an, allein schon wegen
der entspannenden Einflüsse, die seitens der Natur auf Körper und
Geist einwirken. Auch wenn es nicht sofort zu einem
Beratungstermin Deines Klienten bei Dir auf "Deiner Walk &
Talk Insel" kommen kann, so kannst Du ihm als Methode den Gang in
den Garten, außer Haus, auf den Hof oder ähnliche Möglichkeiten
anbieten. Die beruhigende Wirkung der Natur ist sofort spürbar.
Dort kann er dann seinen "Grübel-Stuhl" finden. Eine Parkbank,
ein großer Stein oder eine schöne Wiese, auf der er sich
niederlassen kann. Mit der Entspannung kommt dann auch der
gewisse Abstand zur Thematik auf. Also, diese Methodik kannst Du
auch beim Walk & Talk mit Klienten im Modus des
Gedankenkreisens anbieten, wenn eigentlich eine Entschleunigung
angezeigt ist.


Irgendwann wird Deinem Klienten dann der Aufwand vielleicht doch
zu hoch erscheinen und er durchbricht seine Problemtrance mit der
Erkenntnis: Meinen Grübelstuhl zu besetzten, das ist reine
Zeitverschwendung!


Aber handelt es sich beim Grübeln wirklich um eine
Zeitverschwendung? Ist es so einfach abzustellen? Ist es nicht
vielmehr ein Zeichen von Intelligenz Deines Klienten? Immerhin
macht er sich ja überhaupt Gedanken.


Das pathologische, das krankhafte Grübeln, das ist leider nicht
so leicht abzuschalten. Bitte bedenke, ich bin kein Arzt und kein
Therapeut und ich tue hier auch nicht so als wäre ich ein
solcher! Ich berate Dich hier zum Walk & Talk, damit Du
selber als Berater und Coach Deine Klienten gut versorgen kannst.
Wenn Du als Therapeut aktiv bist, dann ist das hier für Dich
wahrscheinlich sowieso nichts Neues.


Wir alle sollten unsere Grenzen kennen und uns darüber in jeder
Beratung im Klaren sein. Das stete Grübeln kann ein Symptom
ernsthafter Erkrankungen darstellen, wie z. B. einer
Depression oder einer Angsterkrankung. Überschreite Deine
Kompetenzen nicht! In gewissen Situationen ist es ratsam Deine
Klienten an eine andere Profession zu verweisen. Ein erster
Ansprechpartner für Deine Klienten sollte der Hausarzt sein.
Vielleicht verweist dieser dann auch an einen ärztlichen
Psychotherapeuten? Es sollten in jedem Falle körperliche
Fehlfunktionen auf biochemischer Basis abgeklärt werden! Sind die
Körperfunktionen, z. B. der Hormonspiegel, im Normbereich,
dann kann das Grübeln an sich auch als Mechanismus des
menschlichen Geistes betrachtet werden, als Warnsignal! Ein
Warnsystem, zur Wahrung unserer Grenzen. Beispielsweise bei einer
drohenden Überforderung im Alltag. Es macht uns auf Störungen
aufmerksam. Grundlegende Ängste, Beziehungsthemen, oder ähnliche
existenzielle Risiken. Wobei hier nicht die eigentlichen Themen
im Fokus stehen, sondern vielmehr die Ängste vor den Folgen
dieser.


Beispielsweise: Angst vor Arbeitslosigkeit mit der daraus
resultierenden Angst vor der Klärung: "Wie kann ich dann meinen
Lebensunterhalt bestreiten? Verliere ich meine Wohnung? Verliere
ich meine Familie?" Eigentlich, ist dieser Mechanismus gut für
Deinen Klienten.


Positiv werte ich diesen Warnhinweis, wenn darauf eine Aktion
folgt. Wenn Du Deinem Klienten mögliche Wege aufzeigst, die er
nach dem Innehalten beschreiten kann. Wenn Du den kreisenden
Gedanken Deines Klienten eine Richtung anbietest. Eine nach der
Pause sofort folgende Aktion vielleicht. Den ersten Schritt muss
er dann natürlich selber machen.


Zum Beispiel kann der Gedanke aufgeschrieben werden. Dann wird er
daraufhin geprüft, ob er veränderungswürdig ist. Kann Dein Klient
nun wirklich etwas an der Situation ändern. Wenn nicht, dann
sollte er sich diesen Umstand bewusst machen. Am Rhein können
hierzu diverse Rituale etabliert werden, z.B. aufschreiben und
das Papier dann am Rhein, in einem Steinkreis verbrennen (so
vermeidest Du dass die Flammen überschlagen).


Ganz im Sinne von:
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht
ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit,
das eine vom anderen zu unterscheiden. (R.Niebuhr)


Sollte der Gedanke zu einer konkreten Handlung führen, dann gilt
es diese umzusetzen - bestenfalls sofort - oder sie zu
terminieren. Wann habe ich Zeit mich darum zu kümmern? Aus dem
Sinn, aufs Papier und ab in den Kalender.


Ganz pragmatisch könnte sich Dein Klient dann ziel- und
lösungsorientiert eine Checkliste aus dem Internet herunterladen,
aus der die einzelnen Schritte im Falle einer Arbeitslosigkeit
hervorgehen. Diese kann er auch noch durch persönliche
Anmerkungen ergänzen. Der begrübelte Fall traf noch nicht ein,
ok. Allerdings hat Dein Klient nun mit dieser Liste für eben
diesen Fall der Fälle bestens Vorbereitungen getroffen und kann
bei wiederkehrenden Gedanken einfach einen Blick in die Liste
werfen - Gefahr erkannt / Gefahr gebannt. Solche Vorbereitungen
können auch für andere Life Events erstellt werden. Todesfälle in
der Familie, ein unerwarteter Krankenhausaufenthalt oder ein
defektes Familienauto.


Also, ich hoffe Du konntest auch aus dieser Episode etwas
Sinnvolles für Deine Beratungen im Gehen gewinnen. Auch, wenn wir
bei dieser Fragestellung des Gedankenkreisens eigentlich Körper
und Geist innehalten lassen wollen.


Wenn es Dir gefallen hat, dann erzähle es alle denen weiter, die
Du magst. Und wenn nicht, dann berichte allen denen davon, die Du
nicht magst!


Anyway, lass es Dir gut gehen und vergiss nicht, mit mir kannst
Du r(H)einreden!
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