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Beschreibung
vor 5 Jahren
Hallo! Schön dass Du wieder reinhörst, beim r(H)einreden
Meine letzte Episode habe ich vor einer gefühlten Ewigkeit
produziert. Das hat auch etwas mit meinem nun erweiterten
Wirkungsbereich im Hauptjob zu tun. Lebensumstände ändern sich,
denn Leben bedeutet Veränderung. Und so musst Du Dich auch das
eine oder andere Mal auf neue Umstände einstellen und Dich
organisieren. Gerade in den vergangenen Monaten durfte ich das am
eigenen Leib erleben und meine Komfortzone verlassen.
Selbstverständlich sind dann die systemischen Methoden und
Techniken sowie eine systemische
Grundhaltung hilfreich! Das ist ein stetiger
Prozess der Tag für Tag aufs neue Anpassung erfordert.
Du als Berater, Coach, Trainer und Therapeut solltest auch privat
auf Deine bewerten Techniken zurückgreifen. Deine eigenen
Erfahrungen mit dem systemischen Werkzeugkoffer erhöhen auch die
Qualität der Tools in der Arbeit mit Deinen Klienten.
Bei mir geht es heute um eine konkrete Fragestellung, die
üblicher Weise im Beratungsprozess auf Dich zukommen wird. Dein
Klient ist sich über seine Werte klar und hat darauf aufbauend
seine Ziele definiert? Prima, dann geht es jetzt an die
Umsetzung. Es werden Aufgaben generiert. Und schon kann es zur
"Überflutung" kommen. Eine Überreizung des
"Entscheidungsmuskels" droht. Einige Kollegen
gehen pauschal davon aus, dass wir früh am Tag noch fit für
Entscheidungsfindungen sind. Deshalb sollten wir zu der Zeit an
den schwerwiegenden und richtungsgebenden Entscheidungen
arbeiten. Danach wird es schwerer, bzw. anstrengender. In dem
Zusammenhang hört man immer wieder auch vom Grundsatz "Eat the
frog!". Tja und wenn Dein Klient nun nachmittags oder Abends bei
Dir gebucht hat? Dann hilft Dir die Methode, die ich Dir heute
präsentieren möchte: das Auftragskarussell.
In der Praxis oder beim Walk and Talk solltest Du erstmal das
Terrain erkunden. Wer spielt im Leben Deines Klienten eine Rolle
und wirkt indirekt bei der Entscheidungsfindung mit?
Wozu der Aufwand? Na ja, Dein Klient trägt niemals alleine die
Konsequenzen seiner Entscheidungen. Er richtet auch Aufträge an
Dich, die er bewusst oder unbewusst von anderen Personen seines
Umfeldes, seiner Systeme, mit sich bringt. "Der dritte
Mann", sozusagen, ist in Deiner
Beratung quasi als einflussreiche Person mit unterwegs.
Ein Familienmitglied, die Freunde, die Kollegen, ja sogar der
Nachbar spielen hier eine Rolle. Nimm beispielsweise die
Entscheidung den Job zu wechseln und dazu in eine andere Stadt zu
ziehen. Daran wird es deutlich.
Finde also möglichst schnell einen Weg eben diese Einflüsse zu
erfassen. Wer richtet sich mit Aufgaben an Deinen Klienten? Wie
empfindet Dein Klient diese Umstände? Kommt er damit klar oder
fühlt er sich überfordert, gar zerrissen? Finden sich in den
Anforderungen eventuell gegensätzliche Interessen hinter den
Aufgaben? Gilt es neue Wege zu beschreiten, ganz im Sinne von:
"Auf zu neuen Ufern"? Oder sollte man lieber altbewährte und
sichere Wege nicht verlassen? Was wird erwartet? Was erwartet
Dein Klient von sich selbst und welche
Erwartungserwartungen stehen vielleicht hinter
den Aufgaben und den damit verbundenen Zielen? Vielleicht hat
Dein Klient ja den Ratschlag bekommen sich unbedingt bei Dir die
Lösung des Problems abholen zu kommen?
Vorsicht, in dem Fall ist der wichtigste Faktor der Beratung ins
Spiel zu bringen. Dein Klient ist Experte für sein Leben. Du bist
der Experte für die Methoden, die seine Entscheidungsfindung
erleichtern. Darum informierst Du Dich ja auch hier bei mir über
die Möglichkeiten des Walk & Talks. Bei mir gibt es keine
fertigen Lösungspakete frei Haus. WICHTIG: Die Arbeit macht mein
Gast auf der Insel Grafenwerth selbst und so solltest Du auch mit
Deinen Klienten arbeiten, nur dann schließt sich der Kreis.
Bei Deiner Suche nach den Aufträgen sowie den Aufträgen hinter
den Aufträgen spielen die Werte Deines Klienten eine große Rolle.
Nochmal, sich entgegenstehende Werte führen zu inneren Konflikten
und das volle Potenzial kann nicht abgerufen werden. Dein Klient
lebt mit dem Gefühl einer inneren Zerrissenheit. Ganz im Sinne
von: "Egal wie ich mich entscheide, es ist irgendwie immer
falsch?!" Hier finde ich die Erkenntnis wertvoll, dass es für
Deinen Klienten stets die persönlichen Eindrücke und
Interpretationen seiner eigenen Erlebnisse sind. Pauschal wird es
objektiv weder ein Richtig noch ein Falsch geben. Eben mit dem
Auftragskarussel bringst Du hier schnell Licht ins Dunkle und
eröffnest Deinem Klienten sachlich neutral neue Wege in die
Zukunft.
Das Auftragskarussell empfinde ich als
nachhaltig, da Dein Klient - wenn er die
Vorgehensweise verinnerlicht hat - diese auch später alleine
durchführen kann. Quasi verhilfst Du ihm zur Selbsthilfe.
Und so gehe ich auf Grafenwerth vor:
Ich sorge zunächst für einen gewissen Abstand zur alltäglichen
Belastungssituation. Nach Überquerung der Brücke sind wir quasi
mit dem Betreten der Insel unter uns. Ich nutze den Abstand zum
Hamsterrad um die Akkus wieder aufladen zu können. Alles, was auf
der Insel passiert bleibt auch auf der Insel. In einer der
vorherigen Episoden bin ich auf diesen Einstieg in die Beratung
näher eingegangen. Dieses Gesetz ist also nicht nur in
Praxisräumen anzuwenden und dient auch hier auf Grafenwerth dem
Schutz Deines Klienten.
Beim r(H)einreden nutze ich die positiven Effekte der Umgebung,
die Wirkung der Natur. Übrigens, auch ich kann nicht anders - ich
muss einfach auf Grafenwerth entspannen. So wird recht schnell
und einfach die Basis für eine beiderseits entspannte Betrachtung
der Fragestellung hergestellt.
In einer meiner Erstberatungen beispielsweise hatte ich mich zu
einem Termin inhouse einladen lassen. Zwei Kollegen, die
ebenfalls in beratender Funktion für niederschwellige Angebote
zusammenarbeiteten, hatten mich gebucht. Die Insel Grafenwerth
war zu dem Zeitpunkt leider für die beiden Klienten keine Option,
weil zu weit entfernt.
Thema: Optimierung der Zusammenarbeit mit den Klienten, den
Kollegen und den Vorgesetzten. Auch hier habe ich zunächst den
Versuch gestartet einen gewissen Abstand zur Arbeit herzustellen.
Vergeblich! Wir waren ja nun mal vor Ort "auf der Arbeit", in den
Räumen und die anderen Mitarbeiter befanden sich im Büro nebenan.
Das ging überhaupt nicht und hier lernte ich auch, dass sich
Beratungen inhouse, im Gegensatz zu niederschwelligen Trainings,
deutlich schwieriger gestaltet.
Also, zurück zum Auftragskarussell. Auf
Grafenwerth nutze ich, wie ich ja bereits in vorherigen Episoden
berichtet habe, gerne eine Boule Bahn. Hier kannst Du Dir gerne
nochmal die Episode #2 zum Werterad anhören. Mein
Klient findet auf der Bahn einen schönen und für
ihn passenden Platz und stellt sich einfach und entspannt dort
hin. Mit einem Stock aus der Umgebung zieht er
dann einen Kreis um sich. Er entscheidet über
die Größe des Umfangs. Mit seinen Füßen "markiert" er dann den
Platz auf dem jeder seiner beiden Füße im Zentrum des Kreises
steht - seinen aktueller Standpunkt.
Im nächsten Step gehen wir dann an das Flussufer hinunter und
laufen hier rheinauf- oder rheinabwärts, je nach Wunsch des
Klienten. Im "Laufe" des Gesprächs frage ich dann alle bei seinem
Anliegen beteiligten Personen ab und lasse den Klienten für jeden
Beteiligten einen Stein auswählen. Auch für
Umstände und Begebenheiten kann ein Stein gewählt werden.
Beispielsweise für den "alten Familienwagen", der stets kaputt
ist, Zeit und Geld kostet und somit auch eine
Aufgabe darstellt. Ganz bewusst soll der Klient dann dem
jeweilige Stein ein Merkmal
zuordnen - ein Wort. Die Steine nehme ich dann
an mich und so hat der Klient für jede neue Person/ jeden Umstand
wieder freie Hände. Ganz praktisch finde ich hier einen Beutel
mit einem Tuch zu nutzen. Ich befreie den Stein von Sand, bevor
ich ihn in den Beutel lege - bereit für die weitere Arbeit.
Dieser vorbereitende Schritt der Methode kann etwas Zeit
beanspruchen.
Dann gehen wir zurück zum Kreis und ich reiche dem Klienten einen
Stein nach dem anderen - mit Bezug auf die jeweilige Person. Zu
diesem Zeitpunkt ist meine volle Aufmerksamkeit gefragt. Ich höre
aktiv zu und stelle passende Fragen zu den Aufträgen. Nun ist es
am Klienten den jeweiligen Auftrag an sich in einem konkreten
Satz zusammenzufassen. Der Satz soll laut ausgesprochen werden,
während der Stein innerhalb oder außerhalb des Kreises platziert
werden kann. Wichtig: Je näher der Stein am
Klienten abgelegt wird, desto
dringender erscheint ihm der Auftrag.
Dies passiert meist unbewusst und Dein Klient wird überrascht
sein, wenn Du ihn nach dem Ablegen der Steine darauf aufmerksam
machst. Auf dem Kreis selber liegende Steine stellen eher
neutrale Aufträge dar.
Diese Technik hatte ich bei den eben erwähnten Kollegen im Büro
auch anwenden können - hier mit gelben Post It ´s auf dem
Teppichboden. Allerdings habe ich für diese Methode extra große
Post It´s im Angebot. Das Ergebnis war hier bei beiden ein
deutliches Gefühl der Überforderung! Beide standen gemeinsam im
Kreis und zeigten sich schockiert über die Fülle an Aufträgen und
damit auch an zu bewältigenden Aufgaben. Aber zurück zur Insel.
Diese Überforderung wird sich dann evtl. auch bei Deinem Klienten
einstellen. Nimm es bewusst wahr und spiegel ihm diese Erfahrung.
Spricht Dein Klient dann von "genau dem Problem", dann kannst Du
ihm im nächsten Schritt ein Angebot zur Lösung unterbreiten.
Annehmen muss er es selber.
Veranlasse nun Deinen Klienten dazu einen ersten Schritt
einzuleiten, eine Priorisierung vorzunehmen. Es scheint stets
vordergründig leichter "NEIN" zu sagen. Deshalb sollte Dein
Klient nun die Aufträge ablehnen, die er nicht annehmen möchte,
weil sie vielleicht nicht "seine Sache" sind. Diese Steine sollte
er aufnehmen und separat weit vom Kreis entfernt ablegen. Dabei
empfehle ich eine Alternative kurz abzustimmen. Wahlweise kann
Dein Klient auch kurz überlegen, an wen er diesen Auftrag in
seinen Systemen weitergeben möchte. Diese "Aussieben" und
"Wahrnehmen" der Aufträge wird Dein Klient bereits in diesem
Stadium als eine gewisse Form der Erleichterung empfinden. Dann
halte kurz inne und hinterfrage, wo Dein Klient nun steht. Wie
fühlt es sich im Moment an? Wiederhole dann seine Aussage ganz
bewusst. Spiegle auch seine genaue Wortwahl Klienten.
Diese Wiederholung finde ich beim
r(H)einreden sehr wichtig, da uns hier in der Natur ein
Flipchart fehlt, auf dem wir die erfolgten Schritte festhalten
können. Dein Klient kann nicht einfach kurz mal nachlesen. Auch
die restlichen Aufträge solltest Du nun nochmals mit Deinem
Klienten rekapitulieren. Die Sätze sollte er je Stein, also
jeweils zum wichtigen Auftraggeber, laut wiederholen. Danach legt
er dann wieder alle Steine/Aufgaben, die nicht delegiert wurden,
an den Platz in den Kreis.
Die eigentliche Arbeit passiert
ab jetzt zwischen den Beratungsterminen!
Fordere Deinen Klienten zum Ende der Beratungseinheit dazu auf,
nicht die scheinbar dringendste Aufgabe "anzupacken". Besser,
weil erfolgversprechender, ist es die Aufgaben anzugehen, zu
denen ihm der nächste zielführende Schritt spontan einfällt.
Vielleicht kann der Schritt auch sofort umgesetzt werden? Dieser
Schritt könnte z.B. ein Telefonat sein - er könnte jetzt sofort
zu seinem Smartphone greifen und mit dem wertvollen Abstand zum
Alltag sowie der aktuellen Klarheit auf der Insel das Gespräch
suchen! Oder er blockt sich beispielsweise sofort in seinem
Kalender einen Termin für sich selber, seinen nächsten EGO-Termin
(Episode #5). Egal wie klein der Schritt sein wird, er wird nach
der Ausführung sofort eine Motivation mit sich bringen.
"Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt!"
Konfuzius
Dein Klient kann dann auch mit seinem Smartphone ein Foto seines
persönlichen Auftragskarussells knipsen und für den schnellen
Zugriff speichern. Einer meiner Klienten hat sich das Foto sofort
auf dem Boule Platz als Hintergrundbild auf dem Smartphone
abgespeichert. Eine alltägliche Gedankenstütze und Visualisierung
der Aufträge / der Erwartungen an ihn.
Ob sich Dein Klient dann alle Steine mitnimmt, ist ihm
überlassen. Das habe ich aber so noch nicht erlebt. Vielmehr hat
sich ein Klient seinen Stein des Anstoßes, den Stein des
Auftrags, als "Souvenir" mitgenommen, der für eine
besondere Bedeutung hatte.
Soweit so gut!
Ich hoffe, Du konntest hier ein paar Anregungen zum
Auftragskarussell gewinnen und so die Arbeit mit Deinen Klienten
variieren. Ich freue mich über ein Feedback von Dir!
Schreib mir auf meiner Homepage einen Kommentar oder kontaktiere
mich über Twitter @rHeinreden.
Lass es Dir gut gehen bis zum nächsten Mal und vergiss nicht:
Mit mir kannst Du r(H)einreden!
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