r(H)einreden - Risiken neben Wirkungen - #08

r(H)einreden - Risiken neben Wirkungen - #08

Risiken neben Wirkungen
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Beschreibung

vor 5 Jahren

Hallo und herzlich Willkommen zur achten Episode meines Podcasts,
willkommen beim r(H)einreden!


Heute geht es mir um die Frage nach dem Wozu? Wozu Walk &
Talk, wozu sollte man im Gehen beraten? Welche
Wirkungen dieser
Beratungsmethoden können Deinen Klienten beeinflussen?
Welche Risiken können neben diesen Wirkungen auf Dich warten,
wenn Du auch Beratungen im Gehen anbietest.


Es gibt Kolleginnen die sind der Meinung, eine Beratung, ein
Coaching oder eine Therapiesitzung müssen unbedingt in einem
geschlossenen geschützten Rahmen - sprich innerhalb von vier
Wänden stattfinden. Meine bisherige Erfahrung lehrt mich dass
diese pauschale Sichtweise nicht auf jeden Klienten zutreffen
kann!


Als Schüler und Student habe ich schon immer gerne im Gehen
gelernt. Das fiel mir irgendwie leichter - ich konnte es mir
damals allerdings nicht erklären. Meine besten Ideen der letzten
Jahre kamen mir in meinen EGO-Zeiten auf Grafenwerth stets beim
Spaziergang. Irgendwie inspirierte mich schon immer die Wirkung
der Natur auf Körper, Geist und Seele. Du kennst das sicherlich
auch, wenn Dir der Wind um die Nase weht und Du die Sonne auf der
Haut spürst, dann tut das einfach gut. Auf
Grafenwerth kommt dann immer noch die gewaltige Wirkung
dieses Stromes dazu - die Wirkung des Rheins.
Hast Du schon einmal fließende Gewässer beobachtet und dem
Rauschen gelauscht? Da ist unglaubliche Energie in Bewegung.


Dem Fluss habe ich auch schon zusammen mit Klienten zugeschaut
und dabei einfach geschwiegen. Stille Momente in der Beratung -
gemeinsames Schweigen! Aus meiner Erfahrung
heraus fiel dies den Klienten am Rhein irgendwie leicht. Eine
Klientin sprach zum Ende der Einheit davon Kraft getankt zu haben
und ich wusste damals genau was sie gemeint hatte. Wenn Dein
Setting zur Beratung im Gehen auch an einem Fluss liegen könnte,
dann probiere es einmal ganz für Dich allein aus. Am Meer habe
ich diese Kraft noch intensiver gespürt. Nicht ohne Grund bieten
Kollegen beispielsweise auch auf Mallorca Walk & Talk an.
Diese Wirkung ist von sich aus vor Ort gegeben und warum solltest
du sie nicht in Dein Beratungskonzept mit einbinden und mit ihm
Deinen Klienten Nutzen bieten?


Ebenfalls als kraftvolles Setting für meine
Beratungsgespräche empfinde ich Walk & Talk in der
Allee auf der östlichen Seite der Insel
Grafenwerth. Hier zwischen den im Wind
rauschenden Bäumen blieb bislang jeder Klient, mit dem ich diesen
Weg eingeschlagen habe, kurz stehen und blickte hoch in die
Baumkronen. Nochmal, derart kraftvolle Settings zeigen schon für
sich alleine Wirkung bei Deinen Klienten. Und doch stellt sich
einigen Beratern die Frage, ob es besondere Fragestellungen für
die Beratung im Gehen gibt und ob evtl. auch
"No-Go-Themen" existieren? Gibt es Risiken oder
Nebenwirkungen? Also Nebeneffekte, die sich auf Deine Beratung
auswirken?


Glaubt man den Angaben die einige Kolleginnen und Kollegen auf
ihren Internetseiten machen, dann bieten sich vor allem offene
Fragestellungen an. Biographiearbeit (Genogramme),
Entscheidungsfindungen (Tetralemma), Vorbereitung auf
Krisengespräche oder "Auftritte" (Metaebene und Metapherarbeit)
sowie Ideenfindung.


Physiologisch nachweisbar wirkt sich die O² Durchflutung
des Gehirns äußerst positiv aus. Die Produktion von
Neurotransmittern wie Dopamin und Serotonin wird gesteigert und
diese wirken letztlich entstressend auf den Körper. Übrigens auch
auf Deinen Körper in der Beratungssituation. Entspannte Körper
lassen kein Stressempfinden aufkommen! Somit öffnet sich Dein
Klient mit allen Sinnen den neuen Eindrücken in der Natur. Dies
belegte Michaela Kaczor (2010, Master thesis: Beratung im Gehen)
in ihrer Untersuchung zu dieser Form der psychosozialer Beratung,
an der Evangelische Fachhochschule Darmstadt.


Diese gesteigerte Sensibilität führt natürlich auch dazu, dass
schon kleine Störfaktoren ihre Auswirkung auf
die Beratung haben. Lass mich an dieser Stelle auch auf diesem
Punkt eingehen. Eine gute Vorbereitung ist hier Garant für eine
erfolgreiche Beratungseinheit. Eben genau auf diese
Umweltfaktoren möchte ich mit meinem Podcast eingehen, dazu biete
ich Dir dieses Angebot in bisher acht Episoden an.


1. Umweltfaktoren
Bekannte Personen des Klienten können Euch
begegnen. Hierauf solltest Du Dich und vor allem natürlich auch
Deinen Klienten vorbereiten. Wie bereits in einer vorherigen
Episode erwähnt, reicht ein freundliches Grüßen und dann ein
aktives Abwenden des Blickes aus, um dann die Beratung im Gehen
fortsetzen zu können. Die Körpersprache signalisiert dann -
"jetzt nicht stören". Der äußere Anschein eines Spazierganges
bleibt gewahrt.


Sollte Dein Klient Angst vor Hunden zeigen, dann
solltest Du die frühen Morgen- und Abendstunden eher meiden. Hier
sind besonders viele "Gassigeher" unterwegs. Vielleicht erwähnst
Du in Deinem Vorgespräch die Möglichkeit in der Beratung auf
Hunde zu treffen. Ein ängstlicher Klient wird dann darauf
eingehen und entsprechende Infos an Dich geben.


Achte auf die Wetterbedingungen vor Ort. Dazu
empfehle ich Dir meine dritte Episode zum Thema
Wetterapps. Dies ist auch und gerade im
Zusammenhang mit Allergien von Bedeutung. Höre doch einfach mal
in diese Folge rein.


Bei der Begrüßung empfehle ich Dir auf seine nonverbalen Signale
zu achten. Körperhaltung, Händedruck, Blick. Sollte Dein Klient
in Deinen Augen angeschlagen wirken, dann wähle bewusst eine
passende Distanz erste Strecke aus. Wenn er
weitere Spaziergänge wünscht, dann wird er sich dazu äußern. In
diesem Zusammenhang möchte ich Dich auf ein Dein Zeitmanagement
aufmerksam machen. Start und Zielort sollten identisch
sein. Du kannst insbesondere auf einer "Einwegstrecke"
Deinen Klienten dann zum Ende der Beratung nicht einfach irgendwo
im Nirgendwo stehen lassen. Eine Problematik, die bei meinem
r(H)einreden  nicht auftritt. Die Insel verfügt über einen
quasi Rundkurs und ich bin binnen weniger als fünf Minuten immer
wieder an meinem Ausgangspunkt - der nördlichen Brücke.


2. Faktor Gesprächsvorbereitung Als
Berater, Coach, Trainer und Therapeut solltest Du Dich
optimal auf Deinen Klienten vorbereiten. Eine
vernünftige und verinnerlichte Anamnese ist das A und O! Du
kannst bei der Beratung eben nicht mal eben zum Schreibtisch
gehen und Dir den Vorgang holen. Auch möchte ich Dir von einem
ständigen Blick auf Dein Smartphone abraten. Im Kontext der
Beratung betrachte ich die Geräte eher als
Kommunikationsverhinderer,  wenn ich sie auch ansonsten
gerade beim Walk & Talk in der Vorbereitung schätze. Es gibt
Kolleginnen und Kollegen, die genau aus diesem Grunde ein
Erstgespräch stets in der Praxis stattfinden lassen und erst bei
Interesse im zweiten oder einem der Folgetermine Walk & Talk
anbieten.


Wenn Du gut vorbereitet in die Beratungseinheit gehst, dann
brauchst Du übrigens keinen Fragenkatalog! Bewahre Dir Deine
neugierige und lethologisch geprägte
Grundhaltung und dann kommen die "guten Fragen" von ganz
alleine. Checklisten sind hier eher für
die Utensilien angezeigt, die Du beim Walk & Talk
bestenfalls in einem kleinen Rucksack mit Dir führst.
Taschentücher sind hier ganz oben auf der Liste, aber auch eine
kleine Flasche Wasser und zwei Becher sind hier zu nennen.
In einer der folgenden Episoden werde ich Dir
meine Checkliste vorstellen.


Wenn Du in den ersten Minuten der Beratungseinheit das Gefühl
hast, Dein Klient weicht Deinem Blick aus, dann
nimm diese Wahrnehmung ernst. Gleiches gilt für die Klienten, die
bestätigende Blicke suchen. Je nachdem kannst Du dann eher den
Teil des Spaziergangs nebeneinander verlängern oder eben kurz
halten und zeitnah eine Parkbank für das Vier-Augen-Gespräch
ansteuern oder eben nicht. Dieser Umstand kann bei ein und dem
selben Klienten je nach Verfassung und Fragestellung variieren.


3. Faktor Gesprächsnachbereitung Die
Nachbereitung Deiner Beratungseinheiten, eine sonst so übliche
Dokumentation, ist bei der Beratung im Gehen
auch nicht immer ganz einfach zu gestalten. Wichtige Eindrücke
von Dir,  Äußerungen Deines Klienten und evlt.
Visualisierungen (Werterad, Tetralemma, etc.) solltest Du sofort
i.A. an die Einheit festhalten. Ob Du sie alleine auf Dein
Smartphone diktierst oder gar direkt zum Abschluss des Prozesses
hin ein Foto machst ist eigentlich Dir überlassen. Auch und im
Rahmen der geltenden Datenschutzbestimmungen solltest Du Dich
auch hier wiedereinmal fragen:  WOZU dokumentiere
ich? Wenn die Eindrücke wichtig für Deine weiteren
Beratungseinheiten sind, dann ist das der zwingende Grund für die
Erfassung. Fakt ist allerdings auch der folgende Umstand: 
In dem Moment, in dem der Klient sich auf den Weg macht, da
wirken schon Deine Impulse! Das eben aufgestellte Bild seiner
Systeme und deren Bestandteile zueinander kann sich dann bereits
geändert haben! Wozu müsstest Du ihn dann in der Folgeeinheit an
den alten Stand der Dinge erinnern? Du willst ja Fortschritte und
keine Rückschritte erzielen!


In soweit gilt also auch das gesetzlich vorgegebene Recht
darauf  "vergessen zu werden". Gib in Deinen
Beratungsmodalitäten auch stets an, wie Du mit den erhobenen
Daten umgehst, bzw. wann Du sie wieder aktiv löschen wirst.


So, das war es dann mal wieder für heute. Ich hoffe Du konntest
für Dein Setting vor Ort den ein oder anderen Impuls aufnehmen
und vielleicht habe ich Dich ja auch neugierig auf die Beratung
im Gehen gemacht.


Du hast Fragen oder Anregungen? Fühle Dich eingeladen und schreib
mich einfach an. Gerne auf Twitter (@rHeinreden) oder hier über
meine Homepage per Mail.


Viel Spaß bei Deinen Vor- und Nachbereitungen und vergiss nicht,
mit mir kannst Du r(H)einreden!
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