r(H)einreden – Die Timeline – #04
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Beschreibung
vor 5 Jahren
Hallo und herzlich Willkommen zur vierten Folge meines Podcasts.
Willkommen zum r(H)einreden!
Danke für das schriftliche Feedback und auch für die persönlichen
Worte in den letzten Tagen! Mein Format scheint Dir zu gefallen
und so darf ich heute wieder bei Dir zu Gast sein. Danke dafür!
Neben dem Portal Podcaster.de und Spotify kannst Du jetzt
r(H)einreden auch endlich über
iTunes hören. Ich hatte mich schon gewundert, warum es
nun gerade bei iTunes nicht mit dem Upload geklappt hat. Der
Support von podcaster.de hat schnell, freundlich und kompetent
geantwortet. Bei der ersten Folge hatte ich es leider versäumt
das Cover ausreichend zu komprimieren. Der Zuschnitt auf 1400 x
1400 Pixel war korrekt eingestellt, aber die Datenmenge halt
knapp über dem Limit. Nachdem ich das dann nachgeholt hatte
dauerte es gar nicht lange und iTunes präsentierte meine beide
Folgen. Tja, manchmal sind es eben die kleinen Dinge im Leben -
ab und an auch nur ein paar Kilobyte.
Beruflich geht es bei mir nach dem Jahreswechsel wieder los und
so muss ich an meinem Zeitmanagement arbeiten - sprich:
Ab der fünften Folge werde ich im
Wochentakt mit Dir r(H)einreden. Von Sonntag auf
Montag werde ich die neuen Folgen
veröffentlichen.
Was bedeutet Dir eigentlich Zeit? Heute geht es
hier um die Methode der Timeline, die in der
Fachliteratur auch unter dem Begriff "Zeitstrahl"
beschrieben wird. Um das zu klären, erlaube mir erst ein paar
Gedanken zur Zeit ins Reine zu reden.
Ist Zeit für Dich eher knapp bemessen? Überlege einmal kurz
selber. Wie gehst Du mit Deiner Zeit um? Hast Du vielleicht im
Moment genug davon und weisst eher nichts mit ihr anzufangen? Von
Peter Fraenkel stammt der Satz: "Meine Zeit ist nicht
Deine Zeit!". Neben den physikalisch zu erfassenden
Stunden, Minuten und Sekunden erscheint die Zeit also auch als
Zustand, den wir sehr individuell empfinden. Soweit so gut.
Wir als lebendige Systeme können also niemals statisch oder
absolut gleich bewertet werden, sondern wir befinden uns stets im
Fluss der Veränderungen. Für mich als Berater ist dieser Umstand
sehr wichtig. Der Moment auf der Insel Grafenwerth, in dem ich
mit meinem Klienten ein Thema bespreche, der passiert jetzt und
ist dann auch schon wieder direkt vorbei; so wie das jetzt gerade
vorbei geflossene Rheinwasser. Das Ergebnis des Werterades (Folge
zwei des Podcasts) stellt auch immer nur eine Momentaufnahme dar.
Ich kenne Kolleginnen und Kollegen, die genau aus diesem Grunde
niemals ein Foto vom Werterad erstellen und es nie dem Klienten
zusenden würden. Es ist ja möglich, dass dem Klienten bereits auf
dem Heimweg eine Änderung der Skalierung klar wird. Diesen
Entwicklungsschritt könnten sie mit der Momentaufnahme
stören, wie man mir sagte.
Die eigentliche Arbeit leistet Dein Klient ja stets und
bekanntlich zwischen den Beratungsterminen! Rückblickend erinnern
sich Klienten an ihre Handlungen und Entscheidungen, die sie
"damals" getroffen haben. Ändern können sie diese nicht mehr -
genausowenig wie wir Menschen ausgesprochene Worte zurücknehmen
können. Wie schon René Borbonus lyrisch auf den Punkt gebracht
hat: "Achte auf Deine Worte!"
Warum solltest Du also in Deiner Outdoorpraxis auf eine Methode
zugreifen, die mit dem Faktor Zeit arbeitet?
Schnell vergessen ist ein Life-Event sobald sich der Alltag
wieder eingespielt hat. Oft kosten diese Kraft und Ausdauer und
es ist faszinierend, wie wir diese besonderen Lebenserfahrungen
meistern. Die eigene Hochzeit, eine schwere Krankheit, die Geburt
eines Kindes oder ein Todesfall in der Familie. Diese Ereignisse
wurden von Deinen Klienten bewältigt - ob positiv oder negativ
konotiert - alle Ereignisse sind Erfahrungen und somit auch
Ressourcen!
Als Systemiker begleite ich meine Klienten auf ihrer "Zeitreise"
zu den ganz persönlichen Ereignissen der Vergangenheit -
allerdings nicht i.S. einer Anamnese der "Störungsauslöser". Es
ist für mich auch nicht von Relevanz welche Diagnose "damals" von
welcher Fachkraft auch immer gestellt wurde. Diese Antworten
folgen auf die Frage "Warum?".
Frage Deine Klienten eher nach dem "Wozu?".
Wozu hat dieses damalige Ereignis Deinen Klienten verholfen.
Welche Lösungsansätze haben damals funktioniert?
Fokussiere das Positive in der erzählten
Realität. Das hat nichts mit Schönreden zu tun!
Es gibt nicht das Licht. Überall wo Licht ist findest du auch
Schatten. Aber der Schatten kann
nur entstehen, wenn es Licht
gibt!
Berichtet Dein Klient z.B. vom frühen Tot eines Elternteils, so
kann dieser Verlust dazu geführt haben, dass er als Kind schnell
selbständig wurde. Diese damals erfolgreiche Überlebensstrategie
könnte ihm heute als Erwachsener hilfreich sein. Welche Kräfte
und welche Umstände verhalfen ihm damals konkret zur
Selbständigkeit und wie können diese heute reaktiviert
werden? Welche Menschen haben ihn damals unterstützt?
Diese Ressourcen können besonders gut aktiviert werden, wenn Du
bei Deinem Klienten möglichst viele Sinne ansprichst. Beim
r(H)einreden arbeite ich mit den direkt
am Rhein befindlichen Parkbänken.
[caption id="attachment_56" align="aligncenter" width="300"]
Frank_Sandkühler_2017[/caption]
Von diesen aus nutze ich den freien Blick auf den Rhein. Meine
Timeline wird also nicht vor dem Klienten auf Papier aufgemalt,
sondern er muss sich selber entlang des Zeitstrahls bewegen. Auch
verwende ich keine Seile oder Taue, wie einige Kolleginnen und
Kollegen in ihren Praxen auslegen. Entlang des Rheins stellen die
Parkbänke jeweils Meilensteine im Leben der Klienten dar. Wie
viel Zeit zwischen den Bänken verstreichen soll, entscheidet
immer der Klient. Ein Jahr, eine Woche oder eine Dekade? Der
Rhein setzt hier als wunderbare Metapher für den
Fluss der Zeit besonders gut Kräfte frei. Am Fluss hörst
Du das Plätschern des Wassers und spürst den Wind im Gesicht. Die
einfache Bewegung an der frischen Luft und die Sauerstoffaufnahme
in der Natur aktivieren den Stoffwechsel! Dein
Klient und vor allem seine
Gedanken werden in
Bewegung gebracht. In einer der nächsten Folgen
werde ich auf die physiologischen Fakten und Vorteile der
Beratung im Gehen eingehen.
Dabei kommt es auch und vor allem auf die Qualität der Fragen an,
die Du Deinem Klienten stellst. Guten Fragen zu
stellen ist oft zielführender, als gute Anworten
zu geben. Hierzu findest Du sehr gute Lehrbücher über das
"Systemische Handwerkszeug". Den Sinn von Fragesammlungen, i.S.v.
"1001 systemische Fragen - für 1,99€ im Download" wage ich hier
in aller Deutlichkeit anzuzweifeln. Das mechanische Abspulen von
Fragen hat nichts mit einer systemischen Grundhaltung zu tun. Da
kann die Methode auch noch so gut sein. Wenn die richtige
Einstellung des Systemikers fehlt, dann wird es schwierig für
beide Seiten.
Ich möchte hier Heinz Foerster zitieren, der als Biophysiker und
Mitbegründer der kybernetischen Wissenschaft den Begriff der
"lethologischen Haltung" erschuf. Als Berater,
Coach und Trainer stellst Du in dieser Haltung
Dein Wissen bewusst in den
Hintergrund und lässt Dich von den
Lösungsansätzen Deines Klienten überraschen! Ich
möchte hier den Vergleich mit einer neugierigen und
wertungsfreien Grundhaltung aufführen. Diese Haltung in der
Beratung ist beispielsweise von offen gestellten Fragen geprägt.
Zurück zur Timeline auf der Insel Graenwerth:
Flussaufwärts gehen wir in die
Vergangenheit und mit dem Strom über die Gegenwart dann
auch in die Zukunft. Meine Klienten finden in der jeweiligen
Epoche auf einer Parkbank Platz und gelegentlich legen sie sich
auch auf die Bank und blicken in den Himmel - kein Scherz! Der
Wechsel in eine nicht gewohnte
Perspektive ist für den Beratungsprozess äußerst
hilfreich. Natürlich muss man sich auf diese
Methode einlassen können und auch wollen. Dann öffnen Wünsche,
Träume, Ziele und Werte der Vergangenheit evtl. im Heute Türen zu
neuen Wegen und Möglichkeiten.
Wie soll Dein Klient nun Herausforderungen der Zukunft
bewältigen? Bislang ging es ja nur um die Vergangenheit. Auch
hier hilft die Methode des Zeitstrahls. Ich gehe mit meinem
Klienten, gleichsam der Nutzung einer Wunderfrage, am Rhein
flussabwärts in die Zukunft. Dabei erfrage ich
genau den Zeitpunkt, an dem die Herausforderungen wahrscheinlich
überstanden sein werden und sammle hier dann wieder mit allen
Sinnen Impulse.
Fake it until you make it!
Kollegen nennen das dann gerne ein Zielfoto des Klienten.
Oder anders gesagt:
Wozu soll in der Zukunft auf die Herausforderung der
heutigen Gegenwart gut gewesen sein?
Ein Ergebnis ist dann der gewisse Abstand zur Herausforderung,
die ja heute als ein schier unüberwindbares Problem empfunden
wird. Dieser Abstand verschafft Deinem Klienten eine Veränderung
des Gesamteindrucks der Lage.
Manche Methoden erscheinen auf den ersten Blick etwas ungewohnt
oder auch seltsam und das ist auch gut so! Sie können als
heilsame Irritation, im Sinne eines Reinredens, genutzt werden.
Dabei solltest Du Deinem Klienten aber
niemals etwas einreden! Er ist Experte für sein
Leben und Du eröffnest ihm mit dieser Methoden nur neue Wege und
Einblicke zu seinen persönlichen Lösungsansätzen.
Das wars für heute.
Du hast Fragen oder Anregungen zur Timeline? Vielleicht hast Du
auch schon eine andere Variante durchgeführt? Dann schreib mir
gerne Deine Erfahrungen per Mail oder via Twitter (@rHeinreden).
Wenn Dir dieser Podcast nützlich erscheint, dann bewerte ihn
gerne positiv und erhöhe somit seine "Sichtbarkeit". Danke dafür!
Viel Spaß beim Ausprobieren und vergiss nicht,
mit mir kannst Du r(H)einreden
Folge direkt herunterladen
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