Folge 12: Digitalität und Kunstgeschichte – ein Theorie- und Metagespräch über aktuelle Debatten
1 Stunde 27 Minuten
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vor 8 Monaten
In dieser Folge spricht Jacqueline Klusik-Eckert mit Katrin
Glinka und Kilian Heck über die tiefgreifenden Veränderungen und
aktuellen Debatten, die digitale Technologien in der
Kunstgeschichte hervorgerufen haben. Dabei diskutieren die Gäste
die unterschiedlichen Ebenen der Digitalität in der
Kunstgeschichte: vom Scannen der Werke bis hin zu konkreten
Anwendungen computationeller Verfahren eröffnet sich ein breites
Spektrum. Es zeigt sich einmal mehr, wie vielschichtig die
Perspektiven auf das Digitale sind.
Es wird betont, dass viele in der Kunstgeschichte digitale
Technologien noch immer auf die Digitalisierung von Material
reduzieren. Die Potentiale digitaler Methoden werden dabei kaum
gesehen oder vorschnell abgeurteilt. Unterstützungssysteme im
Bereich Information Retrieval, die zu einer steigenden
Zugänglichkeit und Auffindbarkeit von Forschungsmaterial sorgen,
werden unreflektiert angenommen. Dagegen werden unter
vorgehaltender Hand empirisch-statistische Verfahren als
intransparent und verflachend abgeurteilt. Einig ist man sich
hingegen wieder, wenn es um das Einsatzgebiet Provenienzforschung
geht.
Doch diese scheinbare Transparenz von etablierten
Wissensspeichern muss hinsichtlich der historisch belasteten
Beschreibungskategorien hinterfragt werden. Gleiches gilt für die
Beschaffenheit der aktuell genutzten technischen Lösungen wie
beispielsweise Sammlungsdatenbanken, die aktuell nicht
vollumfänglich eine Vielfalt an Interpretationen und die
Koexistenz von Widersprüchen ermöglichen.
Hinzu kommt noch, dass sich Kunstgeschichtlerinnen und
Kunstgeschichtler mit einer zunehmenden Komplexität und Vielfalt
von Bildmaterial konfrontiert sehen. Das verlangt eine Anpassung
der etablierten Analysemethoden und den Mut, sich außerhalb der
traditionellen Komfortzonen zu bewegen. Es wird dafür plädiert,
auch Fehler zu akzeptieren und tradierte, vorurteilsbehaftete
Wissenssysteme kritisch zu reflektieren. Die Diskussion
unterstreicht zudem die Bedeutung einer bildwissenschaftlichen
Kompetenz und die anhaltende Notwendigkeit, die Fähigkeiten im
Umgang mit modernen, auch KI-generierten Bildern zu schärfen.
Schließlich wird auf die Rolle digitaler Technologien bei der
Sicherung von Kulturerbe eingegangen.
Trotz der Potenziale dieser Ansätze bleibt die Akzeptanz und
Integration in die klassische Kunstgeschichte eine
Herausforderung. Ob dies auch einer (unbegründeten) Sorge um die
eigene Daseinsberechtigung herrührt, muss unbeantwortet bleiben.
Es ist im Gespräch jedoch deutlich geworden, dass gerade die
Koexistenz klassischer und digitaler Methoden notwendig ist. Denn
am Ende haben wir als Wissenschaftlerinnen und Wissenschafler
doch das gleiche Ziel: Wissen schaffen.
Dr. des. Katrin Glinka ist Kulturwissenschaftlerin und aktuell
Head of HCC Data Lab an der Freien Universität Berlin bei der
Forschungsgruppe Human-Centered Computing (HCC).
Prof. Dr. Kilian Heck ist Kunsthistoriker und hat den Lehrstuhl
für Kunstgeschichte an der Universität Greifswald inne.
Begleitmaterial zu den Folgen findest du auf der Homepage unter
https://www.arthistoricum.net/themen/podcasts/arthistocast
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