Unsere fatale Schwäche für Geschichten

Unsere fatale Schwäche für Geschichten

11 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Kaum etwas hat die Medien (und die Menschen) in letzter Zeit so
bewegt wie das U-Boot, das auf der Suche nach der Titanic
gesunken ist. Und kaum etwas hat in letzter Zeit die Menschen
(und die Medien) so aufgeregt wie die Aufmerksamkeit, die das
U-Boot auf sich gezogen hat: Wie kann es sein, dass sich die
Medien auf das Schicksal der fünf Menschen im U-Boot stürzen und
die 500 Menschen, die zur gleichen Zeit im Mittelmeer mit einem
Flüchtlingsboot ertrinken, links liegen lassen? Sogar den Medien
ist das unheimlich geworden. Es kam zur grossen Moraldebatte über
Ethik, Klicks und Millionäre. Die Zerknirschung wird nicht lange
anhalten. Denn im Kern geht es gar nicht um die Medien, sondern
darum, wie wir Menschen ticken: Wir haben eine fatale Schwäche
für Heldinnen und Helden und für spannende Geschichten. Für
namenlose Migranten ist das ein grosses Problem. Aber es gibt
einen Ausweg. Mein Wochenkommentar über die Rolle von Geschichten
bei der Wahrnehmung der Welt.


Matthias Zehnder ist Autor und Medienwissenschaftler in Basel. Er
ist bekannt für inspirierende Texte, Vorträge und Seminare über
Medien, die Digitalisierung und KI.
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