Franz Essl & Stuart Parkinson: DER KLIMA-FUSSABDRUCK DES MILITÄRS

Franz Essl & Stuart Parkinson: DER KLIMA-FUSSABDRUCK DES MILITÄRS

60 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Monika Halkort im Gespräch mit Franz Essl und Stuart Parkinson


DER KLIMA-FUSSABDRUCK DES MILITÄRS
Wie klimaneutral ist Europas Rüstungs- und
Verteidigungsindustrie?


 Der Krieg gegen die Ukraine hat ein radikales Umdenken in
der Europäischen Verteidigungs- und Rüstungspolitik ausgelöst.
Sowohl die NATO also auch die EU haben ihre Militärbudgets
drastisch erhöht und die Produktion von Kampfgerät, Munition und
Luftabwehrsystemen massiv erweitert. Selbst Österreich wird in
den kommenden Jahren 2 Milliarden mehr in neue Panzer, Flugzeuge
und die militärische Infrastruktur investieren.
Was all das für die nationalen und internationalen Klimaziele
bedeutet, ist in der politischen Aufregung über die aktuelle
Rüstungseuphorie weitgehend untergegangen. Dabei zählen Militär-
und Waffenindustrie schon heute zu den größten
Schadstoffemittenten und Energieverbrauchern weltweit. Wie hoch
ihr Anteil am weltweiten CO2 Ausstoß ist, kann zur Zeit niemand
zuverlässig sagen. Der Klima-Fußabdruck des Militär- und
Verteidigungsapparats bleibt in nationalen Klimaberichten und
Treibhausbilanzen ausgespart. Schätzungen gehen von rund 5% im
europäischen Vergleich aus.
Die mangelnde Auskunftsbereitschaft ist nur eines von vielen
Defiziten, die einer sozial- wie umweltpolitisch
nachvollziehbaren, zukunftsgerechten Sicherheitspolitik im Wege
stehen. Ist der geplante Ausstieg aus fossilen Brennstoffen
angesichts des allgemeinen Aufrüstens in Europa überhaupt noch
machbar und realistisch? Europäische Heere mögen auf
klimaneutrale Energien und Gerätschaften umrüsten, aber damit
sind die verheerenden Umwelt- und Klimafolgen von militärischen
Konflikten noch lange nicht gelöst. Die Frage, ob es einen
umweltverträglichen bzw. klimafreundlichen Krieg geben kann, wird
diese Gesprächsrunde nicht beantworten können. Aber erste
Denkanstöße dazu verspricht sie in jedem Fall.


 


Franz Essl leitet die Forschungsgruppe
„Bioinvasions, global change & macroecology“ am Department
für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität in Wien.
Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit engagiert sich Essl auch
umfassend in der Klimabewegung und kommuniziert seine
gesellschaftlich relevanten Erkenntnisse breitenwirksam in der
Öffentlichkeit. 2022 wurde nicht zuletzt dafür als
Wissenschaftler des Jahres ausgezeichnet.


Stuart Parkinson ist Executive Director der
Platform ‘Scientists for Global Responsibility (SGR) in
Grossbritannien. Die Plattform besteht aus Forschern in den
Natur- und Sozialwissenschaften, Technologie Entwicklung und
Architektur die sich um ethische, soziale und umweltgerechte
Rahmenbedingungen in ihren jeweiligen Disziplinen bemühen, mit
besonderem Augenmerk auf Rüstung und Militär. 2021 hat Parkinson
einer der ersten umfassenden Berichte zum Klimafußabdruck der
Europäischen Rüstungs- und Verteidigungsindustrie veröffentlicht.


Monika Halkort ist Sozialwissenschaftlerin und
Journalistin

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