Katerina Poladjan & Abdalrahman Alqalaq. Gespräch. Episode 5
48 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
„Stell dir vor“, sagt Lilith im Herbst 2014 in der armenischen
Hauptstadt Jerewan zu Katerina Poladjan, „du erzählst die
Geschichte deines Großvaters, und jemand sagt dir, dass sie nicht
wahr ist, dass du lügst“
Katerina Poladjan schreibt dazu: „Ich habe einen armenischen
Namen. Ich kann kein Armenisch. Ich lausche den Worten und
verstehe sie nicht. Ich höre nur das Raunen, das Rauschen. In
Armenien konnte ich mich auf Russisch unterhalten. Ich bin
hingefahren, ich wollte das Land sehen, dem ich meinen Namen
verdanke.“ In diesem Kontext ist ihr dritter Roman „Hier sind
Löwen“ entstanden, eine Spurensuche, eine Tiefenbohrung: Die
Buchrestauratorin Helen ist in Moskau geboren, ihre Familie kommt
jedoch aus Armenien und auf Drängen ihrer Mutter reist sie nach
Jerewan, wo ihr eine alte Familienbibel in die Hände fällt.
Dieses Buch gehörte einst der 14-jährigen Anahid und ihrem
kleinen Bruder, deren Geschichte in einer zweiten Erzählebene
entwickelt wird. Poladjan erzählt die beiden durch die Bibel
miteinander verknüpften Geschichten.
Katerina Poladjan wurde 1971 in Moskau geboren, kam als Kind nach
Deutschland. Sie arbeitet als Schauspielerin und Autorin und lebt
mit ihrer Familie in Berlin. 2011 erschien der erste
Roman In einer Nacht, woanders im Rowohlt
Verlag. 2015 folgte der Roman Vielleicht
Marseille und 2016 der literarische Reisebericht Hinter
Sibirien. Eine Reise nach Russisch-Fernost, den sie gemeinsam mit
dem Autor und Regisseur Henning Fritsch schrieb. 2015 nahm
Poladjan am Ingeborg-Bachmann-Preis 2015 teil und 2019
erschien der Roman Hier sind Löwen, der für den Deutschen
Buchpreis nominiert war.
Abdalrahman Alqalaq ist ein syrisch-palästinensischer Lyriker,
der in Damaskus geboren wurde und nun in Deutschland lebt.
Beide verbindet die Liebe zum Wort und zum Spiel: Katerina
Poladjan und Abdalrahman Alqalaq. Für die Plattform
Weiterschreiben.Jetzt haben sie sich wechselseitig geschrieben,
über Gott und Teufel, ihrer Sehnsucht nach Katzen, von
Kampffliegern und trauernden Zitronenbäumen. Und über die Frage:
Was tue ich eigentlich hier auf dieser Welt?
Nach der Lektüre von Hier sind Löwen schreibt Abdalrahman Alqalaq
an Katerina Poladjan:
„Hätte ich Deiner Protagonistin etwas sagen können, hätte
ich ihr ein paar Sätze aus einem Text zugeflüstert, den ich im
September 2015 an einen Freund schrieb, als ich befürchtete, die
griechische Küste niemals zu erreichen. Ich würde Anahid sagen:
Bevor du deine Heimat verlässt, leg das Verlangen ab, das Denken
und die Erinnerung an den Duft der Haut der Menschen, die du
liebst. Wenn du kannst, zerreiße die inneren Bilder.“
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