"Weltanschauung kommt von Welt anschauen!"
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3 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Wir sind im Bus in Richtung Italien gefahren, haben eine
Zwischenübernachtung eingelegt und sind dann über die Alpen gedüst.
Es ist ein Traum. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich etwas
verpasse, wenn ich nicht aus dem Fenster schaue um alles zu sehen:
die wundervollen Berge, den Nebel am morgen und die Sonne später,
die Flüsse und Bäche und die tobenden Wolken. Und dabei fiel mir
interessanter weise ein, dass ein Slogan der friedlichen Proteste
in der DDR hieß: "Weltanschauung kommt von Welt anschauen!" Das
kann nur verstehen, wer im abgeschotteten Land leben musste und
nur, wenn man genug Geld hatte, in die Länder östlich der DDR
fahren konnte, aber immer eingetrichtert bekommen hat, dass die
sozialistische Weltanschauung die Beste ist. Das fand ich als
reisehungrige Jugendliche irgendwie ein Hohn, weil man sich ja
nichts anschauen konnte. Und jetzt, jetzt können wir reisen, aber
schauen wir uns die Welt und die Menschen an oder bleiben wir in
einer abgeschotteten Touristenblase ohne Kontakt zur realen Welt
unseres Reiselandes? Manche aus meiner Verwandtschaft bleiben mit
Vergnügen in ihren perfekten Urlaubsressorts und verlassen es nur
für geführte Bustouren. Meine Pilgergruppe ist da anders. Und ich
freue mich darüber. Wir schauen jeden Tag ein oder zwei bedeutsame
Stätten von Franziskus und Klara an und sie hören und erfahren die
Geschichten dazu und sie sind den Rest des Tages damit beschäftigt,
die Stadt zu erleben, zu durchstreifen, sich ruhige Plätze zum
Verweilen zu suchen, Tagebuch zu führen und sich am Abend darüber
auszutauschen, was sie Neues für sich selbst entdeckt haben. Und
sowas geht ja nicht nur auf Reisen. Auch Sie zuhause können heute
mal aufmerksam schauen, ob Sie anderes sehen oder hören oder
erfahren als an normalen Tagen, ob sie eine Zeit der Stille im
Trubel Ihres Alltags finden, in dem sie ihren Herzschlag zur Ruhe
bringen und Ihre Gedanken in andere Richtungen bewegen können. Und
vielleicht finden Sie am Abend jemanden, mit dem Sie die neu
gemachten Erfahrungen austauschen können: die Menschen mit denen
Sie leben, Kollegen oder Nachbarn, Zufallsbekanntschaften oder
Gott, der immer da ist und zuhört, wenn Sie mit ihm plaudern
möchten.
Zwischenübernachtung eingelegt und sind dann über die Alpen gedüst.
Es ist ein Traum. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich etwas
verpasse, wenn ich nicht aus dem Fenster schaue um alles zu sehen:
die wundervollen Berge, den Nebel am morgen und die Sonne später,
die Flüsse und Bäche und die tobenden Wolken. Und dabei fiel mir
interessanter weise ein, dass ein Slogan der friedlichen Proteste
in der DDR hieß: "Weltanschauung kommt von Welt anschauen!" Das
kann nur verstehen, wer im abgeschotteten Land leben musste und
nur, wenn man genug Geld hatte, in die Länder östlich der DDR
fahren konnte, aber immer eingetrichtert bekommen hat, dass die
sozialistische Weltanschauung die Beste ist. Das fand ich als
reisehungrige Jugendliche irgendwie ein Hohn, weil man sich ja
nichts anschauen konnte. Und jetzt, jetzt können wir reisen, aber
schauen wir uns die Welt und die Menschen an oder bleiben wir in
einer abgeschotteten Touristenblase ohne Kontakt zur realen Welt
unseres Reiselandes? Manche aus meiner Verwandtschaft bleiben mit
Vergnügen in ihren perfekten Urlaubsressorts und verlassen es nur
für geführte Bustouren. Meine Pilgergruppe ist da anders. Und ich
freue mich darüber. Wir schauen jeden Tag ein oder zwei bedeutsame
Stätten von Franziskus und Klara an und sie hören und erfahren die
Geschichten dazu und sie sind den Rest des Tages damit beschäftigt,
die Stadt zu erleben, zu durchstreifen, sich ruhige Plätze zum
Verweilen zu suchen, Tagebuch zu führen und sich am Abend darüber
auszutauschen, was sie Neues für sich selbst entdeckt haben. Und
sowas geht ja nicht nur auf Reisen. Auch Sie zuhause können heute
mal aufmerksam schauen, ob Sie anderes sehen oder hören oder
erfahren als an normalen Tagen, ob sie eine Zeit der Stille im
Trubel Ihres Alltags finden, in dem sie ihren Herzschlag zur Ruhe
bringen und Ihre Gedanken in andere Richtungen bewegen können. Und
vielleicht finden Sie am Abend jemanden, mit dem Sie die neu
gemachten Erfahrungen austauschen können: die Menschen mit denen
Sie leben, Kollegen oder Nachbarn, Zufallsbekanntschaften oder
Gott, der immer da ist und zuhört, wenn Sie mit ihm plaudern
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