Der Evangelist mit dem sozialen Schwerpunkt

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Der Evangelist mit dem sozialen Schwerpunkt
3 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr
Heute feiert die Kirche, feiern wir das Fest des heiligen Lukas. Er
gilt als Verfasser des gleichnamigen Evangeliums und der
Apostelgeschichte, auch wenn das nach der neuesten theologischen
Forschung wahrscheinlich gar nicht stimmt. Aber das kennen wir ja
von vielen anderen Zuschreibungen auch. Und ändern wird das
vermutlich nicht viel daran, dass weiterhin diese beiden
wundervollen Bücher im Neuen Testament dem heutigen Tagesheiligen
zugeschrieben werden. Was mich an den Lukas-Texten so fasziniert,
ist ihre soziale Ausrichtung. Das Lukas-Evangelium ist das einzige
der vier kanonischen Evangelien, das die Kindheitsgeschichte Jesu
beinhaltet. Was wäre der Heilige Abend ohne diese herzzerreißende
Erzählung von Maria und Josef, die in einem Stall übernachten
müssen, weil in der Herberge kein Platz ist? Jesus kommt mitten in
unserer kalten Realität, in unserem Chaos zur Welt. Um wem wendet
sich Jesus als Erwachsener im Lukasevangelium zu? Es sind gerade
hier die Armen, die Verachteten und die Verlassenen, die seine Nähe
spüren. Das Gleichnis vom reichen Prasser, der in Saus und Braus
lebt, während an seiner Türschwelle der arme Lazarus liegt und
Hunger leidet, das findet sich nur bei Lukas. Mir gefällt dieser
starke soziale Aspekt in diesen Texten, der auch heute von seiner
Aktualität nichts verloren hat. Was geht es uns hier in
Mitteleuropa gut, während an den Außengrenzen Menschen unter
unwürdigen Bedingungen leben müssen. Aber Gott lässt die Armen und
Ausgegrenzten nicht allein. "Er stürzt die Mächtigen vom Thron und
erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben
und lässt die Reichen leer ausgehn", singt Maria im Magnificat,
auch ein Text aus dem Lukasevangelium. Und jeden Morgen im
Morgengebet beten wir einen weiteren wundervollen Gesang aus diesem
Evangelium, das Benedictus. Da singt Zacharias, der Vater von
Johannes dem Täufer: "Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes
wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu
leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes und
unsere Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens." – Wie aktuell
doch diese knapp 2.000 Jahre alten Texte sind! Aber sind sie nicht
auch furchtbar naiv, wenn wir uns die Realität anschauen? Ich
glaube, dass Lukas realistisch genug war. Sein Evangelium und seine
Apostelgeschichte sind zugleich eine Botschaft an uns, nämlich dass
es an uns liegt, diese Welt menschlicher und sozial gerechter zu
machen. So wird das Reich Gottes dann auch sichtbar.

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