Sonntagslektüre

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Sonntagslektüre
3 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr
Eine meiner besonderen Sonntagsvergnügen ist es, eine große
überregionale Sonntagszeitung zu lesen. Da geht es um mehr als nur
die aktuellen Nachrichten der Woche. Da gibt es gute
Hintergrundberichte und Kommentare aus vielen Bereichen, um die man
sich in der Eile der Woche nicht so kümmern kann. Ein kleinerer
Artikel handelt davon, dass der Sozialstaat nicht untergehen wird,
wenn es die vielen sozialen Einrichtungen der Kirchen nicht mehr
geben wird, weil es die beiden großen Kirchen in Deutschland bald
nicht mehr geben wird. Und die andere Lektüre war das Evangelium
des Sonntags. Da ging es um den Sämann und die Aussaat und dass der
Sämann unentwegt aussät, auch wenn ein Teil der Saat in die Dornen,
auf Felsen, auf belebte Wege fällt und nicht aufgehen kann. Aber
der andere Teil bringt Frucht: dreißigfach, sechzigfach,
hundertfach. Und Jesus, der diese Geschichte erzählt, sagt nochmals
deutlich, dass es auch so mit dem Wort Gottes ist: Es wirkt und
kehrt nicht ohne Erfolg zu ihm zurück. Solange also das Wort Gottes
verkündet wird, das Evangelium vom guten Gott, der die Menschen
durch ihr Leben, ihre Höhen und Tiefen begleitet, der bis in den
Tod mit ihnen geht, und sie dann nicht im Grab lässt, sondern ihnen
den Weg zum neuen Leben ebnet, solange wächst das Reich Gottes in
der Welt. Beide Nachrichten nebeneinander lesen sich paradox, sind
es aber nicht. Wenn über die Jahrhunderte die caritative Tätigkeit
der Christen so in der Gesellschaft angekommen ist, dass es dazu
die Kirchen nicht mehr braucht, ist es doch super. Dann können die
Christen nach neuen Feldern ihres Tuns Ausschau halten und sich
ganz anders und neu ausrichten. Bei einer Aktion für junge Frauen
vor zehn Jahren, die mal schauen sollten, ob Olper
Franziskanerinnen Zukunft haben, hat mich eine Antwort zutiefst
beeindruckt. Die jungen Frauen, die die Philippinen und die
Projekte der Schwestern besucht haben, konnten sehr deutlich
formulieren: Solange es arme Menschen gibt, wird es Menschen geben,
die sich um sie kümmern und für sie da sind. Christen, Ordensleute,
Menschen aller Religionen oder Anschauungen, denen das Wohl der
Mitmenschen nicht egal ist. Gott sei Dank.

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