Gott ruft jeden in seinen Dienst

Gott ruft jeden in seinen Dienst

Gott ruft jeden in seinen Dienst
3 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr
Ich glaube, aus meiner Erfahrung, dass Gott die kleinen Leute liebt
und in seinen Dienst ruft. Einer dieser kleinen Leute war Johann
Birndorfer. Er war das elfte von zwölf Kindern auf einem Bauernhof
und schon in jungen Jahren sehr fromm, wie man es damals zu sagen
pflegte. Als er 14 Jahre alt war, starb seine Mutter und zwei Jahre
später der Vater. Also musste er seinen Wunsch, ins Kloster zu
gehen und Priester zu werden, ziemlich schnell begraben und
arbeitet als Knecht auf dem familieneigenen Hof. Erst mit 31 Jahren
wurde er bei den Kapuzinern in Altötting aufgenommen, als Bruder
Konrad eingekleidet und fand seit 1852 seinen Platz fürs Leben an
der Klosterpforte. 41 Jahre lang wirkte Bruder Konrad an der
Pforte, wo er mit Tausenden von Wallfahrern zu tun hatte, die mit
vielerlei Anliegen und Bitten zu ihm kamen. Aber auch
Handwerksburschen und Kinder aus armen Altöttinger Familien kamen
bettelnd an die Pforte, keines von ihnen ging leer aus. Konrads
Name und Ruf drang weit über die Grenzen Bayerns hinaus. Trotz
seines 18-Stunden-Tages an der Pforte blieb aber das Gebet der
Mittelpunkt seines Lebens: stundenlang und nächtelang, jede freie
Minute nutzend, betete er. Mir gefällt eine kleine Notiz in seiner
Vita besonders gut: seine Pfortenstube hatte zwei Fenster: ins nach
draußen, wo der Strom von Wallfahrern und Bittstellern eigentlich
nie abriss, und ein andere zum Tabernakel in der Wallfahrtskirche.
Papst Benedikt hat mal über ihn gesagt: „Er hat sich, wie es der
Herr im Gleichnis empfiehlt, wirklich auf den letzten Platz
gesetzt, als einfacher Pfortenbruder. Er konnte von seiner Zelle
aus immer auf den Tabernakel hinschauen, immer bei ihm sein. Von
diesem Blick her hat er die nicht zu zerstörende Güte gelernt, mit
der er den Menschen begegnete, die fast ohne Unterbrechung an
seiner Pforte anläuteten - auch manchmal eher bösartig, um ihn
bloßzustellen; auch manchmal ungeduldig und laut: Ihnen allen hat
er ohne große Worte durch seine Güte und Menschlichkeit eine
Botschaft geschenkt, die mehr wert war als bloße Worte.“ Vielleicht
ist das, was Frömmigkeit meint: im Blick auf Gott die Güte und
Menschenfreundlichkeit lernen, die er im Umgang mit den Menschen 41
Jahre lang getan hat.

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