Luftkurort für die Kirche

Luftkurort für die Kirche

Luftkurort für die Kirche
3 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
In diesen Tagen vor Pfingsten, ab dem Fest der Himmelfahrt Jesu,
beten manche Leute die Novene, die Andacht um das Kommen und Wirken
des Heiligen Geistes. Ich bete und singe in den Tagen sehr gern die
Pfingstsequenz aus dem Gotteslob. Die Version, die im vorigen
Gotteslob war, ist im Rhythmus aller gregorianischen Gesänge in
einer fließenden Taktung – ernst, getragen und drängend. Als wir es
jetzt mit dem Konvent singen wollten, haben wir ihn automatisch so
gesungen, also wie immer. Später ist mir erst aufgefallen, dass die
Sequenz im Dreivierteltakt angegeben ist. Ich habe schallend
gelacht bei der Vorstellung, die ernsthafte Bitte um Gottes Geist
im Walzertakt zu singen. Aber dann: Wieso eigentlich nicht? Wenn
ich so unseren gesellschaftlichen und kirchlichen Diskurs im Moment
anschaue, ist alles irgendwie schwer und mühsam: Unzählige
Sitzungen und Arbeitsgruppen, jahrelang wird an Positionspapieren
und Aktionsplänen gearbeitet, die am Ende kaum jemand liest und
noch weniger beachtet, weil sie längst überholt und am jetzigen
Thema vorbei sind. Da hilft doch so ein fröhlich gesungener und
noch viel besser, getanzter Hymnus mal echt weiter. Vielleicht ist
die Bitte um die Gaben des Geistes immer so zaghaft, weil wir ein
bisschen ahnen, dass da zusammen mit Gottes Geist etwas gehen
könnte. In den vielen Interviews vom Katholikentag in Stuttgart
habe ich immer wieder gehört, dass er als belebend wahrgenommen
worden ist. Es ist belebend, sich endlich wieder mit vielen live
und in Farbe zu treffen, zusammen zu beten, Gottesdienst zu feiern,
zu singen, zu tanzen, zu diskutieren, nachzudenken, miteinander,
statt übereinander zu reden und Gott zuzutrauen, dass er mit seinem
belebenden Geist, mitten unter uns ist und für Frische und
Lebendigkeit sorgt. Früher habe ich immer gelacht, wenn ich das
Wort "Luftkurort" als Beinamen für eine Stadt gelesene haben. Aber
Kur: Curare - heißt: Sorge tragen für…, also kuriert werden können.
Und ein Luftkurort ist dann der Ort, der saubere Luft hat, der den
Atem beruhigt. So könnte also Pfingsten der Luftkurort für die
Kirche sein: der für die Kirche Sorge trägt, der für frische,
gesunde Luft sorgt, der den inneren Atem der Seele vertieft und die
Hetzjagd nach neuen Ideen und Programmen ein bisschen beruhigt.

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