Wir haben immer die Wahl!

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Wir haben immer die Wahl!
3 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Am Wochenende haben wir gewählt in Nordrhein-Westfalen. Einen neuen
Landtag und eine neue Landesregierung. Und ich mit meiner
DDR-Vergangenheit habe mir sofort nach der Wende 1989 geschworen,
dass ich niemals eine Wahl verpassen oder aus komischen Gründen
nicht wahrnehmen würde. Weil wir seit 1990 tatsächlich eine Wahl
haben. In der DDR gab es eine Wahlliste, die man im Wahllokal
ausgehändigt bekam und man durfte sie zusammenknicken und in die
Wahlurne werfen. Nichts ankreuzen, nicht zwei Stimmen haben, oh
nein. Alle Kandidaten waren vorher von der SED geklärt und durften
durch zusammenfalten und in die Urne werfen bestätigt werden. Ich
bin jetzt noch wütend, wenn ich daran denke. Also haben wir jetzt
aber am Sonntag den Wahltag genossen, Laudes beten, Frühstücken
gehen, wählen, Sonntagsgottesdienst mitfeiern und nach einem sonnig
schönen Tag abends die Hochrechnungen schauen und uns freuen.
Freuen daran, dass die allermeisten Menschen demokratische Parteien
gewählt haben. Ein bisschen mich ärgern, weil die Wahlbeteiligung
geringer war als zuletzt und auch darüber, dass der absolute
Verlierer plötzlich ganz ungeniert anmeldete, ja auch eine
Regierungsbildung mit verantworten und einleiten zu können. Auch
fairer Verlierer zu sein, muss man lernen. Und ich kann nicht gut
verstehen, wenn es so krude Erklärungen gibt, warum man keine Wahl
hat und dass sich ja doch nichts ändert. Das sind nur faule
Ausreden. Wir haben in ganz vielen Dingen eine Wahl und eine
Verantwortung. Und es tut gut zu wissen, dass die meisten
Mitmenschen sie wahrnehmen. Am Abend haben wir dann die Eissaison
eröffnet und beim Italiener um die Ecke ein köstliches Eis
gegessen. Da haben wir an den Tischen überall ringsherum die
Gespräche gehört und die Debatten über die Kandidaten, die
Ergebnisse und die Folgen für unser Bundesland. Wunderbar. Wir
haben immer eine Wahl: im persönlichen Leben, im gesellschaftlichen
Umfeld, im Glauben. Ich habe die Wahl, ob ich mein Christsein sehr
aktiv lebe und meinen Mitmenschen diene und mich für Frieden,
Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einsetze. Ob ich bete und
Gottesdienste mitfeiere, ob ich im Chor mitsinge oder mich für
Firmlinge engagiere, ob ich mich um die Nachbarn kümmere oder, wie
zur Zeit, die Kirche öffne und alles für die Kirchenbesucher
vorbereite. Und diese Wahl kann niemand für mich treffen. Ich
selbst kann wählen. Immer.

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