Nur Dagegensein ist zu wenig

Nur Dagegensein ist zu wenig

Nur Dagegensein ist zu wenig
4 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Seit Wochen sind die Kandidaten der Parteien an der Basis
unterwegs, um für ihre Person, ihre Partei, ihr Programm oder ihren
Spitzenkandidaten zu werben. Und das ist oft wirklich nett. Da
stehen die bunten Stände der Parteien zusammen mit dem Eierhändler,
dem Kartoffelmann, dem Gemüsestand, dem Blumenhändler auf dem
Marktplatz und bieten quasi ihre Ware an. Und damit man sich dann
auch an sie erinnert, gibt es viel Infomaterial, aber auch witzige
Beigaben, Eyecatcher oder Giveaways. Da gibt es wundervolle
tiefrote Rosen nicht von den Roten, scharfe Zwillingsmesser, damit
man messerscharf denken und dann wählen kann, es gibt
Kugelschreiber nicht aus Plastik und Samentütchen mit Kräutersamen
oder für bunte Blumenwiesen und ähnliches und man kommt gut ins
Gespräch über diese Dinge und dann zu den eigentlichen wichtigen
Themen. Aber ich habe hier auch anderes erlebt. Zu einer Kundgebung
auf dem Markt, zu dem zwei Ministerpräsidenten und ein
Parteivorsitzende eingeladen waren, kamen knapp 1000 Menschen, von
denen sich die allergrößte Zahl auf diese Stunde gefreut haben und
zuhören wollten. Und es gab knapp 50 Leute, die genau das nicht
wollten. Sie haben die ganze Zeit gebrüllt, mit Fanfaren und
Trillerpfeifen einen solchen Lärm geschlagen, dass sich die Redner
unglaublich anstrengen mussten, damit die, die gekommen waren,
ihnen zuzuhören, überhaupt etwas verstehen konnten. Es war keine
Debatte, kein Austausch, kein Gespräch möglich, wie ich es sonst
bei solchen Gelegenheiten schon erlebt habe. Und mir scheint, dass
das nicht nur in Wahlkämpfen der Parteien zur Zeit so ist und in
vielen Auseinandersetzungen und Debatten eine gute Kultur verloren
zu gehen scheint: die Kultur des Zuhörens, des andere Meinungen
zunächst vortragen Könnens, des nicht ins Wort Fallen oder gar
Niederbrüllens, das Abwägen und Bedenken von Fakten und Argumenten
und das nebeneinander stehenlassen Können von Meinungen und Plänen,
Vorstellungen und Gedanken. Auch innerkirchlich sind wir da nicht
unbedingt vorbildlich. Auch hier gibt es das übereinander statt
miteinander Reden, das offene Briefe Schreiben und zum Dialog
auffordern, dann aber wieder nur Direktiven geben, sich in Gremien
auseinandersetzen, dann aber die mehrheitlich gefassten Beschlüsse
nicht mittragen und vieles mehr. Ich hoffe sehr, dass nicht nur bei
der Wahl am Sonntag die gewinnen, die sachliche und ehrliche
Argumente haben und nicht die wenigen Krachmacher, die daran
überhaupt nicht interessiert sind, sondern nur dagegen sein wollen
und keine eigentliche Idee haben, wie das Leben in Staat, Kirche
und Gesellschaft gelingen kann.  

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