Was aus einer Plauderei am Zaun werden kann
Was aus einer Plauderei am Zaun werden kann
3 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Ein Vorgarten ist etwas Entzückendes. Unser Garten liegt gegenüber
vom Haus und wir müssen nur die Straße überqueren. Also habe ich
die letzten Abende genutzt, um Sommerblumen zu säen und den Boden
vorher noch ein bisschen vor zu bereiten. Zunächst hat eine Gruppe
junger Jugendlicher auf der Turmtreppe gegenüber zugeschaut, dann
sind sie aber gegangen und haben sich eine Ecke gesucht, wo sie
sich nicht so beobachtet fühlen. Und dann kamen Spaziergänger und
Leute, die unsere Straße als Abkürzung benutzen. Und fast immer
bleiben sie stehen, um ein bisschen zu plaudern. Zunächst über den
Garten und die so schön blühenden tränenden Herzen. Dann natürlich
über das, was ich da gerade säe, und dann irgendwie automatisch
über Gott und die Welt. Es ging um den Krieg in der Ukraine und den
Trabbel in unserer Kirche, um die Angst vor einem Krieg und um die
Sorge, was die Kinder mal werden. Und dann kam eine Frau mit zwei
Kindern vorbei. Sie ist aus der Ukraine geflüchtet und wohnt jetzt
im Nachbarhaus, habe ich erfahren. Da kommt der Krieg und die
Folgen für die Menschen plötzlich ganz nah an uns heran. Und das
ist genau die Chance. Wenn die Ereignisse in Welt und Gesellschaft
und Kirche irgendwie weit weg sind, können wir super damit umgehen,
urteilen und werten und es stört nicht weiter. Aber sowie uns
Beteiligte, Menschen also, nahe kommen und wir ihre Geschichte,
ihre Anliegen, ihre Sorgen und Fragen kennen, rückt es uns auf den
Pelz, können wir nicht mehr unbeteiligte Zaungäste sein. Einer der
schönsten Konstitutionen des zweiten Vatikanischen Konzils, die ich
gerade dieser Tage gelesen habe, da geht es darum, in der ersten
Zeile zu lesen: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen
von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch
Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger*innen Christi. Und
es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen
seinen Widerhall fände.“ Und manchmal reicht es zunächst, einfach
da zu sein, sichtbar und ansprechbar, damit Menschen ihre Fragen
und Sorgen loswerden können. Und dann zu schauen, was können wir
tun, wie können wir helfen, was braucht die Einzelne und was nützt
den neuen Nachbarinnen. Manchmal reicht also eine Plauderei am
Zaun, um Vorurteile abzubauen, Fremdheitsgrenzen zu überwinden und
aus einer trockenen Tagesschaukriegsnachricht eine herzliche
Beziehung werden zu lassen.
vom Haus und wir müssen nur die Straße überqueren. Also habe ich
die letzten Abende genutzt, um Sommerblumen zu säen und den Boden
vorher noch ein bisschen vor zu bereiten. Zunächst hat eine Gruppe
junger Jugendlicher auf der Turmtreppe gegenüber zugeschaut, dann
sind sie aber gegangen und haben sich eine Ecke gesucht, wo sie
sich nicht so beobachtet fühlen. Und dann kamen Spaziergänger und
Leute, die unsere Straße als Abkürzung benutzen. Und fast immer
bleiben sie stehen, um ein bisschen zu plaudern. Zunächst über den
Garten und die so schön blühenden tränenden Herzen. Dann natürlich
über das, was ich da gerade säe, und dann irgendwie automatisch
über Gott und die Welt. Es ging um den Krieg in der Ukraine und den
Trabbel in unserer Kirche, um die Angst vor einem Krieg und um die
Sorge, was die Kinder mal werden. Und dann kam eine Frau mit zwei
Kindern vorbei. Sie ist aus der Ukraine geflüchtet und wohnt jetzt
im Nachbarhaus, habe ich erfahren. Da kommt der Krieg und die
Folgen für die Menschen plötzlich ganz nah an uns heran. Und das
ist genau die Chance. Wenn die Ereignisse in Welt und Gesellschaft
und Kirche irgendwie weit weg sind, können wir super damit umgehen,
urteilen und werten und es stört nicht weiter. Aber sowie uns
Beteiligte, Menschen also, nahe kommen und wir ihre Geschichte,
ihre Anliegen, ihre Sorgen und Fragen kennen, rückt es uns auf den
Pelz, können wir nicht mehr unbeteiligte Zaungäste sein. Einer der
schönsten Konstitutionen des zweiten Vatikanischen Konzils, die ich
gerade dieser Tage gelesen habe, da geht es darum, in der ersten
Zeile zu lesen: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen
von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch
Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger*innen Christi. Und
es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen
seinen Widerhall fände.“ Und manchmal reicht es zunächst, einfach
da zu sein, sichtbar und ansprechbar, damit Menschen ihre Fragen
und Sorgen loswerden können. Und dann zu schauen, was können wir
tun, wie können wir helfen, was braucht die Einzelne und was nützt
den neuen Nachbarinnen. Manchmal reicht also eine Plauderei am
Zaun, um Vorurteile abzubauen, Fremdheitsgrenzen zu überwinden und
aus einer trockenen Tagesschaukriegsnachricht eine herzliche
Beziehung werden zu lassen.
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