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Beschreibung
vor 2 Jahren
Eine unserer sehr alten Mitschwestern im Altenheim ist
zwischendurch immer mal etwas desorientiert, verwirrt, ein bisschen
„neben der Spur“, wie man so sagt. Dieser Tage war das auch so. Sie
kam ins Nachbarzimmer, hat sich vorgestellt und der dortigen
Mitschwester freundlich gesagt, dass sie jetzt hier im Haus eine
Weile bleiben wird und das Nachbarzimmer bewohnt. Wir beide haben
uns bedankt und ich habe ihr versprochen, sie gleich auch zu
besuchen. Im Gespräch dann in ihrem Zimmer haben wir über Gott und
die Welt, über den Krieg in der Ukraine und über den wechselhaften
April geplaudert, über ihr schlechtes Befinden und darüber, dass
man mit 99 nun auch tatsächlich alt ist und dass das Leben noch nie
so schwierig war. Dann sind wir so die Etappen ihres langen Lebens
entlanggegangen. 1923 geboren, hat sie die Hitlerzeit, den zweiten
Weltkrieg, die harte Nachkriegszeit sehr bewusst erlebt und dann im
Orden an vielen Stationen sehr segensreich für viele Menschen
gearbeitet. Da kommt plötzlich ein Erinnern und sie sagt: „Oh, das
ist ja wahr, es war nie nur leicht und manches echt hart, aber wenn
ich das so jetzt sehe, habe ich ein sehr schönes Leben.“ Und ihr
freundliches Lächeln war wieder da und die Einordnung in Zeit und
Raum wieder gegeben. Das Radio, das sie sonst immer genutzt hat,
habe ich ihr wieder angeschaltet, den richtigen Sender gesucht und
habe mich von ihr, die jetzt zufrieden in ihrem Sessel saß, wieder
verabschiedet. Viele Menschen kennen das: Die alten und sehr alten
Mitmenschen kommen mit der scheinbar immer schneller gehenden
Gegenwart nicht mehr klar, leiden unter den Kriegsberichten, den
Bildern von Angriffen auf Städte und deren Opfer, von Flüchtenden
und verletzten Kindern. In der Verquickung mit dem eigenen Erinnern
verheddert sich alles und wird immer unsortierter. Oft tut es dann
gut, wenn sich jemand Zeit nimmt, den Geschichten lauscht und bei
der Einsortierung hilft. Und wenn man es schafft, Nähe und
Vertrauen zu vermitteln, dieses: Ich bin bei Dir, ich halte Dir die
Hand, ich höre Dir zu, ich mag Dich gern. In der Schlussoration
unseres Morgengebets heißt es: „Allmächtiger Gott, in den
österlichen Geheimnissen, die wir jedes Jahr feiern, hast du dem
Menschen seine ursprüngliche Würde wiedergeschenkt und uns die
sichere Hoffnung gegeben, dass wir auferstehen werden. Gib, dass
die Erlösung, die wir gläubig feiern, in täglichen Werken der Liebe
an uns sichtbar wird.“ Und das ist manchmal ganz leicht und hilft
ungemein.
zwischendurch immer mal etwas desorientiert, verwirrt, ein bisschen
„neben der Spur“, wie man so sagt. Dieser Tage war das auch so. Sie
kam ins Nachbarzimmer, hat sich vorgestellt und der dortigen
Mitschwester freundlich gesagt, dass sie jetzt hier im Haus eine
Weile bleiben wird und das Nachbarzimmer bewohnt. Wir beide haben
uns bedankt und ich habe ihr versprochen, sie gleich auch zu
besuchen. Im Gespräch dann in ihrem Zimmer haben wir über Gott und
die Welt, über den Krieg in der Ukraine und über den wechselhaften
April geplaudert, über ihr schlechtes Befinden und darüber, dass
man mit 99 nun auch tatsächlich alt ist und dass das Leben noch nie
so schwierig war. Dann sind wir so die Etappen ihres langen Lebens
entlanggegangen. 1923 geboren, hat sie die Hitlerzeit, den zweiten
Weltkrieg, die harte Nachkriegszeit sehr bewusst erlebt und dann im
Orden an vielen Stationen sehr segensreich für viele Menschen
gearbeitet. Da kommt plötzlich ein Erinnern und sie sagt: „Oh, das
ist ja wahr, es war nie nur leicht und manches echt hart, aber wenn
ich das so jetzt sehe, habe ich ein sehr schönes Leben.“ Und ihr
freundliches Lächeln war wieder da und die Einordnung in Zeit und
Raum wieder gegeben. Das Radio, das sie sonst immer genutzt hat,
habe ich ihr wieder angeschaltet, den richtigen Sender gesucht und
habe mich von ihr, die jetzt zufrieden in ihrem Sessel saß, wieder
verabschiedet. Viele Menschen kennen das: Die alten und sehr alten
Mitmenschen kommen mit der scheinbar immer schneller gehenden
Gegenwart nicht mehr klar, leiden unter den Kriegsberichten, den
Bildern von Angriffen auf Städte und deren Opfer, von Flüchtenden
und verletzten Kindern. In der Verquickung mit dem eigenen Erinnern
verheddert sich alles und wird immer unsortierter. Oft tut es dann
gut, wenn sich jemand Zeit nimmt, den Geschichten lauscht und bei
der Einsortierung hilft. Und wenn man es schafft, Nähe und
Vertrauen zu vermitteln, dieses: Ich bin bei Dir, ich halte Dir die
Hand, ich höre Dir zu, ich mag Dich gern. In der Schlussoration
unseres Morgengebets heißt es: „Allmächtiger Gott, in den
österlichen Geheimnissen, die wir jedes Jahr feiern, hast du dem
Menschen seine ursprüngliche Würde wiedergeschenkt und uns die
sichere Hoffnung gegeben, dass wir auferstehen werden. Gib, dass
die Erlösung, die wir gläubig feiern, in täglichen Werken der Liebe
an uns sichtbar wird.“ Und das ist manchmal ganz leicht und hilft
ungemein.
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