Nicht reden, sondern anpacken!

Nicht reden, sondern anpacken!

Nicht reden, sondern anpacken!
4 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Bei einem Spaziergang rund um den Dom in Magdeburg habe ich einige
nette kleine Geschäfte entdeckt, die mich wirklich entzückt haben.
Am meisten das "Fabularium" allein das Wort, dann die hübsche
Fassade und klein aber fein wirkende Auslage haben mir Herz und
Seele erfreut. "Fabularium– Fachgeschäft für wohlsortierte
Buchstaben" welch ein so anderer Ausdruck für einen schnöden
Buchladen. Fabulieren im Sinn von erzählen, dichten, ausmalen,
plaudern ergibt eine schöne Beschreibung dessen, was in den
ausliegenden und angebotenen Büchern geschrieben ist. Und wer
Bücher liebt, wird meine Freude daran verstehen. Unsere
anschließende Domführung hat dann außen herum begonnen und mit
sachkundigen Hinweisen konnte man gut die verschiedenen Bauetappen
und sogar Baustile und Veränderungen der Konzeption und Ausführung
des Baues erkennen. Und beeindruckend für mich war der Spaziergang
durch den Kreuzgang. In jeder Ecke, in der man den rechten und
linken Gang sehen konnte, konnte man die Weiterführung und
Entwicklung des Baustils vom romanischen zum gotischen hin deutlich
erkennen. Von 1209 bis 1520 dauerte der Bau und alle neuen
Einflüsse in Architektur, Kunst und kirchlichem Leben, Glauben und
Denken flossen in diesen Bau ein. Eine, eigentlich so nebenbei
fallengelassene Bemerkung des Priesters, der uns geführt hat, hat
mich dann sehr beschäftigt. "Immer hat sich die Kirche verändert
und immer hat sich ihr äußeres und inneres Bild von dem prägen
lassen, was in der Zeit geschah und wie Menschen ihr Leben und
ihren Glauben gesehen, gelebt und niedergeschrieben haben – nur wir
heute denken immer, die Kirche wäre fertig und nichts müsse sich
mehr ändern." Das war nicht fabuliert – nicht fantasiert, erzählt,
erfunden, ausgemalt, erdichtet oder ausgeplaudert. Es war eine
Feststellung, die ein tiefes Ringen und die große Sorge um die
Kirche heute deutlich gemacht hat. Früher in der Baugeschichte
dieses Domes, waren es Kaiser und Könige, Fürsten und Heerführer,
die die Geschicke der Menschen und der Kirche bestimmt haben. Und
sehr wenig ist in den großen Geschichtsschreibungen der Völker von
den einzelnen Menschen, von den glaubenden Männern und Frauen der
Kirchen die Rede. Und heute? Gerade in dieser Zeit des
Ukrainekrieges, der großen Flüchtlingswelle aus diesem Land zu uns
wird mir deutlich, dass alle, die, die sich um die Geflüchteten,
die Frauen und Kinder, die Alten und Kranken ganz uneigennützig
kümmern, die Gestalt unseres Landes und unserer Kirche mal wieder
sehr offensiv verändern. Nicht fabulieren und reden, nicht
ausdiskutieren und Papiere und Leitlinien erarbeiten, sondern
anpacken, helfen, Not lindern, Menschen aufnehmen, ein Dach überm
Kopf geben, Sprache beibringen und Sicherheit geben. Lieben eben
und barmherzig sein.

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