Wir bluten, seht her!
Die Monatsblutung ist noch immer mit Scham behaftet. Das ist kein
Zufall, sondern hängt mit patriarchalen Strukturen zusammen. Die
neue Folge der Reihe NO SHAME SESSIONS des schwankveiber-Podcasts
widmet sich den unverblümten Erfahrungen von und mit Me...
56 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Die Monatsblutung ist noch immer mit Scham behaftet. Das ist kein
Zufall, sondern hängt mit patriarchalen Strukturen zusammen. Die
neue Folge der Reihe NO SHAME SESSIONS des schwankveiber-Podcasts
widmet sich den unverblümten Erfahrungen von und mit Menstruation.
Es geht um Leistbarkeit von Periodenartikel, Werbung mit der blauen
Flüssigkeit und Männer, die ihre Probleme und Lösungen zum Thema an
Frauen* verkaufen wollen. Text: Katrin Weber Jeden Tag menstruieren
ca. 800 Millionen Menschen, zeitgleich sinkt das Durchschnittsalter
der ersten Periode. Menstruation bedeutet für viele Frauen* das
Vermeiden heller Kleidung im Schulalltag, veränderte Blicke des
sozialen Umfelds und geheime Übergaben unzähliger Tampons im
öffentlichen Raum. Woran liegt das? Geheimhaltung und
Gendermarketing Jahrhundertelang haben Politik, Popkultur und
Produkte einen hygienischen und diskreten Umgang mit Menstruation
gefördert. Menstruation entwickelte sich zu einer
gesellschaftlichen Unannehmlichkeit. Auch für die Thematisierung
von Regelschmerzen war fortan kein Platz mehr. Heute gelten
Schmerzen während der Periode als normal. Das führt mitunter dazu,
dass sich Frauen* bei Beschwerden keine ärztliche Hilfe suchen und
beispielsweise Endometriose unbehandelt bleibt. Männliche
Herrschaftsstrukturen haben ein Interesse an Geheimhaltung,
Gendermarketing und Ignoranz. Sie zu erkennen hilft, die
verinnerlichte Scham in Bezug auf Menstruation zu hinterfragen. Bei
der Auseinandersetzung mit dieser Scham geht es nicht darum, eine
richtige Darstellung oder eine einzige Wahrheit zu finden. Vielmehr
geht es darum, das Bewusstsein für die Vielfalt von Erfahrungen,
Schmerzbildern und Strategien in Bezug auf die Periode zu schärfen.
Und inklusiv davon zu sprechen, dass nicht alle Frauen*
menstruieren und nicht alle, die menstruieren, Frauen* sind. Das
Geschäft mit der Scham Wie eng die kapitalistische Marktlogik mit
patriarchaler Bevormundung zusammenhängt, wurde vor kurzem im
deutschen Fernsehen deutlich. Männer werden in der Verteilung von
externem Kapital eher gefördert, Frauen* gründen seltener
Unternehmen. Das hat Einfluss darauf, welche Produkte es für
Frauen* gibt und wie sie präsentiert werden. Zensierte und
inszenierte Körper - und ihre Funktionen - gehören in die Werbung,
wie das Amen in die Kirche. Mit der Darstellung von
Periodenartikel, die eine blaue Flüssigkeit aufsaugen, wurde
erstmals 2017 in einem Werbespot gebrochen. Neben der Verdrängung
von rotem Menstruationsblut wurde das englische Wort period in
einer Tampon-Werbung 1985 erstmals ausgesprochen. Auf Kosten von
Menstruierenden wurden Sprache und Bild so viel zu lange unsichtbar
gemacht. Die Menstruation ist und war eine mächtige Waffe und
Kontrollmechanismus für patriarchale Interessen. Unbloody Mary Das
negative Licht der Menstruation ist historisch gewachsen und
wesentlich durch Religionen bestimmt. Im Zuge unzähliger
Erklärungsversuche wurden dem Menstruationsblut enorme Einflüsse
auf die lebende und materielle Welt nachgesagt. Egal ob Metalle,
Pflanzen, Lebensmittel, Tiere oder Menschen durch den bösen Blick
von Menstruierenden konnten sie erkranken, schlecht werden oder
Schlimmeres. Ein drastisches Beispiel ist das Menotoxin, das
sogenannte Menstruationsgift. Neben seiner Schädlichkeit wurden ihm
auch magische Kräfte unterstellt. Dieses angebliche Gift im Schweiß
und Blut von Menstruierenden wurde bis in die 1970er-Jahre
wissenschaftlich diskutiert. Der Glaube an diese fast
übermenschlichen weiblichen Kräfte ist heute in veränderter Form an
verschiedenen Orten oder Ritualen zu finden. Religiöse
Institutionen legten fest, was Sünde ist. Sexualität war eine
davon. Da Menstruation und ihre Abwesenheit klare Anzeichen für
sexuelles Verhalten darstellen, gab es nur einen kausalen
Zusammenhang in der biblisches Entstehungsgeschichte: Die
Menstruation als Strafe Gottes für Evas Sündenfall. Die heilige
Maria war davon ausgenommen,
Zufall, sondern hängt mit patriarchalen Strukturen zusammen. Die
neue Folge der Reihe NO SHAME SESSIONS des schwankveiber-Podcasts
widmet sich den unverblümten Erfahrungen von und mit Menstruation.
Es geht um Leistbarkeit von Periodenartikel, Werbung mit der blauen
Flüssigkeit und Männer, die ihre Probleme und Lösungen zum Thema an
Frauen* verkaufen wollen. Text: Katrin Weber Jeden Tag menstruieren
ca. 800 Millionen Menschen, zeitgleich sinkt das Durchschnittsalter
der ersten Periode. Menstruation bedeutet für viele Frauen* das
Vermeiden heller Kleidung im Schulalltag, veränderte Blicke des
sozialen Umfelds und geheime Übergaben unzähliger Tampons im
öffentlichen Raum. Woran liegt das? Geheimhaltung und
Gendermarketing Jahrhundertelang haben Politik, Popkultur und
Produkte einen hygienischen und diskreten Umgang mit Menstruation
gefördert. Menstruation entwickelte sich zu einer
gesellschaftlichen Unannehmlichkeit. Auch für die Thematisierung
von Regelschmerzen war fortan kein Platz mehr. Heute gelten
Schmerzen während der Periode als normal. Das führt mitunter dazu,
dass sich Frauen* bei Beschwerden keine ärztliche Hilfe suchen und
beispielsweise Endometriose unbehandelt bleibt. Männliche
Herrschaftsstrukturen haben ein Interesse an Geheimhaltung,
Gendermarketing und Ignoranz. Sie zu erkennen hilft, die
verinnerlichte Scham in Bezug auf Menstruation zu hinterfragen. Bei
der Auseinandersetzung mit dieser Scham geht es nicht darum, eine
richtige Darstellung oder eine einzige Wahrheit zu finden. Vielmehr
geht es darum, das Bewusstsein für die Vielfalt von Erfahrungen,
Schmerzbildern und Strategien in Bezug auf die Periode zu schärfen.
Und inklusiv davon zu sprechen, dass nicht alle Frauen*
menstruieren und nicht alle, die menstruieren, Frauen* sind. Das
Geschäft mit der Scham Wie eng die kapitalistische Marktlogik mit
patriarchaler Bevormundung zusammenhängt, wurde vor kurzem im
deutschen Fernsehen deutlich. Männer werden in der Verteilung von
externem Kapital eher gefördert, Frauen* gründen seltener
Unternehmen. Das hat Einfluss darauf, welche Produkte es für
Frauen* gibt und wie sie präsentiert werden. Zensierte und
inszenierte Körper - und ihre Funktionen - gehören in die Werbung,
wie das Amen in die Kirche. Mit der Darstellung von
Periodenartikel, die eine blaue Flüssigkeit aufsaugen, wurde
erstmals 2017 in einem Werbespot gebrochen. Neben der Verdrängung
von rotem Menstruationsblut wurde das englische Wort period in
einer Tampon-Werbung 1985 erstmals ausgesprochen. Auf Kosten von
Menstruierenden wurden Sprache und Bild so viel zu lange unsichtbar
gemacht. Die Menstruation ist und war eine mächtige Waffe und
Kontrollmechanismus für patriarchale Interessen. Unbloody Mary Das
negative Licht der Menstruation ist historisch gewachsen und
wesentlich durch Religionen bestimmt. Im Zuge unzähliger
Erklärungsversuche wurden dem Menstruationsblut enorme Einflüsse
auf die lebende und materielle Welt nachgesagt. Egal ob Metalle,
Pflanzen, Lebensmittel, Tiere oder Menschen durch den bösen Blick
von Menstruierenden konnten sie erkranken, schlecht werden oder
Schlimmeres. Ein drastisches Beispiel ist das Menotoxin, das
sogenannte Menstruationsgift. Neben seiner Schädlichkeit wurden ihm
auch magische Kräfte unterstellt. Dieses angebliche Gift im Schweiß
und Blut von Menstruierenden wurde bis in die 1970er-Jahre
wissenschaftlich diskutiert. Der Glaube an diese fast
übermenschlichen weiblichen Kräfte ist heute in veränderter Form an
verschiedenen Orten oder Ritualen zu finden. Religiöse
Institutionen legten fest, was Sünde ist. Sexualität war eine
davon. Da Menstruation und ihre Abwesenheit klare Anzeichen für
sexuelles Verhalten darstellen, gab es nur einen kausalen
Zusammenhang in der biblisches Entstehungsgeschichte: Die
Menstruation als Strafe Gottes für Evas Sündenfall. Die heilige
Maria war davon ausgenommen,
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