Ist Kapitalismuskritik Kitsch?

Ist Kapitalismuskritik Kitsch?

Wir reden zu wenig über Klasse und Kapitalismus, und wenn wir es tun, dann nicht schlau genug – Ijoma Mangold und Lars Weisbrod zeigen in der dritten Folge des ZEIT-Podcasts "Die sogenannte Gegenwart", wie es besser geht. Wenn Identitätspolitik kritisiert
56 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren
Wir reden zu wenig über Klasse und Kapitalismus, und wenn wir es
tun, dann nicht schlau genug – Ijoma Mangold und Lars Weisbrod
zeigen in der dritten Folge des ZEIT-Podcasts "Die sogenannte
Gegenwart" wie es besser geht. Wenn Identitätspolitik kritisiert
wird, heißt es dauernd: "Redet weniger über Genderklos, redet
lieber über Klasse! Get real!" Stimmt, nur bleibt es meistens
leider bei der bloßen Forderung, ohne dass wirklich über Klasse
geredet würde. Ijoma Mangold und Lars Weisbrod wollen das in der
dritten Folge des Feuilleton-Podcasts anders machen: Sie reden
diesmal über Klasse und Kapitalismus! Und über Gangsta-Rap. Denn
was ist mehr Gegenwart als der Kapitalismus, in dem wir alle leben?
Das Problem nur: Obwohl dieser verdammte Kapitalismus
allgegenwärtig ist und uns jeden Tag umgibt, scheint es gar nicht
so einfach, ihn schlau zu beobachten. Ijoma erklärt, warum so
vieles, was im Ton der Wehleidigkeit als Kapitalismuskritik
vorgetragen wird, reiner Kitsch ist und mehr mit einem Unbehagen in
der Kultur zu tun hat als mit der Klassenfrage. Der schlimme
Leistungsdruck, die Selbstoptimierung der Subjekte, das Gefühl der
Entfremdung – all das sind Phänomene, die in Wahrheit mehr mit der
menschlichen Natur zu tun haben als mit kapitalistischen
Strukturen. Lars erzählt, warum für ihn der
Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll schuld daran ist, dass wir
in Deutschland zu wenig und zu falsch über ökonomische Fragen
sprechen – seine furchtbare Anekdote vom Fischer am Meer hat viel
zu lange geprägt, wie wir in Deutschland über Kapitalismus
nachdenken. Deswegen hat Lars eine wichtige Lektion erst von
Gangsta-Rappern lernen müssen: Es geht im Leben eben doch ums Geld!
Vor allem für Arbeiterkinder wie ihn. Und weil die beiden schon mal
beim Thema Gangsta sind: Am Ende streiten Ijoma und Lars sich über
eine Schlüsselszene aus der deutschen Serie “4 Blocks”, in der
Berliner Clan-Kriminelle Böll zitieren. Dabei geht es um nichts
weniger als die großen Frage: Was es heißt, im Kapitalismus zu
leben. Geht es wirklich um Konkurrenz, bei der die besten gewinnen?
Oder ist das Spiel manipuliert? Und was sollen wir tun? Lieber die
Erbschaftsteuer erhöhen oder mehr Menschen an die Kapitalmärkte
bringen? Außerdem werden in der Rubrik Gegenwartscheck
brandaktuelle Phänomene unserer Gegenwart aufgespürt und gedeutet:
Warum der klitzekleine Schreibtisch auf dem Vormarsch ist, wie
Kanye West sein iPhone einsetzt und weshalb das Wort "Skalieren"
bei "deinem Onlinebusiness" so eine Konjunktur erlebt. Sie
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