Mit Thomas Käsbohrer unterwegs im Mittelmeer Teil 01
Auf der Hanseboot konnten wir Thomas treffen! Auf der Fahrt nach
Hamburg hatte Eric dessen Buch "Ein Sommer lang Sizilien" fertig
gelesen. im Dreiergespräch erzählt Thomas, wie er zum Segeln kam
und was ihn bis heute dabei tief bewegt. Thomas ist...
36 Minuten
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Groß-Gerau
Beschreibung
vor 3 Jahren
Auf der Hanseboot konnten wir Thomas treffen! Auf der Fahrt nach
Hamburg hatte Eric dessen Buch "Ein Sommer lang Sizilien" fertig
gelesen.
im Dreiergespräch erzählt Thomas, wie er zum Segeln kam und was
ihn bis heute dabei tief bewegt.
Thomas ist gelernter Historiker und Germanist. Diese Ausbildung
und die daraus resultierenden Perspektiven mündeten in der
Verlagsbranche.
Als Verleger kommt man aber nicht zum Schreiben. Das war das
Manko.
Trotzdem arbeitet er bereits 28 Jahre mit Spaß in diesem Beruf.
1998 das erste mal beim Segeln in Marmaris. Stand als
ahnungsloses Kielschwein am Vorstag. Plötzlich entfuhr ihm ein
Schrei. In diesem Moment wusste er: "Das will ich mal machen!"
Das Segel-Feuer war sofort entfacht. Er begann sofort mit der
Recherche und der Planung, wie eine seglerische Zukunft nun zu
realisieren sei und nahm sich vor: "Wenn das Leben es irgendwann
hergibt, dann will ich ein halbes Jahr pro Jahr segeln gehen!"
Zunächst absolvierte er alle Scheine, die er machen konnte:
SBF, SKS, SSS und den SRC
Nachdem er dann 2014 unerwartet aus seiner Anstellung bei
einem Münchener Verlag gekündigt wurde, stand er da. Mit zwei
Plastiktüten als Ergebnis der letzten 22 Jahre Verlagsarbeit. Der
Beginn eines Umdenkprozess, der darin mündete, dass er nun
endlich seinen Traum wahr machte und ein halbes Jahr segeln ging.
Der erste Törn führte ihn auf seiner Dehler 31 von Isola nach
Antalya. Unterwegs stattete er sein Schiff noch mit einem Bimini
aus, genoss aber ansonsten die Einfachheit dieses gut einhand zu
segelnden Schiffs.
Die gründliche Vorbereitung über viele Jahre erlaubte ihm, sich
bei diesem Törn ganz auf sich selbst zu konzentrieren. Angesichts
der jüngsten Ereignisse stellte er sich so die Frage: "Will ich
weiter segeln gehen oder will ich zurück in den Beruf?" Und
sobald diese Frage in seinem Kopf aufblitzte, verbat er sich im
selben Moment, jetzt daran zu denken. Er wollte diese Frage nach
dem Törn bearbeiten und den Törn ohne schlechte und störende
Gedanken genießen.
Das konsequente Ausklammern der berufliche Sorgen und Fragen
schuf Raum in Thomas' Kopf für neue Themen. Dinge, die früher
einmal wichtig waren und die durch die großen Fragen des Lebens
eines Mitteleuropäers in den Hintergrund gedrängt wurden kamen
jetzt wieder zum Vorschein.
Historisches Mittelmeer
Die Erforschung der Herkunft unserer Zivilisation beschäftigte
Thomas schon früh. Hier im Mittelmeer und auf seiner Reise fand
er die historischen Zeugnisse großer Denker und Herrscher.
Das halbe Jahr der absoluten Freiheit klingt noch heute in Thomas
nach.
Zunächst nur um mit Zuhause und mit seiner Frau seine Erlebnisse
zu teilen, schuf er einen Blog, in dem er Fotos und Erlebnisse
seiner Reise zu sich selbst veröffentlichte. Eines Tages sprach
seine Berufskollegin Susanne in auf seine Texte und Bilder an:
"Sag mal, seit wann kannst Du denn so gut schreiben?".
Thomas wies das ernstgemeinte Kompliment zunächst zurück, denn
für ihn war zu dieser Zeit das Schreiben und der Blog nur Mittel
zum Zweck.
Zurück in Deutschland stellte er sich eines Tages im Gespräch mit
Susanne die Frage: "Was machen wir denn jetzt mit dem
angebrochenen Nachmittag (unseres Lebens)?". Kurzerhand
beschlossen die beiden:
Dann machen wir halt einen Verlag auf!
[caption id="" align="alignleft" width="176"] Thomas's erstes
Buch[/caption]
Es entstand sein erstes Buch: "Einmal München - Antalya bitte!"
Viele Kontakte aus den vergangenen Jahren, ein wachsendes
Netzwerk und nicht zuletzt viel Arbeit führten zu einem
Verlagsunternehmen, das sich auf Segler und Langfahrer
eingespielt hat. Berühmte Größen aus der Langfahrer-Szene finden
sich heute im Programm des Millemari-Verlags.
Zurück
Ein halbes Jahr Segeln lässt den Kopf weit werden. Mach Platz für
neue Gedanken. Alte Gedanken drängen sich auf und wollen zu Ende
gedacht werden. Ein halbes Jahr verbringt Thomas seitdem
mindestens auf See.
Und danach kommt er wieder nach Hause. Zurück zu seiner Frau.
Zurück in eine andere Welt, von der er ganz bewusst Abstand
bekommen hat. Und die ihm vom Cockpit aus oft so fremd vorkommt.
"Es dauert dann immer schon eine Zeit, bis wir uns wieder
zusammen raufen.", gibt Thomas zu, "Es gibt Beziehungen, die
funktionieren nur, wenn beide 24/7 zusammen sind. Und es gibt
Beziehungen, die funktionieren genau anders herum. Da existiert
etwas anderes, das immer wieder zum Vorschein kommt, wenn man
heimkehrt."
"Einer geht raus. Der andere bleibt. Und wer zurück bleibt, hat's
immer schwerer.", und so finden die beiden mit gemeinsamen
Leidenschaften zur Zweisamkeit: Kunst, Ausstellungsbesuche und
viele Riten des Alltags heben das Paar wieder auf eine Ebene der
Gemeinsamkeit und Zweisamkeit.
Die sechs Wochen Jahresurlaub verbringt Thomas's Frau dann auch
gemeinsam mit ihm auf dem Schiff. Ihre Idee war es auch, von der
kleinen Dehler nun auf eine Sunbeam mit 37 Fuß umzusteigen.
Andere Reviere?
Thomas denkt kurz nach. "Entgegen dem modernen Italienischen
Bootsfahrer, der gerne mal den Gashebel auf den Tisch legt, habe
ich während eines Aufenthalts in Norwegen die große Verbundenheit
der Einheimischen mit dem Meer und dem Segeln kennen gelernt.",
erzählt er, "Das hat mir imponiert!". In Trondheim segelt man das
ganze Jahr, in Italien nur im August!
Vier Punkte sind mir in einem Segelrevier wichtig:
Historie
sehr gut Essen und sehr gut Trinken
das ganz besonders leuchtende Blau des Wassers
die Landschaft
"Trotzdem zieht mich nichts aus dem Mittelmeer heraus. Ich habe
hier alles, was ich möchte.", sinniert der Autor, "Ich wüsste im
Moment kein Revier, das diese vier Kategorien so zur Deckung
bringt, wie das Mittelmeer."
Trotz seiner Begrenztheit verkörpert das Mittelmeer gleichzeitig
große Weite:
24 Länder grenzen an das Mittelmeer.
In diesen Ländern leben 500 Millionen Menschen.
An der Küste des Mittelmeers leben 100 Millionen Menschen.
Die haben drei Weltreligionen.
Es ist wahnsinnig klein: es passt 3 mal in die Fläche der
USA.
Trotzdem ist es ein Ballungsraum, in dem alles entstanden
ist, was für unsere Kultur prägend ist.
Es war zum letzten mal in der Zeit der Römer unter einer Sprache,
unter einer Münze und unter einem Gesetz. Es ist nie mehr
gelungen, das noch einmal so zusammen zu führen.
Was muss Dich auf dem Boot immer begleiten?
Zwei hölzerne Wäscheklammern! Wofür? Eine Wäscheklammer ist ein
Multitool!
sie besteht aus zwei Holzkeilen, die man mit einem kurzen
Handgriff von ihrer Klammer befreien kann.
mit einem Messer kann man daraus schnell einen Splint oder
einen Dorn anfertigen.
meine beiden Wäscheklammern an der Reling sind auch meine
Begleiter, die mir in brenzligen Situationen wie zwei Freunde Mut
verleihen. Einfach, weil sie da sind.
Aus welchem Fehler hast Du beim Segeln nachhaltig gelernt?
Resultierend aus einer zu spät erkannten Dieselpest sprang bei 30
Knoten Wind der Motor nicht mehr an und wir mussten vor der
kroatischen Küste auf sehr engem Raum ein Ankermanöver fahren.
Nachdem wir den Anker ausgebracht hatten, bemerkten wir, dass das
Boot trotzdem nicht aufstoppen wollte. Der Wind drehte an dieser
Stelle vor einem Küstenvorsprung und wir befanden uns in einem
Windloch. In meiner Verzweiflung versuchte ich den eigentlich
funktionslosen Motor noch einmal anzuwerfen und tatsächlich
sprang er an! Er lief genau eine Minute und brachte uns die
nötigen zwanzig Meter von dieser Stelle weg und wir konnten den
Anker einfahren.
Ein Tipp für unsere Hörer?
Ganz einfach und spontan: Machen!
Wenn man von etwas träumt, dann muss man es machen! Es muss nicht
sofort sein, doch ein Traum will gelebt werden. Machen. Umsetzen.
Erleben, was im Kopf ist! Das gibt einem viel, viel Kraft!
Wo kann man mehr von Dir lesen?
Meinen Blog findet man unter marepiu.blogspot.de Hier gibt's
alle Infos, auch über Livetermine, Lesungen und meine gesammelten
Segelerlebnisse.
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