Billersbockmist – Tag 1
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Beschreibung
vor 2 Jahren
„ICH WILL ABER NICHT!“, brüllte Lulu und stapfte die Treppe hinauf.
Wütend riss sie ihre Zimmertür auf und warf sie krachend hinter
sich ins Schloss. „Ach, Lulu!“, hörte sie Mama von unten. Lulu
schnaubte vor Wut ... und vor Verzweiflung. Es war einfach so
ungerecht! Bloß weil Papa den tollen Job hatte haben wollen, waren
sie umgezogen. Nach Billersbach! Pah, was’n Kaff! Und alles wegen
Papa! Er hätte doch einfach in der alten Firma bleiben können. Und
dann wären sie in Berlin geblieben. Bei Lulus Freunden. In ihrer
alten Schule. In der gemütlichen kleinen Wohnung. Und nun
Billersbach! Wenn Lulu im Urlaub gefragt wurde, wo sie herkam, dann
hatte Lulu bislang lässig mit „Aus Berlin.“ geantwortet, und alle
hatten Bescheid gewusst. „Aber keine müde Socke weiß, wo
Billersbach ist!“, schnaufte Lulu. „Kein Wunder, das Kuhkaff liegt
ja auch am Ende der Welt!“ Plötzlich stand Lulus Papa in der Tür.
„Lulu, wir müssen reden!“, sagte er. „Ich will aber nicht reden!“
„Lulu, die Herbstferien sind zu Ende. Du musst morgen in die
Schule!“ Lulu verdrehte die Augen. „Das ist mir völlig schnuppe!
Ich will einfach nicht in diese Schule! Das sind doch nur
Dorfdeppen da!“ „Lulu!“ Papas Stimme klang ein wenig ungeduldig.
Das lag vermutlich daran, dass sie dieses Gespräch in den letzten
zwei Wochen schon Dutzende Male geführt hatten. „Die Schule ist
völlig in Ordnung. Die Direktorin freut sich auf dich, dein neuer
Klassenlehrer freut sich auf dich, und ich bin sicher, die Schüler
freuen sich auch auf dich.“ „Ich will aber nicht!“ Lulus Unterlippe
begann zu zittern. So sehr, dass sie mit den Zähnen darauf beißen
musste, um sie festzuhalten. „Lulu, meine große Lulu“, sagte Papa,
der das Zittern auch bemerkt hatte. Er setzte sich auf Lulus
Bettkante und klopfte auf die freie Stelle neben sich. „Komm her!“
Lulu tippelte zum Bett und setzte sich vorsichtig neben ihren Papa.
Der legte seinen Arm um sie und zog sie noch ein Stückchen näher an
sich heran. So nah, dass Lulu ihre Unterlippe endlich loslassen
konnte ... und weinte. Und als Papa sie dann auf seinen Schoß zog,
musste sie leider, leider ihre schniefende Rotznase an Papas
frischem Hemd abwischen. Zwei Mal. „Ich geh da nicht hin!“,
flüsterte Lulu. „Warum? Sag mir warum“, flüsterte Papa zurück. „Ich
kenne da doch niemanden! Ich kann da nicht hin!“ „Aber du wirst die
Kinder doch alle morgen kennenlernen! Und du wirst sehen: Ruckzuck
findest du neue Freunde!“ „Ich brauche keine neuen Freunde! Ich hab
ja schon welche. Nur sind die eben noch in Berlin! Und wir sind in
Billersmist!“ „Bach! Wir sind in Billersbach!“ „Phhh!“, schniefte
Lulu und die Wut kroch schon wieder in ihr hoch. „So, Frollein,
jetzt reicht’s mir! Schon seit zwei Wochen müssen wir deine miese
Laune ertragen. Ich verstehe ja, dass es dir schwergefallen ist,
von Berlin wegzuziehen. Ich verstehe auch, dass dir deine Freunde
fehlen. Aber bitte erinnere dich daran: Wir haben das gemeinsam
entschieden. Wir haben uns zusammengesetzt und überlegt, ob wir das
zusammen packen. Und ich kann mich erinnern, dass du gesagt hast,
du bist dafür ... Für den Umzug. Für das neue Haus. Für die neue
Schule.“ Papa holte einmal tief Luft und ließ sie dann zischend
durch die Zähne wieder heraus. „Ach, Lulu, tut mir leid. Ich wollte
dich nicht so anfahren. Es ist nur so: Mir geht’s ja ganz genauso
... Morgen muss ich das erste Mal zur Arbeit und ich hab ganz schön
Bammel!“ Lulu riss die Augen auf und sah ihrem Vater forschend ins
Gesicht. „Echt!?“ „Na klar! Schließlich bin ich da auch der Neue
... Und Mama und du, ihr seid meinetwegen umgezogen! Stell dir mal
vor, ich gehe da morgen hin und merke, dass mein neuer Job gar
nicht so knülle ist. Dann hab ich’s völlig verbockt! Ich hab euch
überredet mit mir hierherzuziehen! Und wenn’s mir nicht gefällt und
dir nicht gefällt ... Ja, dann wohnen wir nicht in Billersbach,
sondern in Billersbock!“ „Billersbockmist!“, stimmte Lulu zu ...
aber ihre Wut war schon verraucht. Es ist nämlich eine Sache, sich
elend und wütend zugleich zu fühlen. Aber es ist eine ganz andere
Sache, wenn man weiß, dass es jemand anderem auch so geht. „Kann’s
ja mal versuchen ...!“, nuschelte Lulu. „Echt?“, fragte Papa.
„Jupp! Vielleicht ist ja in der Schule von Billersbockmist ein
Kind, das auch aus Berlin hierhergezogen ist ... Wer weiß!“ Papa
grinste. Lulu kicherte. „Wir probieren es, Lulu! Wir beide! Und
Mama! Wir drei sind die Neuen! Und wir stellen Billersbockmist auf
den Kopf! Und jetzt hol dir gefälligst ein Taschentuch, du
Rotzlöffel! Mein Hemd sieht ja unmöglich aus!“
Wütend riss sie ihre Zimmertür auf und warf sie krachend hinter
sich ins Schloss. „Ach, Lulu!“, hörte sie Mama von unten. Lulu
schnaubte vor Wut ... und vor Verzweiflung. Es war einfach so
ungerecht! Bloß weil Papa den tollen Job hatte haben wollen, waren
sie umgezogen. Nach Billersbach! Pah, was’n Kaff! Und alles wegen
Papa! Er hätte doch einfach in der alten Firma bleiben können. Und
dann wären sie in Berlin geblieben. Bei Lulus Freunden. In ihrer
alten Schule. In der gemütlichen kleinen Wohnung. Und nun
Billersbach! Wenn Lulu im Urlaub gefragt wurde, wo sie herkam, dann
hatte Lulu bislang lässig mit „Aus Berlin.“ geantwortet, und alle
hatten Bescheid gewusst. „Aber keine müde Socke weiß, wo
Billersbach ist!“, schnaufte Lulu. „Kein Wunder, das Kuhkaff liegt
ja auch am Ende der Welt!“ Plötzlich stand Lulus Papa in der Tür.
„Lulu, wir müssen reden!“, sagte er. „Ich will aber nicht reden!“
„Lulu, die Herbstferien sind zu Ende. Du musst morgen in die
Schule!“ Lulu verdrehte die Augen. „Das ist mir völlig schnuppe!
Ich will einfach nicht in diese Schule! Das sind doch nur
Dorfdeppen da!“ „Lulu!“ Papas Stimme klang ein wenig ungeduldig.
Das lag vermutlich daran, dass sie dieses Gespräch in den letzten
zwei Wochen schon Dutzende Male geführt hatten. „Die Schule ist
völlig in Ordnung. Die Direktorin freut sich auf dich, dein neuer
Klassenlehrer freut sich auf dich, und ich bin sicher, die Schüler
freuen sich auch auf dich.“ „Ich will aber nicht!“ Lulus Unterlippe
begann zu zittern. So sehr, dass sie mit den Zähnen darauf beißen
musste, um sie festzuhalten. „Lulu, meine große Lulu“, sagte Papa,
der das Zittern auch bemerkt hatte. Er setzte sich auf Lulus
Bettkante und klopfte auf die freie Stelle neben sich. „Komm her!“
Lulu tippelte zum Bett und setzte sich vorsichtig neben ihren Papa.
Der legte seinen Arm um sie und zog sie noch ein Stückchen näher an
sich heran. So nah, dass Lulu ihre Unterlippe endlich loslassen
konnte ... und weinte. Und als Papa sie dann auf seinen Schoß zog,
musste sie leider, leider ihre schniefende Rotznase an Papas
frischem Hemd abwischen. Zwei Mal. „Ich geh da nicht hin!“,
flüsterte Lulu. „Warum? Sag mir warum“, flüsterte Papa zurück. „Ich
kenne da doch niemanden! Ich kann da nicht hin!“ „Aber du wirst die
Kinder doch alle morgen kennenlernen! Und du wirst sehen: Ruckzuck
findest du neue Freunde!“ „Ich brauche keine neuen Freunde! Ich hab
ja schon welche. Nur sind die eben noch in Berlin! Und wir sind in
Billersmist!“ „Bach! Wir sind in Billersbach!“ „Phhh!“, schniefte
Lulu und die Wut kroch schon wieder in ihr hoch. „So, Frollein,
jetzt reicht’s mir! Schon seit zwei Wochen müssen wir deine miese
Laune ertragen. Ich verstehe ja, dass es dir schwergefallen ist,
von Berlin wegzuziehen. Ich verstehe auch, dass dir deine Freunde
fehlen. Aber bitte erinnere dich daran: Wir haben das gemeinsam
entschieden. Wir haben uns zusammengesetzt und überlegt, ob wir das
zusammen packen. Und ich kann mich erinnern, dass du gesagt hast,
du bist dafür ... Für den Umzug. Für das neue Haus. Für die neue
Schule.“ Papa holte einmal tief Luft und ließ sie dann zischend
durch die Zähne wieder heraus. „Ach, Lulu, tut mir leid. Ich wollte
dich nicht so anfahren. Es ist nur so: Mir geht’s ja ganz genauso
... Morgen muss ich das erste Mal zur Arbeit und ich hab ganz schön
Bammel!“ Lulu riss die Augen auf und sah ihrem Vater forschend ins
Gesicht. „Echt!?“ „Na klar! Schließlich bin ich da auch der Neue
... Und Mama und du, ihr seid meinetwegen umgezogen! Stell dir mal
vor, ich gehe da morgen hin und merke, dass mein neuer Job gar
nicht so knülle ist. Dann hab ich’s völlig verbockt! Ich hab euch
überredet mit mir hierherzuziehen! Und wenn’s mir nicht gefällt und
dir nicht gefällt ... Ja, dann wohnen wir nicht in Billersbach,
sondern in Billersbock!“ „Billersbockmist!“, stimmte Lulu zu ...
aber ihre Wut war schon verraucht. Es ist nämlich eine Sache, sich
elend und wütend zugleich zu fühlen. Aber es ist eine ganz andere
Sache, wenn man weiß, dass es jemand anderem auch so geht. „Kann’s
ja mal versuchen ...!“, nuschelte Lulu. „Echt?“, fragte Papa.
„Jupp! Vielleicht ist ja in der Schule von Billersbockmist ein
Kind, das auch aus Berlin hierhergezogen ist ... Wer weiß!“ Papa
grinste. Lulu kicherte. „Wir probieren es, Lulu! Wir beide! Und
Mama! Wir drei sind die Neuen! Und wir stellen Billersbockmist auf
den Kopf! Und jetzt hol dir gefälligst ein Taschentuch, du
Rotzlöffel! Mein Hemd sieht ja unmöglich aus!“
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