Deutschland rechts außen - Interview mit Dr. Matthias Quent

Deutschland rechts außen - Interview mit Dr. Matthias Quent

„2019 kann niemand mehr die Bedrohung der Demokra…
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Über uns Aktion für eine offene Gesellschaft Unt…

Beschreibung

vor 4 Jahren
„2019 kann niemand mehr die Bedrohung der Demokratie durch die
populistische und radikale Rechte leugnen, sie hat mehr mit dem
Nationalsozialismus gemeinsam, als wir oberflächlich sehen.“ In
einer scharfen Analyse zeigt Rechtsextremismusforscher Matthias
Quent, dass Rechtsradikale schon immer Teil dieses Landes waren.
Auch wenn Politik und Gesellschaft diese Bedrohung der Demokratie
ignoriert haben. Jetzt hat die AfD den latenten Rechtsradikalismus
mobilisiert: Wie ein Magnet zieht sie jene Minderheit an, die
gegenüber Demokratie, Fortschritt und Vielfalt negativ eingestellt
ist. Die AfD mobilisiert den latenten Rechtsradikalismus Matthias
Quent zeigt das radikal rechte Aufbegehren als den erbitterten
Versuch rückwärtsgewandter Reaktionäre, demokratische
Errungenschaften einzureißen und Geschichte zurückzudrehen. Diese
fürchten, durch Globalisierung und gesellschaftlichen Fortschritt
nicht länger auf der Gewinnerseite zu stehen und dass ihnen
Gleichberechtigungsforderungen althergebrachte Vorrechte streitig
machen. Für reaktionäre Kulturpessimisten sind liberale
Fortschritte Schritte in die Katastrophe. Die offene Gesellschaft
gilt ihnen als Bedrohung, die mit radikalen Mitteln bis hin zum
Umsturz bekämpft werden muss. Unter dem Deckmantel des
Konservativismus greifen sie berechtigte Auseinandersetzungen um
Modernisierungsprozesse auf, mit dem Ziel, die Konflikte bis ins
Zerstörerische zu radikalisieren. AfD-Rechtsaußen Björn Höcke steht
exemplarisch für diese Radikalität des Reaktionären. Reaktionäre
sind keine Konservativen Dabei müsste gerade in Deutschland bekannt
sein, wie völkische Reaktionäre die Demokratie attackieren. Wie in
der Weimarer Republik unterteilt die radikale Rechte auch heute die
Bevölkerung in das „echte Volk“ auf der guten Seite und die
gefährlichen, korrupten und zerstörerischen Kräfte auf der anderen.
Feind ist, wer Migration und Gleichberechtigung zulässt. Als
„Volksverräter“ gelten ihnen „Scheinkonservative“ sowie „dekadente“
Liberale und „Globalisten“, grüne Kosmopoliten und linke
„Vaterlandsverräter“. Merkels „Wir schaffen das“ ist nicht die
Ursache des Hasses von rechts außen. Aber der schlichte
Pragmatismus des Satzes wird als Kriegserklärung gegen
völkisch-nationalistische Ansprüche wahrgenommen. Wir müssen
handeln Der Hass wächst. Ehemalige Konservative verbünden sich mit
Neonazis. Medien, Wissenschaft und Zivilgesellschaft geraten unter
Druck. Doch der Rechtsruck ist kein zufälliges Phänomen – im
Gegenteil: Die Rechtsradikalen arbeiten seit Jahrzehnten daran,
ihre Pläne umzusetzen. Gesellschaft und Politik scheinen heute
ohnmächtig. Matthias Quent zeigt, welche Gefahren vor uns liegen
und wie Gesellschaft und Politik den Rechtsruck aufhalten können:
Wir müssen handeln, um die liberale Demokratie zu retten. Dafür
bedarf es klarer Analysen, der schonungslosen Benennung der
Missstände und der Übernahme von Verantwortung. Dr. Matthias Quent,
1986 geboren und aufgewachsen in Thüringen, ist Soziologe und
profilierter Rechtsextremismusforscher. Er ist Direktor des
Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) der Amadeu
Antonio Stiftung in Jena. Gegründet als Konsequenz aus dem
NSU-Komplex, werden dort Ursachen und Erscheinungsformen von
Diskriminierung, Hass, politischer Gewalt und
Demokratiefeindlichkeit erforscht.

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