Podcast-Lesung: Ulrike Almut Sandig über "Monster wie wir"
1 Stunde 4 Minuten
Podcast
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Die beiden Freunde Ruth und Viktor versuchen in der
ostdeutschen Provinz der Spirale aus Gewalt und Missbrauch
zu entkommen. Ulrike Almut Sandig zeichnet mit ihrem Roman
"Monster wie wir" ein düsteres Bild über das Aufwachsen
zweier Jugendlicher zur Zeit der DDR. In einem
intermedialen Hörstück aus Musik, Geräuschen, Lesung und
Gespräch mit Kritikerin Miriam Zeh beleuchtet sie die
Facetten ihres Romans.
Eine sächsische Kleinstadt, das Ende der DDR liegt schon in
der Luft. Doch die Erinnerungen von Ruth an ihre Kindheit
und Jugend in diesem von Braunkohle beherrschten Gebiet
sind alles andere als rosig. Vordergründig verbringen sie
und ihr Freund Viktor eine schöne Zeit: Endlose Sommer, Eis
und Erkundungstouren reihen sich aneinander. Hinter den
Mauern und Spitzenvorhängen herrscht jedoch die alltägliche
Gewalt. Verbale, körperliche und seelische Misshandlungen
sind der Normalzustand, beinahe täglich schallen durch die
Nachbarschaft Schreie und Streit. Beide Kinder werden
sexuell missbraucht, in den Familien jedoch wird
geschwiegen. Dies lastet schwer auf Ruth und Viktors
Erinnerungen und wirft lange Schatten bis in die Gegenwart
hinein. Sie flüchtet sich in die Musik, übt wie besessen
auf der Geige und ist heute gefeierte Konzertmusikerin. Er
legt sich eine Schutzhülle aus Muskeln, Springerstiefeln
und Glatze zu. Beide tragen sie die erlittene Gewalt auch
heute noch in sich und versuchen, ihr Leben als Erwachsene
nicht davon beeinflussen zu lassen.
Mal wird eine Autotür zugeschlagen, dann klingelt ein Telefon.
Alltägliche Geräusche und Klänge sind authentische
Bausteine dieser Podcast-Lesung von Ulrike Almut Sandig.
Immer wieder streut die Autorin und Klangkünstlerin
passende Lieder und Gesprächsschnipsel ein und macht die
Podcast-Lesung so zu einem ganz besonderen Hörerlebnis. Im
Gespräch mit Miriam Zeh reflektiert Ulrike Almut Sandig
über sich verändernde Werte in einem sozialistischen
System, alltägliche Gewaltspiralen sowie das Schreiben über
vergangene Gesellschaften.
Ulrike Almut Sandig liest drei längere Passagen aus "Monster wie
wir", in denen Ruth und Viktor als Kinder sowie als
Erwachsene zu Wort kommen. Dadurch werden besonders die
erlebte Gewalt und die schmerzhaften Nachwirkungen bis in
die Gegenwart hinein deutlich.
Eigentlich hätte die Lesung mit Ulrike Almut Sandig am 4. März in
der Mauritius-Mediathek Wiesbaden stattfinden sollen. Der
Auszug wurde mit freundlicher Genehmigung des Schöffling
Verlags freigegeben. Die Musik entstammt Ulrike Almut
Sandigs deutsch-ukrainischer Band "Landschaft" mit Grigory
Semenchuk. Die gleichnamige CD ist im Schöffling Verlag
erschienen.
Über Ulrike Almut Sandig
Ulrike Almut Sandig, geboren 1979, ist Schriftstellerin und
Lyrikerin. Nach dem Studium am Deutschen Literaturinstitut
Leipzig veröffentlichte sie ihren ersten Gedichtband
"Zunder" im Jahr 2005. Darauf folgten zahlreiche
Lyrikbände, Hörspiele und Erzählsammlungen. Für ihr Werk
wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem erhält sie
2021 den Erich-Loest-Preis für ihr bisheriges lyrisches
Werk sowie für ihren Debütroman "Monster wie wir".
Über Miriam Zeh
Miriam Zeh ist Literaturwissenschaftlerin und freie
Kritikerin. Im Deutschlandfunk moderiert sie regelmäßig die
Literatursendung "Büchermarkt" und ist seit 2020 das
Gesicht des multimedialen Literatur-Projekts "Books UP!"
vom Literaturhaus Bonn. 2021 ist sie für ihre Arbeit für
den Börsenblatt Young Excellence Award nominiert.
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