Internationale Spannungen gefährden unseren Wohlstand | Von Christian Kreiß
10 Minuten
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vor 1 Jahr
Zunehmende internationale Spannungen gefährden unseren Wohlstand
– die Rolle des Welthandels für Wirtschaftswachstum
Ein Kommentar von Christian Kreiß.
Ökonomisches China-Bashing im Wall Street Journal
In den letzten Monaten vergeht kaum ein Tag, an dem im Wall
Street Journal nicht ein kritischer Bericht zu China
veröffentlicht wird. Dort findet meines Erachtens geradezu ein
ökonomisches China-Bashing statt. Anfang August kam von der
Regierung Biden die sogenannte „Executive Order“, die high tech
US-Investitionen in China verbieten soll, ein vorläufiger
Höhepunkt in den sich vor allem seit 2018 verschlechternden
politischen Beziehungen zwischen den USA und China.[1] Die
Executive Order wurde von US-Medien als „Verschiebung des
gesamten Risikoumfeldes“ bewertet.[2] Die Spannungen zwischen den
USA und China nehmen schon seit spätestens 2018 deutlich zu, seit
dem Ukraine-Krieg hat sich die negative Entwicklung weiter
beschleunigt.[3] Was bedeutet das für unsere Ökonomie, für unser
Leben?[4]
Ein Blick in die Geschichte
Ein Blick in die Nachkriegszeit zeigt beeindruckend, wie sehr
kooperativer Welthandel zu Wachstum und Wohlstand beiträgt. Von
1950 bis 2021 hat sich die reale, inflationsbereinigte Menge der
weltweit produzierten physischen Güter ver-14,5-facht. Eine
solche Zunahme der physischen Warenproduktion in so kurzer Zeit
gab es wohl noch nie in der Menschheitsgeschichte. Heute werden
also etwa 15 Mal so viele Waren hergestellt wie vor zwei
Generationen. Im gleichen Zeitraum hat sich der
grenzüberschreitende physische Warenexport ver-41,4-facht.[5] Das
heißt, es werden heute gut 40 Mal so viele Waren und Güter über
die Ländergrenzen hinwegbewegt wie 1950. Es ist kein Zufall, dass
der Export und Produktion Hand in Hand zunehmen. Durch
Spezialisierung sind erhebliche Produktivitätsfortschritte
möglich. Ohne den enormen Anstieg des Welthandels wäre das
Wirtschaftswachstum nicht so hoch gewesen.
Seit etwa dem Jahr 2000 lassen allerdings die Exportzuwächse
deutlich nach, vor allem in den 10 Jahren von 2010 bis 2020
betrug das Wachstum kumuliert nur mehr 20,8% über 10 Jahre.[6]
Gleichzeitig hat sich auch die Zunahme der Güterproduktion
verlangsamt. Ein starker Einschnitt war ab 2018 zu beobachten,
als die USA unter der Regierung Donald Trump Handelssanktionen
gegenüber China einführten. Die Sanktionen hatten ganz
unmittelbar starke Auswirkungen: Von 2018 auf 2019 sanken die
chinesischen Exporte in die USA um über 12%.[7]...
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