AUSFÜHRLICH: Überforderte Zivilgesellschaft? Ja, aber nicht von Geflüchteten, sondern Politik, Verwaltung und Populismus. Anne-Marie Braun, Schöneberg hilft
1 Stunde 23 Minuten
Beschreibung
vor 1 Jahr
Heute geht es um die Zivilgesellschaft und das ehrenamtliche
Engagement. Im Gespräch mit Anne-Marie Braun von Schöneberg hilft
unterhalten wir uns über die Probleme, die es tatsächlich im
täglichen erleben mit Geflüchteten gerade gibt. Eine Details sind
natürlich auf Berlin bezogen, aber manches davon stimmt so sicher
auch für den Rest der Republik.
Hintergrund dafür ist auch, dass wir allenthalben lesen, dass die
Ehrenamtlichen ja überfordert seien und es deshalb drastische
Änderungen in der Flüchtlingspolitik geben müsse.
Auch wegen unserer „Überforderung“ müssten also Leistungen
gekürzt und Rechte beschnitten werden. So sagen es zum Beispiel
letztlich Lindner und Buschmann von der FDP:
"Staatliche und private Flüchtlingshilfen sind mit Unterbringung
und Integrationsleistungen mittlerweile überfordert."
Gut, wir geben es zu: Wir sind überfordert!
Überfordert mit nahezu täglich neuen oft völlig
faktenbereiten Parolen zu weiteren Verschärfungen.
Überfordert von dem Vorwurf der Überforderung. Überfordert
von Bürokratie und Papier.
Überfordert von teilweise sinnlosen Verwaltungsschritten.
Überfordert von rechtlichen Vorgaben, denen man anmerkt, dass
sie vor allem eines erreichen sollen: Überforderung.
Es ist tatsächlich schwer in diesen Monaten, nicht als
Zivilgesellschaft die Fassung zu verlieren. Waren wir im letzten
Jahr noch gesellschaftlich weitgehend einvernehmlich mit der
Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine beschäftigt,
müssen wir jetzt seit rd. 12 Monaten feststellen, dass allen
anderen Geflüchteten trotz historisch höchster Schutzquote mit
teilweise absurden Vorhaltungen und radikalen Vorbehalten
begegnet wird:
Illegale (gibt es übrigens nicht) Migration, irreguläre Migration
(P.S.: Auch bei Geflüchteten aus der Ukraine weiss niemand, ob
und wie viele noch kommen), alle ohne Bleiberecht, Asymißbrauch
etc. sind nur einige der täglichen Aussagen im politischen Raum,
die Menschen stigmatisieren und kriminalisieren.
Parolen, die 2016 noch von allen demokratischen Parteien
heftigst abgelehnt wurden, werden nun von genau diesen Parteien
von ganz weit rechts bis nach links geholt, wenn Grüne von
Humanität und Ordnung genau die Begriffe aufgreifen, die die
Politik - mal umgesetzt, mal nicht - von Horst Seehofer
überschrieben und beschreiben.
Die eigentlichen Urheber von extrem rechts lachen sich kaputt,
merken nur an, dass genau dies alles ihre Forderungen seit 2015
waren und sehen genüßlich zu, wie ihnen die WählerInnen
zugetrieben werden.
Dazu ein Zitat aus dieser Folge:
So viel Dummheit passt in kein Buch.
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