Wie das US-Finanzkapital BRICS aus der Taufe hob | Von Wolfgang Effenberger

Wie das US-Finanzkapital BRICS aus der Taufe hob | Von Wolfgang Effenberger

32 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Die multipolare Welt als Folge ihrer Bekämpfung


Ein Kommentar von Wolfgang Effenberger.


Hoffnungsvoll schauten Menschen nicht nur in Deutschland 1989 auf
die Ereignisse in Berlin. Der Fall des „Eisernen Vorhangs“ und
die Auflösung der Warschauer Vertragsorganisation sowie das Ende
der Sowjetunion (26. Dezember 1991), boten die realistische
Chance, eine Friedensordnung für das 21. Jahrhundert zu
begründen.


Doch die US-Präsidenten Clinton, Bush, Obama und Biden setz(t)en
den amerikanischen „Exzeptionalismus“ um. Darunter ist der
Anspruch der USA zu verstehen, allen anderen Nationen dieser Welt
mit Machtmitteln den „richtigen Weg“ zu weisen. Dieser
spezifischen Ideologie zufolge nahmen die Vereinigten Staaten von
Amerika - als „God’s own country“ - schon immer eine
Sonderstellung gegenüber allen anderen Staaten ein. Schon bei der
Eroberung des nordamerikanischen Kontinents und der Ausrottung
einheimischer Völker waren nach Ansicht des US-Publizisten Noam
Chomsky die USA auf die Ideologie vom „Manifest Destiny“ (1845)
fixiert, dem religiös-getünchten Grundpfeiler des skrupellosen
Imperialismus mit Stoßrichtung Weltherrschaft.(1)


Die USA hätten zum Ende des 20. Jahrhunderts die Möglichkeit
gehabt, maßgeblich zu einer Friedensordnung beizutragen, setzten
diese Chance jedoch zugunsten der Weltmachtphantasien in den
Sand. Das Chaos in einzelnen Ländern war Teil der geopolitischen
Strategie, wie im Irak, in Afghanistan, Libyen und in Syrien noch
heute zu beobachten ist. Doch dieses Chaos flog den USA als
„Paradoxon der Gewalt“ bald selbst um die Ohren: Das
ursprüngliche Ziel rückt immer mehr in weite Ferne, weil es sich
dem Zwang entzieht. Nicht ohne Tragik jedoch war es für die
Nordamerikaner, als etwa 2001 acht höchst unterschiedliche Länder
sich zur Shanghai-Organisation (SOC) zusammenschlossen. Diese und
die in der folgenden Dekade sich anbahnende Entwicklung der
BRIC-Staaten (heute BRICS) bestimmen aktuell den
Kulminationspunkt einer - ganz entgegen aller weltpolitischen
US-Interessen - multipolaren Welt. Dass die Gründung der
BRIC-Staaten vom amerikanischen Finanzkapital initiiert wurde,
verleiht aktuellen Umbrüchen, bis hin zu BRICS+ (August 2023),
nur weiter an Würze, wie dieser Artikel noch im Detail aufzeigt.


Als in den 90er-Jahren die ehemaligen Sowjet-Staaten, noch am
Boden liegend, ihre Unabhängigkeit erklärten, hielt die USA
keinen Moment inne und begann weltweit, ihre Pflöcke
einzuschlagen. Am 2. August 1990 erklärte US-Präsident George
Bush sen., warum die USA in Kuwait mit der Operation "Desert
Storm" gegen den Irak in den Krieg ziehen muss:


„Vor uns liegt die Gelegenheit, für uns und für die Zukunft eine
Neue Weltordnung zu schmieden. Eine Welt, in der die
Gesetzmäßigkeit und nicht das Recht des Dschungels das Verhalten
der Nationen bestimmt. Wenn wir erfolgreich sind - und wir werden
erfolgreich sein - haben wir eine reale Chance auf diese Neue
Weltordnung. Eine Ordnung, in der die Vereinten Nationen
glaubwürdig ihre "friedenssichernde" Aufgabe erfüllen, gemäß dem
Versprechen und der Vision ihrer Gründer.“ (2)...


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Bildquelle: tokar / shutterstock


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