#54 Hey Alter - Thema im Denkraum Deutschland

#54 Hey Alter - Thema im Denkraum Deutschland

60 Minuten
Podcast
Podcaster
Der 60+ Podcast für Menschen in der dritten Lebensphase

Beschreibung

vor 1 Jahr

 


Hey Alter – das Thema im Denkraum Deutschland 



Auf einen Hinweis von Tamara Dietl wurde ich von Miro Craemer für
zwei Tage in den Denkraum Deutschland 2023 eingeladen. Kein
Wunder, ging es doch vom 14.10. – 22.10. in der Pinakothek der
Modernen in München um das Thema „Hey Alter“. 



Mit unserem Podcast „gelassen älter werden“ gehörten wir quasi 2
Tage zur Ausstellung. Welch ein Erlebnis. Ich durfte viele
Menschen kennenlernen, Künstlerinnen und Künstler, Beteiligte an
den Talkrunden und natürlich Besucherinnen und
Besucher. 



Entstanden sind in den 2 Tagen 3 Podcastepisoden, die wir hier
nach und nach verlinken werden. Dazu etwas ganz Neues, eine Art
Feature zum Denkraum Deutschland „Hey Alter“, also vielleicht ein
kleines Audiokunstwert oder eine Art Audioeventdokumentation.
Entscheidet einfach für euch selbst. 



Als Einstieg empfiehlt sich die eigene Episode mit Miro Craemer
„Denkraum Deutschland – Hey Alter“. Hier geht’s lang!



Dazu wird es eine Episode mit Jonas geben, der unseren Hörerinnen
und Hörern sein Konzept von Jonas fragt, vorstellt. Er möchte als
junger Mann, die Lebenserfahrungen alter Menschen und die damit
verbundenen Weisheiten, gerne an junge Menschen weitergeben. Dazu
nimmt er Interviews auf und verbreitet sie auf Instagram. Ein
sehr schönes Format, also gerne einmal anschauen. 



Und es wird einen Podcast mit Tamara Dietl geben. Sie war
beteiligt am Talk „Alter – eine Krise“ und ich spreche mit ihr
über Vorbilder ihres Lebens, die zu einem gelingenden Leben
beitragen. Grundlage dafür sind bestimmte Charaktereigenschaften,
die besonders eng mit Zufriedenheit im Leben verknüpft sind. Dazu
gehören z.B. Neugier, Dankbarkeit, Hoffnung. Wer sind ihre
Vorbilder zu diesen Eigenschaften und wie wirken sie sich positiv
auf ihr Leben aus. Ein lebendiges und intensives
Gespräch. 



 Und in dieser Episode nehme ich sie mit, in meine
Erlebnisse an 2 Tagen Denkraum Deutschland. 



Folgendes ist zu hören: 



·        Fahrt nach München und ankommen in
der Großstadt 


·        Miro Craemer erklärt das
Konzept 


·        Ich spreche mit Jonas zu Jonas
fragt 


·        Besucher Emanuel 


·        Ich spreche mit Fotograf – Fine Art
Analog – Karl Heinz Rothenberger, 1945 


·        Besucher Nina und Niklas 


·        Ich spreche mit Wolfgang Flatz,
1952 


·        Ich spreche mit Tamara Dietl,
1964 


·        Heimweg 



 
 



Hier finden sie weitere Hinweise zu den Künstlern aus den
Interviews: 



Zur Biografie von Miro Craemer, 1969 



Zitiert von https://www.glockenbachbiennale.com/team 



Miro Craemer studierte Theaterwissenschaft, Psycholinguistik und
Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, bevor
er 15 Jahre als Art Director für diverse Modelabels tätig war.
Seit 2007 arbeitet er ausschließlich als freier Künstler in den
Bereichen Textil, Performance und multimediale Installation und
fungiert dabei gleichzeitig als Kunstvermittler und Kurator.
Einem „Erweiterten Kunstbegriff“ folgend, erforscht er in zumeist
interdisziplinären Projekten das integrative und soziale
Potenzial von Kunst, teilweise auch im öffentlichen Raum. Unter
den Projekten sind zu nennen: „Togetthere_fACTory“ (Pinakothek
der Moderne, München, 2016) „Cord of Desires“ (Karachi, Augsburg,
Wien, 2016/17), „OVERxCOME“ (Karachi, München2017), „Vigor“
(München, 2021) und „Chapel of Connectedness“ (Augsburg, 2021).
Miro Craemer nahm an zahlreichen nationalen und internationalen
Ausstellungen teil, u. a. an der Karachi Biennale 2017, der
Lahore Biennale 2018, den „Personal Structures“ (Performance
„Cosmosoluna“) in Venedig 2019, im Staatlichen Textil- und
Industriemuseum Augsburg 2020/21, im Buchheim Museum, Bernried,
2021/22, und zuletzt im KOENIGmuseum, Landshut, 2022. Seit 2019
realisiert er für die Pinakothek der Moderne den „Denkraum
Deutschland“, ein diskursives Ausstellungs- und
Kunstvermittlungsformat zu gesellschaftlichen Themen, das 2021
mit dem Art Museum Award der European Museum Academy
ausgezeichnet wurde. Das seit 2020 erscheinende Magazin „MAG –
Museum und gesellschaftlicher Wandel“ verfolgt den bewusst
niederschwelligen Zugang zu Kunst und Kultur. Seit 2020 leitet er
den Kunstraum „mim | Raum für Kultur“ in München mit einem
explizit lokal ausgerichteten Programm an der Schnittstelle von
Kunst und Design. 2022 initiierte er die GLOCKENBACH
BIENNALE. 



 Hinweise zu Karl Heinz Rothenberger von seiner
Homepage: 



K.H. Rothenberger wurde 1945 in Landshut geboren und studierte
Medizin in München und Zürich.
 Nach Assistenzarztjahren in der Inneren Medizin und
Chirurgie wendete er sich der Urologie zu. Nach fundierter
Facharztausbildung konzentrierte er sich als Oberarzt vermehrt
auf operative Techniken und wissenschaftliche Forschung, z.B. der
damals brandneuen Lasertechnik. 1983 kehrte er als Chefarzt in
seine Heimatstadt zurück und gründete die Urologische
Klinik.
 
 Parallel dazu widmete sich Rothenberger schon früh der
Fotografie, so beteiligte er sich bereits 1967 mit 2 Arbeiten an
der Ausstellung des Deutschen Jugendfotowettbewerbs in
Düsseldorf. Inzwischen hat sich der Künstler und Arzt ganz auf
die SchwarzWeiss-Fotographie in analoger Kleinbildtechnik
fokussiert. Früher kamen Spiegelreflexkameras zum Einsatz, jetzt
hat die Leica M7 Priorität. „Subjektiv durch das Objektiv“,
„gesehen mit den Augen des Fotografen“ sind frühe Programmpunkte
im Schaffen Rothenbergers. Sie beinhalten auch die Wahrhaftigkeit
in der Fotografie, die nachträgliche Manipulation des einmal
festgehaltenen Augenblicks wird abgelehnt.
 
 In der Regel unterbleiben selbst Ausschnittvergrößerungen,
sichtbar am demonstrativen Leica-Rahmen. Die Sichtweise
Rothenbergers ist neugierig und interessiert, aber auch
einfühlend und wohlwollend, nie verletzend und indiskret. Neben
industriellen & handwerklichen Arbeiten steht die Darstellung
der menschlichen Persönlichkeit und landschaftliche Formen in der
Themenliste obenauf, gesehen in Einzelausstellungen von Wien über
München, Berlin bis Algund/Italien und Herrmannstadt/Rumänien,
sowie einer Gruppenausstellung in Hamburg. Acht Kalender, sieben
Bücher sowie Zeitschriftenbeiträge runden den Arbeitskatalog
ab. 



 
Zur Biografie von Wolfgang Flatz,
1952 



Zitiert von seiner Homepage: 



„Vielleicht bedeutet „hören“ etwas ganz anderes für jemanden, der
als zehnjähriger Hirtenjunge allein auf der Alm miterlebt, wie
alte 156 ihm anvertrauten Rinder nach einem Blitzeinschlag in der
Blockhütte bei lebendigem Leib verbrennen. Und der in diesem
unbeschreiblichen Gebrüll noch deutlich die Stimme des
mitgefangenen Schäferhundes vernimmt.
 
 Dass (Wolfgang) FLATZ seine Kindheit als hart bezeichnet,
liegt aber keineswegs an diesem Ereignis. Der Sohn eines
Eisenbahnschlossers hatte als Mitglied einer Familie aus der
Unterschicht nicht nur unter dem sozialen Druck zu leiden,
sondern auch unter seinem Vater – und als sensibler Mensch unter
der geistigen Dumpfheit des ruralen Vorarlberger Umfelds, in
welchem er aufwuchs. Der Weg zur Kunst war insofern nicht nur ein
metaphorischer Akt der Befreiung- Das gestalterische Talent, das
während seiner Goldschmiedelehre zum Vorschein kam, verhalf FLATZ
zu einem Stipendium in Deutschland. „Emigration“ hat er seine
Entscheidung, Österreich zu verlassen, genannt, und die heutige
politische Entwicklung, die ja nicht aus dem Nichts entstanden
ist, gibt ihm auch in der Wortwahl erschreckend Recht.
 
 Das war 1974, und seine ersten öffentlichen Auftritte
hatten FLATZ bereits eine kurzfristige Unterbringung in einer
geschlossenen psychiatrischen Anstalt eingebracht (nebst der
Androhung, es im Wiederholungsfall nicht unter einem halben Jahr
bewenden zu lassen). In München, wo er bis heute wohnhaft
geblieben ist, studierte er Kunstgeschichte an der Universität
und Malerei an der Akademie. Und stellte fest, dass die Mittel
der „klassischen“ Bildenden Kunst seinem Mitteilungsbedürfnis
nicht entsprachen, weil sie sein Lebens-, Körper- und Kunstgefühl
nicht trafen. Das ist für FLATZ nicht voneinander trennbar, und
so suchte er sich seine genuine Ausdrucksweise – die Performance,
als der Begriff noch gar nicht kanonisiert war. Dies geschah
erst, indem er auf die documenta 1977 eingeladen wurde, wo er
einiges seiner späteren Konzepte vorwegnahm: eine Flugblattaktion
mit der Mitteilung „FLATZ nimmt an der dokumenta 6 nicht
teil“.
 
 Abwesenheit ist eine radikale Form der Präsenz: ein Fehlen.
Noch radikaler ist FLATZ‘ Art des Auftretens, des Daseins. In
Handtücher eingenäht auf einer öffentlichen Toilette, damit man
sich an ihm abtrocknet. Nackt als Zielobjekt für Dartpfeile. Oder
zwischen Stahlplatten bis zur Bewusstlosigkeit hin- und
hergeschlagen als Glockenklöppel zu den Klängen eines Wiener
Walzers.
 
 Demontagen nannte FLATZ die Reihe seiner Aktionen von 1986
bis 1991, zu denen die letztgenannte in der Synagoge zu Tiflis
gehörte, und stets spielte Musik in ihnen eine zentrale Rolle.
Für FLATZ war die CAGEsche Gleichberechtigung aller Laute eine
Selbstverständlichkeit, der Kontrast von klassischem Wohlklang
und den Geräuschen der jeweiligen Aktion machte die „Komposition“
erst aus, als Metapher für sein Verständnis von Kunst, die alles
andere als ein ästhetischer Zufluchtsort sein soll.
 
 1994 wurde FLATZ zum Mekka der Avantgarde, den
Donaueschinger Musiktagen, eingeladen. Zwei Jahre zuvor fiel er
in einem anderen Mekka für Gegenwartskunst auf: der IX. documenta
in Kassel. Mit seinen berühmt gewordenen, von der Decke hängenden
schwarzen Sandsäcken versperrte er den Zugang, so dass man sich
durchboxen musste – und mit jedem Stoß automatisch die
Mitbesucher beeinträchtigte, durch deren Bewegung wiederum der
eigene Weg versperrt wurde…
 
 Das war eine der ersten „Physical Sculptures“, zu denen die
Tätowierung auf FLATZ‘ Rücken ebenso gehört wie der speziell
angefertigte schwarz-rot-goldene Porsche mit dem Wiener
Nummernschild W-FLATZ 2. Oder der beinahe verbotene Brecht-Abend,
bei dem ein (toter) Schimmel auf der Bühne gehäutet wurde,
während eine anfangs nackte Sopranistin in weiß eingekleidet
wurde. Womit wir wieder bei der Musik wären, die als akustisches
und somit physikalisches Phänomen ein ideales Material für FLATZ
darstellte: unmittelbar, emotional, mediengerecht (was noch lange
nicht angepasst heißt) und vor allem: lebendig, jung.
 
 Mit einer Stimme, die eine Skulptur für sich ist, lag es
nahe, dass er immer öfter prominentere Angebote erhielt, als
Gastsänger eine Platte aufzunehmen. Die Anfragen fielen insofern
auf fruchtbaren Boden, als FLATZ, vom Gedanken angeregt, den
Schwerpunkt seines Schaffens immer mehr auf die Musik verschob.
Und seine künstlerische Unabhängigkeit wahrte: 1998 präsentierte
er seine erste Vinyl mit dem Titel „Physical Sculpture“.
 
 Donaueschingen und Pop, Was für viele unvereinbar
erscheint, ist für FLATZ nie ein Widerspruch gewesen, in keiner
Facette seines Schaffens. Als Künstler will er Menschen
erreichen, und zwar nicht nur ein paar Akademiker. Das Elitäre
ist seine Sache nie gewesen, und so hat er immer nach
Ausdrucksformen gesucht, die auch verstanden werden: nach der
adäquaten Sprache für das jeweilige Thema. FLATZ ist deshalb
nicht nur ein Pionier der Performance-Kunst geworden, sondern
auch des Crossover (als man das bestenfalls für eine verbotene
Art hielt, die Straße zu überqueren).
 
 Nach dem Erfolg der Vinyl kamen Angebote großer Labels.
FLATZ‘ Entscheidung fiel auf Sony/Epic und Karl Bartos als
Komponist/Produzent. Für seine früheren Experimente mit
elektronischer Musik mit KRAFTWERK bekannt, war er der ideale
Partner, um zu den FLATZschen Texten (und nach seinen
Vorstellungen bezüglich des Charakters jedes Songs) die Musik für
den Computer zu komponieren, die von Toy Productions London
(Depeche Mode, Bjork, u.v.m.) produziert und gemischt wurden.
Halt FLATZ – ganz ohne Körper? Ohne Instrument? „Der Computer ist
das Instrument der Zukunft“ sagte er, „und auch das
demokratischste, weil es jedem zugänglich ist“.
 
 Er, der Anfang der 80er mit der Band „Clerico“ auf
Festivals auftrat (am selbstgebauten Bass, auch so eine
Skulptur), sieht er keinen Grund, puristisch zu sein. „Akustisch
erzeugte Musik ist ein Relikt, wie die Oper“ – und für
nostalgische Anachronismen hat FLATZ nichts übrig. Pop-Musik ist
für ihn als junges, authentisches Ausdrucksmittel relevant.
 
 Das ungenierte Physische des Techno ohne seine Monotonie,
die Open-Air-Atmosphäre der späten 70er ohne naive Betulichkeit,
die soziale Aggressivität des Punk und die Aufbruchstimmung der
ursprünglichen Neuen Deutschen Welle zusammenzuführen – so in
etwa kann man FLATZ‘ neues Projekt umschreiben. Oder: Eine
mediale Skulptur, die ihre Botschaft gleichzeitig an Emotion und
Intellekt richtet. Denn eines ist der vielseitige FLATZ nie
gewesen: ein Künstler des l’art pour l’art. Seine Aktionen
beziehen sich immer auf den Menschen und die Gesellschaft,
stellen Strukturen in Frage, zeigen oft die Ambivalenz der
Gefühle in Bezug auf Gewalt, Konsum und Gesellschaft. Das ist
FLATZ‘ künstlerisches Erbe zu Lebzeiten, und bei aller Vorsicht
mit derartigen Prognosen – zu den wenigen Kulturerzeugnissen aus
den 80ern, die eine reelle Chance haben, noch in hundert Jahren
präsent zu sein, gehört die deutschlandfahnenfarbende Postkarte
mit der Aufschrift FRESSEN/FICKEN/FERNSEHEN.
 
 Dieses Motto hat er auf der neuen Platte übrigens auch
vertont, neben zwei Neuver-sionen der schon bekannten „Ich“ und
„Virus“ sowie neun weitere Tracks. Direkte, suggestive Lieder, in
denen FLATZ den Text kompromisslos, repetitiv, eindringlich
artikuliert, während die Musik – völlig gleichberechtigt – mit
hartem Rhythmus und präzisen Effekten den Hörer völlig in ihren
Bann zieht. Lebendige, laut zu hörende Musik, die aufrüttelt,
weil sie destruktiv und aufmunternd zugleich ist, weil in ihr
Aggression und Zärtlichkeit (überraschend sanft: das balladeske
„Wunderkind“) ganz nah beieinanderliegen. Diese Spannung erzeugt
Energie. jene Energie, die für FLATZ‘ gesamtes Schaffen
charakteristisch ist, und die das ausmacht, was wir Leben
nennen“
 
 Text: Axel Sanjos 



 Zur Biografie von Tamara Dietl,
1964 



Zitiert von ihrer Homepage: 



Krise ist... 



...ein produktiver Zustand“, hat Max Frisch einmal gesagt, „man
muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“ Das fällt
angesichts der Corona-Krise unendlich schwer. Und doch hat Max
Frisch Recht. Damit wir Krisen produktiv nutzen und sie kraftvoll
meistern können, ist es wichtig zu verstehen, was eine Krise
eigentlich ist. Denn sie ist weit mehr als ein unüberwindbar
scheinendes Problem. 



Eine Krise ist ein Ausnahmezustand, eine Unter­brechung der
Kontinuität. Sie ist ein belastender, temporärer, in seinem
Verlauf und seinen Folgen offener Veränderungsprozess. Eine Krise
ist dadurch gekennzeichnet, dass die vertrauten
Bewältigungs­strategien, die wir bisher für das Lösen von
Problemen parat hatten und die uns immer weitergeholfen haben,
jetzt nicht mehr zur Verfügung stehen. Jedem Menschen, jeder
Gemeinschaft und jeder Gesellschaft ist es immer wieder möglich,
neue Bewältigungs­strategien zu entwickeln und neue Ressourcen zu
entdecken. Bewältigungsstrategien und Ressourcen, die uns stark
machen können. 



Natürlich noch nicht in der ersten Phase einer Krise, die dadurch
gekennzeichnet ist, dass wir unter Schock stehen und die Krise
nicht wahrhaben wollen. In dieser Phase gilt es, die
Schock­starre zu überwinden und die Krise langsam anzunehmen.
Denn sie ist da – ob wir wollen oder nicht. In dem Moment, wo wir
sie in unser Leben zu integrieren, kann es durchaus sinnvoll
sein, das Beste aus ihr zu machen. Denn wir sind auf der Welt, um
unserem Leben Sinn geben – auch in Krisenzeiten. Oder vielleicht
gerade dann besonders intensiv. 



Der Anspruch, dass das Leben uns etwas zu bieten hätte, der
Anspruch, dass es einen Garantie­schein auf ein sicheres,
gesundes, ja glückliches Leben gibt - dieser Anspruch ist in
Wahrheit ganz schön verdreht. Die Perspektive ist nämlich genau
andersherum. Die Unsicherheit ist der Normalfall. Und zwar immer.
Nicht nur in der Krise. In Phasen aber, die über einen langen
Zeitraum (relativ) stabil sind, bilden wir uns ein, wir seien
sicher und unser schönes Leben würde immer so weitergehen. Doch
das ist in Wahrheit eine Illusion. 



Viktor Frankl, nach dessen Sinn-Theorie ich eine
Zusatz­ausbildung zum Krisencoach gemacht habe, hat gesagt: „Das
Leben selbst ist es, das dem Menschen Fragen stellt. Er hat nicht
zu fragen, er ist vielmehr der vom Leben her Befragte, der dem
Leben zu antworten – das Leben zu ver-antworten hat.“ Das
zutiefst Befriedigende an dieser Form der Eigenverantwortung dem
Leben gegenüber ist die Selbstbestimmtheit, die mit ihr
einhergeht, und die gerade in Krisen elementar wichtig ist. Denn
diese Selbst­bestimmtheit macht frei. Auch den Begriff der
Freiheit hat Frankl so definiert, dass er uns gerade in Krisen
wirklich weiterhelfen kann. Denn: „Die Freiheit des Menschen ist
selbstverständlich nicht eine Freiheit von Bedingungen“, sagt
Frankl. „Sie ist überhaupt nicht eine Freiheit von etwas, sondern
eine Freiheit zu etwas, nämlich die Freiheit zu einer
Stellungnahme gegenüber all den Bedingungen.“ In dieser Freiheit
„zu etwas“ liegt der Schlüssel zum sinnvollen Umgang mit Krisen.
Auch der jetzigen Corona-Krise. Wie wollen wir uns zu dieser
Krise stellen? Wir als Individuen? Aber auch wir als
Gemeinschaft? Es gibt drei Möglichkeiten, aus einer Krise
hervorzugehen: Erstens die Wiederherstellung des alten
Gleichgewichts. Zweitens eine negative Veränderung, die eine
Fehlentwicklung zur Folge hat. Und drittens eine positive
Veränderung, die durch eine sinnvolle Weiterentwicklung
gekennzeichnet ist. 



In all meinen Krisen habe ich mich immer für diese dritte
Möglichkeit entschieden: die Kraft in mir zu entdecken, die mir
hilft an der Krise zu wachsen. Welche Haltung es dafür braucht
und welche emotionalen und mentalen Werkzeuge wir dafür
trainieren müssen – davon handelt mein Buch. Hier habe ich
beschrieben, welche Mechanismen wir brauchen, um die Chance und
den Sinn in der Krise zu entdecken. Denn nur so können wir sie in
einen produktiven Zustand verwandeln und ihr damit den
Beigeschmack der Katastrophe zu nehmen. 



Eine Bitte an unsere Hörerinnen und Hörer:

Wir freuen uns über eine Bewertung unseres Podcasts. Holt für uns
die 5 Sterne vom Himmel und schreibt gerne, was euch besonders
gefällt.

Das schenkt noch mehr Menschen unsere Inhalte, da es durch das
bessere Ranking öfter vorgeschlagen wird. Herzlichen Dank.

Für mehr Informationen zum Thema "gelassen älter werden" gibt es
auf unserer Homepage ein Magazin zum Lesen. Hier der Link:
https://gelassen-aelter-werden.de/magazin-gelassen-aelter-werden/


Die Musik im Intro und Outro ist von Stefan Kissel und wurde von
Nico Lange gesprochen.

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