Die Lahmlegung der ukrainischen Stromversorgung

Die Lahmlegung der ukrainischen Stromversorgung

15 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Die erneuten und bislang massivsten Raketenschläge gegen die
ukrainische Stromversorgung in den letzten Tagen stützen die
Annahme, dass Russland mit dieser Aktion Verhandlungen erzwingen
will.


Ein Kommentar von Bernd Murawski.


Die ersten Raketenangriffe auf das ukrainische Elektrizitätsnetz
am 10. Oktober wurden noch allgemein als Vergeltung für den
Bombenanschlag interpretiert, der zwei Tage vorher auf die
Krimbrücke verübt wurde. Betroffen waren vor allem Umspannwerke
mit einer Spannung bis zu 250 kV, die innerhalb weniger Tage
repariert werden konnten. Ein weiteres Angriffsziel war das
Hauptquartier des ukrainischen Geheimdienstes SBU im Zentrum von
Kiew. Vermutlich wegen der harschen Reaktionen auf die hierdurch
verursachten Todesfälle richtete die russische Armee fortan ihre
Lenkflugkörper- und Drohnenangriffe nahezu ausschließlich auf
militärische Einrichtungen und Objekte der Stromversorgung.
Kollateralschäden wurden in der Folge weitgehend vermieden, und
wenn überhaupt meist durch die ukrainische Luftabwehr
verursacht.  


Fortgesetzter Beschuss ukrainischer Stromanlagen


Der Beschuss ukrainischer Elektrizitäts- und Umspannwerke wurde
bis zum heutigen Zeitpunkt mit wechselnder Intensität
fortgesetzt. Bereits vor [etwa] einer Woche gaben Kiewer Behörden
bekannt, dass 40 Prozent der Anlagen zerstört waren, wobei sich
Reparaturarbeiten immer schwieriger gestalten. Planmäßige
Stromabschaltungen wurden in allen Landesteilen zur täglichen
Praxis, um zumindest eine partielle Versorgung von
Privathaushalten, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen zu
gewährleisten.


Trotz westlicher Unkenrufe, der russischen Armee würden bald die
Raketen ausgehen, weshalb vermehrt Drohnen zum Einsatz kämen,
erfolgten am 15. November die bislang schwersten Angriffe auf die
Stromversorgung, bei denen 30 Objekte beschädigt wurden. Die
russische Seite betont zwar, dass das primäre Ziel die Zerstörung
der militärischen Infrastruktur sei, worunter der
Schienentransport von Rüstungsgütern fällt, der zu 90 Prozent mit
elektrischen Zügen bestritten wird. Der Ausfall lebenswichtiger
Infrastrukturen wie etwa der Wasserversorgung lässt indes keinen
Zweifel, dass ebenso die Zivilbevölkerung betroffen ist.


Rückblickend lässt sich feststellen, dass der Anschlag auf die
Krimbrücke und der Beschuss ziviler Objekte auf dem „alten“ wie
dem „neuen“ Staatsgebiet Russlands eher ein Vorwand als ein
Auslöser für die aktuellen russischen Raketenangriffe waren. Der
Kreml konnte mit einer moderaten Reaktion des Westens rechnen, da
Vergeltungsaktionen bereits in der Vergangenheit zum Zweck der
Gesichtswahrung akzeptiert wurden. Erinnert sei etwa an den
Militärschlag Teherans nach der Ermordung des iranischen
Diplomaten Quassem Soleimani im Januar 2020, den die USA mit
Fassung hinnahmen. Als Russland die Angriffe fortsetzte und das
Ziel einer schrittweisen Zerstörung der ukrainischen
Strominfrastruktur evident wurde, hatte sich bereits ein
Gewöhnungsprozess eingestellt, sodass die Kritik auf einem
niedrigen Level verblieb.


Während bis vor kurzem vornehmlich Umspannwerke für die lokale
Versorgung attackiert wurden, richteten sich die jüngsten Schläge
ebenso gegen das 750-kV-Hochspannungsnetz. Dies ist insofern
bedeutsam, als einerseits dessen Transformatoren schwer zu
ersetzen sind und andererseits Verbindungen zwischen den
Teilnetzen sowie zum westlichen Ausland unterbrochen werden, die
sich nur mühsam und zeitaufwändig reparieren lassen. Ziel der
russischen Angriffe ist offensichtlich nicht allein, die Lage an
der militärischen Front zu beeinflussen, sondern auch die
Wirtschaft zu destabilisieren und das zivile Leben zu erschweren,
um die Kiewer Führung zur Aufnahme von Verhandlungen zu
zwingen.....weiterlesen hier:
https://apolut.net/die-lahmlegung-der-ukrainischen-stromversorgung-als-russisches-druckmittel-von-bernd-murawski/


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